„Auf der Ölspur“: WWF-Berechnungen zu einem palmölfreieren Deutschland
Weltweit werden auf mehr als 17 Millionen Hektar – fast der halben Fläche Deutschlands – jährlich rund 60 Mio. t Palm- und Palmkernöl produziert. Der weltweite Hunger daauf hat gewaltige negative Auswirkungen auf Mensch und Natur – großflächige Rodung von Regenwäldern, Missachtung von Landnutzungsrechten und Vertreibung bedrohter Arten wie Orang-Utans. Der WWF hat die ökologischen Folgen eines Boykotts und Ersatzes von Palmöl in Deutschland berechnet – das Ergebnis der Studie: Kein Palmöl ist – „leider – auch keine Lösung“.
Denn der Ersatz durch Kokos-, Soja-, Sonnenblumen- und Rapsöl hätte einen massiv höheren Flächenbedarf zur Folge, die Treibhausgasemissionen stiegen an und die Gefährdung von Tier- und Pflanzenarten nähme zu. „Der simple Austausch von Palmöl durch andere Pflanzenöle löst die Probleme nicht, sondern kann sie sogar verschlimmern“, fasst Ilka Petersen vom WWF Deutschland zusammen. „Das gilt insbesondere dann, wenn Palmöl durch Soja- oder Kokosöl ersetzt wird. Es führt daher kein Weg daran vorbei, den Anbau von Ölpflanzen ausnahmslos umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten. Gleichzeitig muss unser Bedarf drastisch gesenkt werden.“
In jedem zweiten Supermarktprodukt
Laut WWF verbraucht Deutschland pro Jahr rund 1,8 Mio. t Palmöl. Der größte Anteil gehe in Biodiesel (41 %), dicht gefolgt von Nahrungs- und Futtermitteln (40 %) sowie in die industrielle Verwendung etwa für Pharmazie oder Reinigungsmittel (17 %). Die Folge: Palmöl finde sich in jedem zweiten Supermarktprodukt von Margarine, Pizzen und Süßwaren bis zu Kosmetika und Waschmitteln. Rund 140.000 t landen darüber hinaus in den Futtertrögen der konventionellen Intensivtierhaltung.
Würde Deutschland das Palmöl komplett austauschen, wären laut WWF für die Gewinnung der „Ersatz-Pflanzenöle“ rund 1,4 Mio. ha mehr Anbaufläche notwendig. Zu dem Mehrbedarf an Fläche komme es, weil keine andere Pflanze auf einem Hektar Land so hohe Öl-Erträge wie die Ölpalme erzielten. Raps, Kokos und Sonnenblume brächten im Durchschnitt nur rund 0,7 t Öl pro Hektar. Soja sogar noch weniger. Zum Vergleich: Die Ausbeute bei Ölpalmen liege bei durchschnittlich 3,3 t pro Hektar.
Folgt: Gravierende negative Effekte für biologische Vielfalt