Hintergrund WWF-Studie „Auf der Ölspur“
Für die WWF-Studie wurde Möglichkeiten und Auswirkungen einer Substitution von Palmöl durch andere pflanzliche Öle untersucht. Erstmals gelang es 98 Prozent des deutschen Palmölverbrauchs von jährlich knapp 1,8 Mio. t zu ermitteln. Anschließend wurde geprüft, welche Öle technisch geeignet sind, Palmöl zu ersetzen und welche Effekte dies auf Flächenbedarf, Treibhausgasemissionen und Biodiversität hätte. Dafür wurden zu jeweils realistischen Anteilen Soja, Kokos, Raps und Sonnenblume auf die Sektoren umgelegt.
In einem zweiten Ansatz wurde durchgerechnet, ob die Bundesrepublik theoretisch ihren Bedarf nur durch heimische Pflanzenöle decken könnte. Dafür müsste die Anbaufläche in Deutschland um 730.000 Hektar ausgeweitet werden. Das entspräche der doppelten Größe Mallorcas. Auch bei diesem Ansatz würden mehr Treibhausgase freigesetzt. Global betrachtet könnten jedoch positive Effekte für die Biodiversität erwartet werden. Hierzulande sind allerdings – jenseits der Flächenproblematik – negative Auswirkungen für Fauna und Flora zu befürchten.
In beiden Modellen wird eine Substitution durch Erdöl ausgeschlossen, da die fossile Rohstoffgewinnung keine gewünschte Alternative darstellt. Ein Palmöl-Aus darf daher nicht dazu führen, dass in Kerzen oder Reinigungsmittel wieder Erdöl verwendet wird. Zudem gilt für beide Berechnungen die optimistische Prämisse, dass 500.000 t Palmöl im Bioenergie-Sektor durch Alt-Fette ersetzt werden. Diese finden allerdings bereits heute in der chemischen Industrie z.B. als Schmierstoffe Verwendung und stehen daher nicht unbegrenzt zur Verfügung.
[note WWF-Empfehlungen für Verbraucher:
17 Prozent des deutschen Bedarfs an Palmöl finden sich in weiterverarbeiteten Lebensmitteln und Konsumgütern wie Schokolade, Knabberwaren, Pizzen und anderen Fertiggerichten. Daher empfiehlt der WWF:
- frische Lebensmittel statt Fertigprodukte,
- weniger Süßes und Fettiges
- weniger und dafür besseres Fleisch, denn 8 Prozent des nach Deutschland importierten Palmöls fließen in Futtermittel für Rinder, Geflügel und Schweine.
- Einkauf zertifizierter Produkte, d.h. bestenfalls Bio-Produkte; ansonsten Produkte, die zumindest nach dem RSPO-Standard zertifiziert sind
- umweltfreundlicher Verkehr ist auch palmölarmer Verkehr: Fahrrad statt Auto, öffentliche Verkehrsmittel und Videokonferenz statt Geschäftsreise. Die richtige Wahl trägt auch zur sinkenden Nachfrage nach Palmöl bei.
Forderungen an die Politik:
- Alle Importe von Palmöl müssen an strenge, ökologische und soziale Nachhaltigkeitskriterien geknüpft werden
- Verzicht auf Palmöl als Biokraftstoff durchsetzen und im Verkehrsbereich den Fokus auf Einsparungen, Verkehrsvermeidung, drastische Reduktion des Energiebedarfs sowie öffentlichen Nahverkehr und Elektrifizierung legen.
Forderungen an Unternehmen:
- sofort auf 100 Prozent physisch zertifiziertes Palmöl umsteigen
- Lieferanten in die Pflicht nehmen und strenge Kriterien einfordern, wie z.B. ein Verbot der Umwandlung von Torfböden sowie des Einsatzes von gefährlichen Pestiziden
- Bei Initiativen mitwirken, deren Ziel es ist, bestehende Zertifizierungssysteme zu verbessern, wie das Forum nachhaltiges Palmöl und die Palm Oil Innovators Group.]
->Quellen: