Verkehrswende muss beschleunigt werden

AEE: Keine Energiewende im Verkehrssektor ohne politische Weichenstellungen

Wie das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle dieser Tage mitteilte, wurden bis Mitte Juli 2016 bereits über 900 Förderanträge für Elektrofahrzeuge gestellt. Ziel des seit Anfang Juli 2016 geltenden Umweltbonus‘ ist, den Absatz von Elektrofahrzeugen zu fördern. Um die Energiewende im Verkehr insgesamt anzustoßen, sind jedoch dringend  weitere umfangreiche verkehrs- und energiepolitische Maßnahmen sowie technologische Veränderungen erforderlich. Das geht aus der am 19.07.2016 von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) veröffentlichten Metaanalyse „Maßnahmen und Instrumente für die Energiewende im Verkehr“ hervor.

In der neuen, 16-seitigen Analyse hat das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien 16 Studien verglichen und untersucht, welche Maßnahmen Experten für notwendig halten, um die Energiewende im Verkehr erfolgreich voranzubringen.

Doppelauspuff, keinen Bagatell-CO2-Wert verheißend - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft 20140925

Doppelauspuff, keinen Bagatell-CO2-Wert verheißend – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Die Mehrheit der Studien benennt zum Beispiel Anpassungen bei der Kraftstoffsteuer und der Lkw-Maut, die Verschärfung der Flottengrenzwerte für den CO2-Ausstoß von Pkw in Verbindung mit entsprechenden Kontrollen, die Einführung und Verschärfung von Tempolimits, die Förderung des öffentlichen Verkehrs sowie alternativer Kraftstoffe und den Ausbau des Schienennetzes.

Da die Energiewende im Verkehr bisher auf sich warten lässt, ist bei der Initiierung von Maßnahmen Eile geboten:  „Weil gerade im Verkehrssektor die notwendigen strukturellen Veränderungen erst mittel- bis langfristig ihre Wirkung entfalten können, muss die Politik sie möglichst zeitnah einleiten“, mahnt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. „Ohne den baldigen Startschuss für die Energiewende im Verkehr können die klimapolitischen Ziele nicht erreicht werden.“

Energiewende im Verkehrssektor lässt auf sich warten

Der Verkehrssektor ist für 18 Prozent des gesamten Treibhausgasausstoßes in Deutschland verantwortlich. Der Erfolg der nationalen und internationalen Klima-, Energie- und Umweltziele hängt also wesentlich von Entwicklungen in diesem Bereich ab. Doch in der Realität ist der Verkehr der einzige Energieverbrauchssektor in Deutschland, der seit 1990 praktisch keine Treibhausgase reduziert hat.

Die neue Metaanalyse fokussiert auf die von Wissenschaftlern vorgeschlagenen Instrumente, um den Verkehr auf den für den Klimaschutz erforderlichen Zielpfad zu bringen. Das Ergebnis: Für Klimaschutz im Verkehr ist ein effektives Zusammenspiel notwendig von angebots- und nachfrageseitigen Maßnahmen, preislichen Anreizen, ordnungsrechtlichen Vorgaben sowie planerischen und informativen Strategien.

Instrumente für die Energiewende im Verkehr

Die Mehrheit der untersuchten Studien geht davon aus, dass Kraftstoff- und Kraftfahrzeugsteuern, die den Kohlendioxidausstoß bzw. die Energieintensität des Kraftstoffs oder des Fahrzeugs einpreisen, sinnvolle Instrumente für die Verkehrswende sind. Diese Maßnahmen steigern gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit alternativer Antriebe und Kraftstoffe und reizen dazu an, Energieeffizienzpotenziale zu erschließen, Verkehr zu vermeiden und zu verlagern.

Außerdem berücksichtigen die meisten Studien verschiedene Mautsysteme. Solche Straßennutzungsgebühren sollen die Kosten des Verkehrs verursachergerecht verteilen und die Verkehrsnachfrage reduzieren bzw. auf andere Verkehrsträger verlagern. Intelligente Mautsysteme können zwischen Ort, Zeit, Fahrzeugeigenschaften etc. differenzieren und gezielt die externen Kosten des Verkehrs adressieren.

„Während Kraftstoffsteuern in erster Linie die Klimakosten der Verbrennung abbilden, sind Mautsysteme in der Lage, auch andere Aspekte wie Staus, Luftverschmutzung, Infrastrukturkosten oder Lärm zu berücksichtigen“, erklärt Vohrer die Lenkungswirkung unterschiedlicher Instrumente für die Energiewende im Verkehr.

Verkehrswende nur durch Maßnahmen-Bündel machbar

Der Vergleich der Studien zeigt, dass eine deutliche Reduktion des Energiebedarfs im Verkehr eine Voraussetzung dafür ist, dass die Umstellung auf alternative Antriebe und Kraftstoffe erfolgen und damit die Energiewende im Verkehr gelingen kann. Die Durchsetzung alternativer Antriebe und klimafreundlicher Kraftstoffe wird in vielen Studien und Szenarien einkalkuliert. Starker politischer Handlungsbedarf wird im Hinblick auf Verkehrsvermeidung und -verlagerung formuliert. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs und des Güterverkehrs auf die Schiene, wo Personen und Güter relativ energieeffizient und klimaschonend transportiert werden können.

Die Metaanalyse zum Download auf forschungsradar.de

Eine weitere, bereits im November 2015 veröffentlichte Metaanalyse vergleicht wissenschaftliche Studien zum Thema Verkehr im Hinblick auf die potenzielle Entwicklung des Energiebedarfs, der Energiebereitstellung und des damit verbundenen Treibhausgasausstoßes.

->Quellen: