Neuer UNEP-Chef – im Namen der Natur
Erik Solheim leitet seit Anfang Juli das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Der Norweger saß vorher dem Ausschuss für Entwicklungshilfe der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vor. In den Jahren 2005 bis 2012 war er norwegischer Entwicklungshilfeminister, von 2007 bis 2012 zusätzlich Umweltminister. Seinen Titeln nach ist Erik Solheim ein würdiger Nachfolger des bisherigen UNEP-Chefs Achim Steiner. 2009 erhielt er für seine Arbeiten über Umwelt und Klima die UNEP-Auszeichnung „Champion of the Earth“, das „Times Magazine“ wählte ihn zum „Hero of the Environment“ und die Weltnaturschutzunion IUCN zum „Patron of Nature“. Im Berliner Tagesspiegel antwortete er auf Fragen von Dagmar Dehmer, sprach über Kapitalismus und Entwicklung – und was Superreiche wie Bill Gates dafür tun.
„Das offensichtlichste Thema ist die Umweltverschmutzung“, stellt Solheim lakonisch fest. Sehr erfolgreich seien übertragbare Krankheiten bekämpft worden. Aber die Umweltverschmutzung entwickle sich „zum wesentlichen Entwicklungshindernis“. An Luftverschmutzung würden mehr Menschen sterben als an Krebs, was kaum jemand wisse. Die Lebensgrundlage für viele Menschen in der Fischerei würde durch Überfischung und Plastikmüll zerstört – die Ozeane.
Klare Verbindung zwischen Umweltzerstörung und Krieg
Als „größte Jobmaschine“ bezeichnet Solheim den Tourismus, allerdings nur, „wenn wir es nachhaltig tun. Wir müssen die Menschen mit weniger Verschmutzung durch Flugzeuge und Autos um die Welt bringen, und die Natur respektieren“. Eine starke Verbindung bestehe zum Naturschutz, denn die Leute reisten, um Elefanten oder Löwen zu sehen. Wenn es die nicht mehr gebe, komme niemand mehr. „Der Naturschutz verbindet Umweltschutz mit Wirtschaftsentwicklung im großen Stil.“ Dabei müsse ein weiteres Thema im Auge behalten werden: der „Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und Krieg, Konflikt und Migration. Umweltzerstörung kann Konflikte verstärken und Kriege können es sehr schwer machen, die Umweltprobleme zu lösen.“ In Somalia, im Südsudan und in der Region um den Tschadsee, wo Boko Haram Probleme mache, gebe es eine klare Verbindung zwischen Umweltzerstörung und Krieg.
Man könne Wälder, so Solheim, nicht mit Konflikten schützen. Aber man könne brasilianische Waldexperten ins Kongobecken bringen. Brasilien habe den 20 Millionen im Amazonas-Regenwald lebenden Menschen eine „rasante Wirtschaftsentwicklung“ gebracht. Was in Brasilien möglich sei, sei überall möglich. Ohne Wirtschaftswachstum sind die Armen nicht aus der Armut herauszuholen. Aber Wachstum sei nicht alles, es gebe „ein Problem mit der Verteilungsgerechtigkeit. Wir müssen den Reichtum des Planeten viel besser teilen als auf diese komplett lächerliche Weise, dass ein paar Superreiche mehr Zugang zu Ressourcen haben als die Hälfte der Weltbevölkerung. Das muss sich ändern.“ Das müsse auf höchster politischer Ebene gelöst werden. Glücklicherweise hätten das inzwischen „sogar ein paar Superreiche verstanden, wie Bill Gates. Der Kapitalismus kann langfristig nur überleben, wenn er fair, integrativ und verantwortlich ist.“
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