Hauptversammlung, Staatsanwalt, Aktienabsturz, Milliardenverluste
„Schimpfkanonade der Kleinaktionäre“ betitelte die FAZ ihren Bericht über die Hauptversammlung des VW-Konzerns. „Jetzt geht es um die Existenz von Volkswagen“ hatte die Welt schon drei Tage vorher katastrophiert. Den Vogel schoss der Bayerische Rundfunk auf seiner Homepage ab mit: „Keine Entlastung für Umweltverbrecher.“ Aufsichtsratschef Pötsch und Vorstandsvorsitzender Müller standen im Mittelpunkt der Kritik wurden aber von den Großaktionären gestützt. Pötsch entschuldigte sich bei den Anteilseignern für den Diesel-Skandal.
Immerhin ist die VW-Aktie seit Bekanntwerden des Abgasskandals um ungefähr 30 Prozent abgestürzt: Dieselgate kostet VW Milliarden; die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Ex-Vorstandschef Winterkorn wegen des Verdachts der Marktmanipulation, „doch jetzt hat die Affäre eine neue Dimension: Staatsanwälte und Bafin liefern Anlegern neue Argumente für ihre Schadenersatzklagen. Der Konzern ist bedroht“ (Die Welt).
Die Bafin hält es zudem für erwiesen, dass Volkswagen seine Aktionäre bewusst über die Risiken des Dieselgate im Unklaren ließ. „Das Unternehmen habe deshalb nicht nur gegen die sogenannte Ad-hoc-Pflicht verstoßen, also die Verpflichtung zur rechtzeitigen Information von Aktienbesitzern, sondern sich außerdem der vorsätzlichen Marktmanipulation schuldig gemacht“. Also hat die Bafin Strafanzeige erstattet. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt sowieso schon in Sachen Dieselgate, ist also im Film…
Das Handelsblatt kommentierte in seinem Morning Briefing: „Nachdem die Staatsanwaltschaft unter anderem gegen Ex-Vorstandschef Winterkorn ermittelt und der gesamte damalige Vorstand auch von der Finanzaufsicht BaFin ins Visier genommen wird, muss sich der Aufsichtsrat entscheiden, auf welcher Seite der Barrikade er stehen will. Soll und darf der Vorstand auf der Hauptversammlung tatsächlich entlastet werden? Die im obersten Kontrollgremium von Europas größter Autofirma versammelten Eigentümer-Familien Piëch und Porsche, aber auch Niedersachsens SPD-Ministerpräsident, treffen mit ihrer Antwort nicht zuletzt eine Aussage über sich selbst: Sind sie Teil der Lösung – oder Teil des Problems?“
Klar ist, dass der Vorstandschef spätestens ab Sommer 2015 hätte wissen können, dass VW ein Abgasproblem hatte – und ein Reputationsproblem dazu -, das so schnell nicht lösbar war und drakonische Strafen nach sich ziehen würde. Dokumentiert ist das angeblich durch mehrere Notizen, die Winterkorn bekommen hat, von denen aber keiner weiß, ob er sie auch gelesen hat. Die Staatsanwaltschaft stellt klar, dass der Ausgang ihrer Ermittlungen offen ist: „Ob sich der genannte Anfangsverdacht verdichtet oder sich entkräften lässt, hängt von dem Ergebnis der erforderlichen weiteren Ermittlungen ab.“
Folgt: BUND: „Ohne Beispiel“