Hunderte von Sammelklagen in den USA
Es wird möglicherweise ernst für Matthias Müller in Sachen Dieselgate, denn neue Vorwürfe – so das Handelsblatt, dpa und BILD – gehen jetzt auch an die Adresse von Vorstandschef Müller. Drei US-Staatsanwälte nehmen in ihren Zivilklagen in New York, Maryland und Massachusetts gegen VW direkt Bezug auf den VW-Vorstandschef. Müller ist Beklagter in drei Sammelklagen, die jetzt in San Francisco eingereicht wurden. Es geht dabei um Vorwürfe wegen Betrugs, Vertragsbruchs, irreführender Werbung und Wettbewerbsverzerrung.
Wörtlich stellen die Klageschriften fest: „Volkswagens illegaler Komplott entstand aus Gier und der Ambition, den weltweiten Automarkt um jeden Preis zu dominieren“ – und „unverschämtestes Unternehmensverbrechen der Geschichte“. Schon sind ähnliche Klagen gegen Müller-Vorgänger Winterkorn und VW-Amerikachef Horn sind eingereicht worden – in den USA wurden Hunderte von Sammelklagen erhoben.
Müller soll – so die Klagen – in großem Stil vom Abgas-Betrug profitiert haben, der VW-Marktanteil sei dadurch widerrechtlich erhöht worden – der VW-Chef sei als Porsche-Chef langjähriger „Leutnant“ von Winterkorn gewesen, so die Klage, denn während seiner Porsche-Ägide sei der Skandal-Porsche Cayenne Diesel herausgebracht worden. Er sei entweder Mitwisser gewesen oder habe den Betrug nicht wahrnehmen wollen.
Keine Stellungnahme von VW
Die neuen Sammelklagen richten sich auch gegen Audi-Chef Stadler und Bosch-Boss Denner. Aufgrund der Klagen des US-Justizministeriums und der Zivilklage im Auftrag der US-Umweltbehörde EPA gegen VW droht theoretisch eine Strafe bis 46 Milliarden Dollar. Die Ankläger beziehen sich auf interne Dokumente, E-Mails und Zeugenaussagen. Ähnlich redet New Yorks Generalstaatsanwalt Eric T. Schneiderman – von einem „gerissenen, zynischen Betrug“.
[note Der Generalstaatsanwalt von New York stellte am 24.07.2016 in Washington eine Klage mehrerer Bundesstaaten über „Hunderte Millionen Dollar“ Strafen für VW vor. Denn Dutzende VW-Mitarbeiter seien an dem Abgasbetrug beteiligt gewesen. Die Klagen richten sich gegen Volkswagen, Audi und Porsche, bzw. die jeweiligen US-Ableger der Firmen, auch wegen angeblicher Zerstörung wichtiger Beweismittel. Winterkorn sei früh über die Abgasmanipulation informiert gewesen. Er habe im Frühjahr 2014 von der Existenz einer illegalen Abschalteinrichtung gewusst. In der Klage bezieht sich Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman unter anderem auf eine E-Mail von Frank Tuch, damals Leiter des VW-Qualitätsmanagements, an Winterkorn, in der Tuch angeblich geschrieben hat, eine detaillierte Erklärung für die dramatisch hohen Stickoxidemissionen könne den Behörden nicht gegeben werden. Erstmals taucht auch Matthias Müller in einer Klage gegen den Konzern auf, berichtet die New York Times. Müller habe demnach schon 2006 als Chef des Projektmanagements von Audi gewusst, dass die Audi-Fahrzeuge nicht die amerikanischen Umwelt-Anforderungen erfüllten. Um Geld zu sparen, habe das Unternehmen sich damals entschieden, eine zweifelhafte Manipulations-Software einzusetzen. (Nach: hallowochenende.de/us-bundesstaaten-drohen-mit-neuer-klage von „Hallo Wolfsburg“)]
->Quellen:
- handelsblatt.com/volkswagen-dieselskandal-us-staaten-nehmen-matthias-mueller-ins-visier
- spiegel.de/volkswagen-matthias-mueller-in-usa-verklagt
- hallowochenende.de/us-bundesstaaten-drohen-mit-neuer-klage
- freiepresse.de/Bruessel-will-Verbraucher-im-VW-Skandal-unterstuetzen-artikel
- deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/skandal-um-volkswagen