Forschungspolitik im Fokus
Die Forschungs- und Entwicklungspolitik (FuE) in Deutschland ist – so der parlamentseigene Pressedienst „heute im bundestag“ – auf gutem Weg. Das sagte jedenfalls Andreas Barner vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft beim Öffentlichen Fachgespräch „Forschung und Innovation in Deutschland: Stand und Perspektiven – einschließlich Zwischenbilanz der Hightech-Strategie“ vor dem Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am 06.07.2016.
Dem Fachgespräch lagen eine Reihe von Unterrichtungen der Bundesregierung (18/7620, 18/8550, 18/7729, 18/2497) sowie ein Antrag und ein Gesetzentwurf der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (18/8711, 18/7872)) zugrunde. Die Bundesregierung will ihrer „Hightech-Strategie“ (18/2497) Deutschland auf dem Weg zum weltweiten Innovationsführer voranbringen. Gute Ideen sollen demnach schneller in innovative Produkte und Dienstleistungen umgesetzt werden. Barner betonte, dass Deutschland das Ziel, drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für FuE auszugeben, fast erreicht habe. Gleichwohl forderte er eine bessere Grundfinanzierung der Universitäten und mehr transdisziplinäre Kooperation.
Sich mehr nach den unterschiedlichen Bedürfnissen von Unternehmen zu richten, forderte Carsten Dreher (FU Berlin). FuE dürfe man heutzutage nicht mehr als linearen Prozess verstehen: „Wenn man sich für eine Innovationspolitik als Transformationspolitik entscheidet, also alte Lösungen verwirft und neue anstrebt, begibt man sich in Such- und Lernprozesse, bei denen zukünftige Lösungen in der Gegenwart unbekannt sind. Die ergebnisoffene Suche und die damit verbundenen Chancen für neue unternehmerische Lösungen sind notwendig, müssen aber im Ergebnis nicht zwangsläufig mit den Wunschvorstellungen übereinstimmen, die Auslöser für den Transformationsprozess waren“, sagte Dreher. Das gesellschaftliche Ziel der Nachhaltigkeit sei zudem ein Ziel, dass bei der FuE-Politik stets mitgedacht werden müsse.
Eine hoch technologieorientierte Volkswirtschaft wie Deutschland könne sich nicht damit begnügen, Produkte möglichst billig herzustellen, vielmehr müsse sie sich um Qualität bemühen, machte Ingmar Kumpmann vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) deutlich. Er forderte eine Steigerung des Drei-Prozent-Zieles: Die Forschung müsse drängende Fragen wie den Klimawandel, die demographische Entwicklung und die Verbesserung der Arbeitswelt angehen.
Dirk Messner vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik sprach sich dafür aus, ein erweitertes Innovationsverständnis in den forschungspolitischen Strategien zu verankern. Viele gesellschaftliche Herausforderungen ließen sich nicht durch technologische Innovationen allein lösen, sondern bedürften einer Betrachtung, die alle potenziellen Lösungswege miteinbeziehe. Damit spielte er auch auf die sozialen Fliehkräfte an, die sich in dem Motto „Our nation first“ und dem Zulauf für den amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und für den britischen „Brexit“ zeigten. Zudem betonte Messner, dass sich der Wohlstand nur erhalten lasse, wenn Deutschland mehr als bisher globale Gemeinschaftsgüter stütze.
Bei FuE gehe es letztlich auch immer um den Wettbewerb der besten Köpfe in der Wissenschaft, sagte Johannes Vogel vom Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung (Naturkunde-Institut Berlin). Hier habe Deutschland das Potenzial noch nicht ausgeschöpft. „Kluge Köpfe gehen dahin, wo schon andere kluge Köpfe sind.“ Deutschland werde aus dem Ausland sehr genau beobachtet und der größte Exportschlager sei sicher nicht das Auto, sondern die Verfassung und die sich darauf gründenden Institutionen. Um Wissenschaft und Technologie voranzubringen, brauche man mündige Bürger sowie Willen und Möglichkeit zum lebenslangen Lernen. (hib/ROL)
->Quelle: bundestag.de/hib/434622