Neue Studie: Positive Würdigung
Die Deutsche Umwelthilfe und Fraunhofer IZM veröffentlichen jetzt die Ergebnisse einer Expertenbefragung zur Nachhaltigkeit des Fairphone 2. Das Konzept überzeugt durch Transparenz, Reparaturfähigkeit und verantwortlichen Rohstoffabbau. Es besteht noch Verbesserungspotenzial bei Schadstoffgehalten, Arbeitsbedingungen und technischem Upgrade. Das Fairphone sollte andere Hersteller und Mobilfunkanbieter zum Umdenken bewegen.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und das Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration IZM veröffentlichen gemeinsam eine Studie zur Nachhaltigkeit des neuen Fairphone 2. Im Auftrag der Telekom Deutschland wurde eine Expertenbefragung mit der Leitfrage durchgeführt „Wie nachhaltig ist das Fairphone 2?“. Ziel war es, Stärken und Schwächen zu identifizieren und die Weiterentwicklung des jetzt schon nachhaltigsten Smartphones am Markt weiter zu unterstützen. Das niederländische Unternehmen Fairphone B.V. hatte im letzten Jahr mit dem neuen Fairphone 2 sein zweites Smartphone auf den Markt gebracht, bei dessen Produktion und Gestaltung die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt stand. Die DUH nimmt dies zum Anlass, alle Hersteller und Anbieter von Mobilfunkgeräten zum Umdenken aufzufordern. Smartphones müssen reparaturfähiger, langlebiger und fairer in der Herstellung werden.
Im Rahmen der Umfrage wurden in Österreich und Deutschland mehr als 48 Experten von Umweltschutz- sowie Verbraucherverbänden, wissenschaftlichen Instituten, Universitäten, kirchlichen Institutionen sowie Gewerkschaften befragt, um möglichst viele Ansprüche und Sichtweisen zu berücksichtigen. Die Teilnehmer schätzten das Fairphone 2 im Vergleich zu anderen Mobiltelefonen als überdurchschnittlich nachhaltig ein. Besonders der modulare Aufbau wurde als bahnbrechend beurteilt. Kritisch gesehen wurden die Aspekte Schadstoffgehalt und Upgrade-Fähigkeit. Auch im Bereich der Arbeitsbedingungen gibt es noch Verbesserungspotenzial.
„Das Fairphone 2 bricht mit gängigen Konventionen. Statt möglichst viel Technik in ein besonders flaches Gerät einzubauen, das kaum reparierbar ist und nach zwei Jahren in der Schublade oder auf dem Müll landet, setzen die Niederländer auf ein robustes Gerät, bei dem Langlebigkeit im Vordergrund steht. Durch die erstmalige Umsetzung einer modularen Bauweise können Verbraucher Ersatzteile problemlos selbst einbauen, ohne gleich das ganze Gerät austauschen zu müssen. Eine solche Bauweise vermeidet Elektroschrott, entlastet den Geldbeutel und sollte zukünftig von allen IT-Herstellern umgesetzt werden“, fordert der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Das Fairphone wurde von den Befragten zwar einerseits als beispielgebend im Bereich Arbeitsbedingungen eingeschätzt, andererseits bestehe aber gerade in diesem Bereich noch Verbesserungsbedarf. „In der IT-Branche sind die Arbeitsbedingungen beim Rohstoffabbau in Afrika oder der Produktfertigung in Asien häufig problematisch, weshalb die Entwicklung sozialer und ökologischer Standards ausgesprochen wichtig ist. Die Fairphone-Initiative hat in diesen Bereichen neue Maßstäbe gesetzt und die ethisch vertretbare Produktion von IT-Geräten zum Thema gemacht. Auch wenn noch nicht alle Arbeitsschutzkriterien in der Produktion eingehalten werden, hat das Projekt eine Signalwirkung für die gesamte Elektronikbranche. Andere Hersteller von Mobilfunkgeräten dürfen sich dem Thema Nachhaltigkeit nicht verschließen und sollten dem guten Beispiel von Fairphone schnellstmöglich folgen“, sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Die Idee des Fairphones ist die beispielhafte Entwicklung eines Smartphones, das die Umwelt schont und faire Produktions- und Arbeitsbedingungen ermöglicht. Das Konzept soll zu Veränderungen in der Lieferkette, im Fertigungsprozess und beim Produktdesign, auch bei anderen Herstellern, führen. Fairphone konnte in seinem Verantwortungsbereich beispielgebende Veränderungen im Umwelt- und Sozialbereich anstoßen. Damit die Veränderungen vom Kleinen ins Große getragen werden, sollten vor allem global agierende Großunternehmen der Elektronikbranche nachziehen.
„Die Umfrage zur Nachhaltigkeit des Fairphone 2 konnte wichtige Ansatzpunkte liefern, an welchen Stellen das Konzept noch besser werden muss. Die schlechteste Bewertung erhielt der Aspekt Schadstoffe, wobei vor allem mangelnde Informationen als Begründung angeführt wurden. Aber auch die Möglichkeit der Durchführung von Upgrades und einer technischen Aufrüstung des Geräts könnte viel stärker als bisher Berücksichtigung finden. Auch wurde von den befragten Experten der Wunsch geäußert, weitere fair abgebaute Rohstoffe über Gold, Tantal, Wolfram und Zinn hinaus zu verwenden“, erklärt der Gruppenleiter am Fraunhofer IZM Karsten Schischke.
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