Dekarbonisierung noch in weiter Ferne, saubere Energieversorgung stagniert bei Wärme und Verkehr, Zuwächse nur im Stromsektor
Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland stagnierte in der ersten Hälfte 2016 in den Bereichen Wärme und Mobilität, im Stromsektor war bescheidener Zuwachs zu verzeichnen – aber nur deshalb, weil einige Offshore-Windparks in Betrieb genommen wurden – diagnostizierte der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) in seiner Halbjahresbilanz 2016.
Dabei wäre die Energieversorgung aus Sonne, Wind, Bioenergie Wasserkraft und Geothermie die Basis für eine klimaverträgliche Weltwirtschaft, wie sie auf internationalem Parkett Ende des vergangenen Jahres beim Klimagipfel COP21 in Paris beschlossen wurde. „Die Bundesregierung hat die Ratifizierung des Abkommens zwar bereits auf den Weg gebracht, leitet aber gleichzeitig Schritte ein, die dem Ausbau der Erneuerbaren Energien entgegen stehen“, sagte BEE-Geschäftsführer Hermann Falk.
15 Prozent Anteil am Endenergieverbrauch hätten die Erneuerbaren Energien von Januar bis Juni 2016 gehabt. „15 Prozent Erneuerbare Energien – im Umkehrschluss heißt das, bis zur Dekarbonisierung liegen noch 85 Prozent vor uns.“ Die jüngste Novellierung des EEG, die erst am 08.07.2016 von Bundestag und Bundesrat verabschiedet wurde, zeige, dass es eine offensichtliche Diskrepanz zwischen politischen Versprechungen und realer Politik gibt, kritisiert Falk.
Der Anteil der Erneuerbaren Wärme liegt fast gleichbleibend bei gut 13 Prozent, die klimafreundliche Mobilität ist gar leicht rückläufig bei rund fünf Prozent. Im Stromsektor tragen Erneuerbare Energien nach einem kleinen Anstieg zu rund einem Drittel zur Energieversorgung bei. „Es zeigt sich, dass die jahrelangen Versäumnisse zur sauberen Energieversorgung im Wärme- und Mobilitätsbereich lange Arme haben. Eine Besserung ist auch nicht in Sicht, da nach wie vor durchschlagende Ideen von der Bundesregierung fehlen.“ Der Ökostromausbau, einst Wegbereiter der Energiewende und international dutzendfach kopiertes Beispiel, habe im Zuge der vergangenen EEG-Novellen zu stark an Dynamik verloren, so Falk. Nach starken Einschnitten in der Photovoltaik und Bioenergie werde das auch die Windenergie zu spüren bekommen, für die jüngst die bislang stärkste Novellierung beschlossen worden sei.
„Über Jahre hinweg haben die Erfolge der Windenergie im Stromsektor die rückläufigen Marktanteile sowohl der anderen Erneuerbaren Energieträger, vor allem bei Photovoltaik und Bioenergie, als auch den mangelnden Ausbau im Wärme- und Verkehrssektor kaschiert“, sagt Falk. „Doch nun wird auch der Windausbau eingebremst, was nach und nach in künftigen Erneuerbaren-Bilanzen zu sehen sein wird.“ Folglich drohe Deutschland noch stärker als bislang die Klimaschutzziele ebenso zu verfehlen wie die verpflichtenden europäischen Ausbauziele für Erneuerbare Energien.
->Quelle: bee-ev.de/halbjahresbilanz-2016