Deutschland bei Energiewende nicht mehr Vorbild

Wichtige Ziele werden verfehlt

Die aktuelle Entwicklung der Indikatoren des Energiewende-Indexes von McKinsey läute eine neue Phase in der deutschen Energiewende ein – so das Beratungsunternehmen: Die Kosten der Netzeingriffe explodierten und Engpässe bremsten den Ausbau der Erneuerbaren. Eine verstärkte Systemintegration sei erforderlich, „wenn Deutschland seine Rolle als Vorreiter der Energiewende nicht an andere Weltregionen verlieren will. Denn dort boomen die Erneuerbaren mittlerweile.“

[note Jedes halbe Jahr  (bis Ende 2013 alle drei Monate) bietet McKinsey in seinem E-Wende-Index einen Überblick über den Status der Energiewende in Deutschland entlang der drei Dimensionen des energiewirtschaftlichen Dreiecks: Klima- und Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Innerhalb dieser Dimensionen werden jeweils fünf relevante Indikatoren analysiert und aktuell daraufhin bewertet, inwieweit sie ihre für 2020 geplanten Zielwerte im geplanten Zeitverlauf der Energiewende erreicht haben.]

Strommast in Wiesbaden - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur ZukunftNach eher geringen Veränderungen in den letzten Erhebungen – so die Autoren Thomas Vahlenkamp, Ingmar Ritzenhofen, Gerke Gersema und Marco Weber in Ausgabe 9/2016 – „kommt Bewegung in den deutschen Energiewende-Index. Zentrale Indikatoren driften auseinander und steuern auf gegenläufige Extreme zu: Die Schere zwischen unrealistischer Zielerreichung und Übererfüllung wird größer. Während sich bspw. die Kosten für Netzeingriffe und die Strompreise immer weiter von den ursprünglich gesteckten Zielen entfernen, erreichen andere Kennzahlen Spitzenwerte weit über den geforderten Grenzmarken, allen voran der Offshore-Wind-Ausbau.“

Trotz der teils deutlichen Veränderung einzelner Werte ist die Einstufung der Indikatoren gegenüber der letzten Veröffentlichung konstant geblieben: Sieben der insgesamt 15 Kennzahlen bleiben in ihrer Zielerreichung „realistisch“, die meisten mit weiter steigenden Tendenzen. Lediglich der Ausbau der Photovoltaik (PV) entwickelt sich aufgrund geringerer staatlicher Förderung auf hohem Niveau leicht rückläufig. Beim Ausbau der Transportnetze besteht weiterhin Anpassungsbedarf.

Windgenerator bei Nauen, Brbg. - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft 20150829_163113[note Rückblende:
Wie McKinsey im März 2016 bekanntgab, wiesen „zum ersten Mal seit Beginn der Erhebung vor 4 Jahren gleich 10 der 15 Kennzahlen nach unten“. Die zentralen Ziele der Energiewende seien damit „weiterhin unerreichbar“. Sieben Indikatoren werden von McKinsey inzwischen als in ihrer Zielsetzung unrealistisch bewertet. Besonders kritisch: Die Kosten- und die Emissionsentwicklung. (Nach energyload.eu)
Im September 2015 prophezeite McKinsey (solarify.eu/2015/mckinsey-regierung-verfehlt-klimaziel), dass die Bundesregierung ihr wichtigstes Klimaschutzziel nicht erreichen werde. Mit dem EWI hatte McKinsey den Status der Energiewende in Deutschland,analysiert. Der 2015er Zwischenstand auf McKinsey-Seite nennt die Erreichung des 40-Prozent-Ziels „nicht mehr realistisch“. Mehr noch: „Die Aussichten auf eine Trendwende bis 2020 stehen dauerhaft schlecht.“
Nicht viel anders sah es im Herbst 2014 aus: Damals zog McKinsey eine ernüchternde Bilanz:“ Trotz des massiven Ausbaus der erneuerbaren Energien ist das Erreichen elementarer Ziele der Energiewende nicht mehr realistisch. Damit die Ernüchterung nicht in dauerhaftem Misserfolg endet, muss die Politik die Energiewende künftig besser managen. D. h., Ziele und Maßnahmen müssen häufiger hinterfragt und zeitnäher angepasst werden, damit sich weitere Fehlentwicklungen vermeiden lassen.“ (mckinsey.de/energiewende-index_september_2014)
Im ersten Energiewende-Index (2012) (siehe auch: solarify.eu/2012/mckinsey-untersucht-energiewende) hatten die Autoren „bereits seit 2008 deutliche, allerdings mehrheitlich negative Entwicklungen“ beobachtet, die sich direkt auf den Index ausgewirkt hätten. Zwar sei die Entwicklung in der Photovoltaik positiv gewesen, bei anderen Indikatoren aber ebenso deutlich negativ. Die Stromkosten von Industrie und Haushalten seien „kontinuierlich gestiegen – deutlich stärker als im EU-Durchschnitt“. Auch die Bereiche CO2-Ausstoß, Stromverbrauch und Kosten für Netzeingriffe verzeichnen einen deutlich negativen Trend in der Zielerreichung. Setze sich der Trend steigender Strompreise fort, gefährde er die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Deutschland und reduziere das verfügbare Einkommen von Privathaushalten. (mckinsey.de/Energiewende-Index_9_2012)]

Folgt:  Tendenz zu weiterer Verschlechterung