Implosion der fossilen Industrien und explosive Entwicklung der Erneuerbaren können Paris zum Erfolg machen
Wie aus einem am 23.06.2016 in Nature Climate Change erschienenen Artikel hervorgeht, ist das Klimaziel von Paris – entgegen mancher Kritik, es sei wirklichkeitsfremd – ein „Triumph des Realismus“. Erstens, so erklärt jetzt ein Wissenschaftler-Team vom , sei es notwendig, den globalen Temperaturanstieg unter 2 Grad Celsius zu halten, weil bei ungebremstem Klimawandel enorme Risiken auf die Menschheit zukämen. Zum ersten Mal zeigen die Potsdamer Klimaforscher in einem Diagramm, bei welcher Erwärmung welche Elemente des Erdsystems kippen könnten. Zweitens sei die Umsetzung des Pariser Klimaziels machbar, nämlich einerseits durch die technologische Explosion der erneuerbaren Energiesysteme und anderer Innovationen, andererseits durch die Implosion der fossilen Industrien. Drittens sei das Klimaziel einfach genug, um weltweit politisch etwas in Bewegung zu bringen.
Das Klimaziel von Paris, den weltweiten Temperaturanstieg auf deutlich unter 2 Grad Celsius zu begrenzen, bietet die Chance, einige der größten Klimarisiken zu vermeiden – das Kippen von wichtigen Elementen des Erdsystems“, sagt Ricarda Winkelmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Ko-Autorin des in Nature Climate Change erscheinenden Kommentars. „Etwa das Eis an den Polen oder der Regenwald des Amazonas können sich relativ rasch und wahrscheinlich unumkehrbar verändern, wenn einmal eine bestimmte Erwärmungsschwelle überschritten ist. Das sind keine isolierten Vorgänge, sie haben Auswirkungen auf den gesamten Planeten.“
„Notwendig“: Kipp-Elemente und die weltweite Temperatur
Auf der Grundlage der Klimaforschung der vergangenen zwei Jahrzehnte präsentieren die Wissenschaftler ein Diagramm der Kipp-Elemente mit Blick auf die Entwicklung der globalen Temperatur. „Wir zeigen, dass für das Erdsystem ein halbes Grad mehr oder weniger durchaus einen Unterschied macht“, so Winkelmann. Eine Erwärmung von nur 1,5 Grad über das vorindustrielle Niveau hätte bereits erhebliche Folgen, sie ist zum Beispiel eine Bedrohung für Korallenriffe weltweit. Aber der Unterschied zu 2 Grad ist substanziell. In einer 1,5 Grad wärmeren Welt würde zum Beispiel der Anstieg des Meeresspiegels auf rund 1,5 Meter bis zum Jahr 2300 begrenzt werden können. Bei 2 Grad hingegen zeigen die Projektionen einen Anstieg von 2-3 Metern bis 2300, und das riesige Eisschild Grönlands könnte dann seinen Kipp-Punkt bereits überschritten haben.
„Jenseits von 2 Grad steuern wir auf einen vollständigen Eisverlust der nördlichen Halbkugel zu“, sagt Winkelmann. „Dies hätte einen Anstieg des Meeresspiegels zur Folge, der langfristig eine Gefahr wäre für Küstenmetropolen wie New York, Mumbai und Tokio. Daher ist das Pariser Klimaziel notwendig.“
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