Machtlos bei Hurrikanen
Wenn Hurrikane wie Katrina 2005 oder Sandy (s. Foto) 2012 auf dichtbesiedelte Regionen treffen, können sie großen Schaden anrichten. Mehr als 50 Prozent aller wetterbedingten Schäden weltweit werden von tropischen Wirbelstürmen verursacht. Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben nun das Ausmaß möglicher zukünftiger Hurrikanschäden im Verhältnis zum Wirtschaftswachstum analysiert (s. PIK-Pressemitteilung). Am Beispiel der USA fanden sie heraus, dass eine Verdreifachung dieser relativen Schäden bei unvermindertem Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts möglich ist und die akkumulierten jährlichen Schäden durchschnittlich sogar um das Achtfache ansteigen können. Im Gegensatz zur verbreiteten Ansicht zeigt ihre Studie, dass vermehrte Schäden zumindest in den USA nicht durch Wirtschaftswachstum ausgeglichen werden können.
„Bisher hat sich gezeigt, dass historische Schäden durch tropische Wirbelstürme schwächer als das Bruttosozialprodukt eines betroffenen Landes stiegen“, erklärt Leitautor Tobias Geiger. „Wenn man sich jedoch die Verluste in Bezug auf das Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens und der Bevölkerung getrennt anschaut, ergibt sich ein anderes Bild. Unsere Analyse für die USA zeigt, dass hohes Einkommen nicht vor Hurrikanschäden schützt. Die Schäden steigen schneller an als das Einkommen. Aufgrund der voraussichtlichen Zunahme der Anzahl und Intensität von tropischen Wirbelstürmen bei ungehindert fortschreitendem Klimawandel könnten sich bis zum Ende des Jahrhunderts die durchschnittlichen Hurrikanschäden in Bezug auf das Bruttosozialprodukt der USA verdreifachen.“
Die Wissenschaftler nutzten neuste Modelle, um etwa die Windgeschwindigkeit, die betroffene Bevölkerung und das Pro-Kopf-Einkommen mit den beobachteten Schäden zu koppeln. Dabei griffen sie auf einen eigens dafür entwickelten Datensatz zu sozio-ökonomische Faktoren und Hurrikan-Risiken zurück. „Wir haben die Information über historische Hurrikanzugbahnen für die Ostküste der USA genutzt, um einen differenzierten Zusammenhang zwischen der Anzahl der betroffenen Menschen, dem mittleren pro Kopf Einkommen der betroffenen Region und den verursachten Schäden abzuleiten.“, fügt Katja Frieler hinzu, stellvertretende Forschungsbereichsleiterin zu Klimawirkung und Vulnerabilität am PIK. „Am Ende haben wir diese Beziehung auf Tausende simulierte potenzielle Sturmverläufe angewandt, die den Osten der USA bis 2100 in verschiedenen Klimaszenarien treffen könnten.“
Der Klimawandel und seine Konsequenzen: wie weit können wir uns anpassen?
„Manche Menschen hoffen, dass eine wachsende Wirtschaft die von Klimaveränderungen verursachten Schäden kompensieren kann – dass wir den Wettlauf mit dem Klimawandel wirtschaftlich gewinnen können auch ohne eine Energiewende. Aber unsere Studie zeigt, dass die Schäden schneller wachsen als unsere Wirtschaft, zumindest bei dem wichtigen Beispiel der Hurrikane in den USA. Es sieht so aus als könnten wir einen wirtschaftlichen Wettlauf mit ungebremsten Klimawandel nicht gewinnen.“ sagt Anders Levermann, Leiter der Forschung zu globalen Anpassungsstrategien am PIK und Wissenschaftler an der Columbia Universität in New York. „Wir sehen anhand der Hurrikanschäden in den USA, dass die Hoffnung in wirtschaftliches Wachstum als Antwort auf den Klimawandel fragwürdig ist. Natürlich ist die Anpassung an unvermeidliche Folgen des Klimawandels wichtig, aber seine Eindämmung bleibt von wesentlicher Bedeutung, um die noch vermeidbaren Konsequenzen zu verhindern oder wenigstens abzuschwächen.“
->Quellen:
- pik-potsdam.de/kann-wirtschaftswachstum-klimaschaeden-wettmachen-nicht-bei-hurrikanen
- Artikel: Geiger, T.; Frieler, K.; Levermann, A. (2016): High-income does not protect against hurricane losses. Environmental Research Letters 11 084012. [DOI: 10.1088/1748-9326/11/8/084012]
- Link zum Artikel: iopscience.iop.org