Tendenz zu weiterer Verschlechterung
Die Zahl der „unrealistischen“ Indikatoren bleibt den Beratern zufolge ebenfalls unverändert bei sieben – mit Tendenz zu weiterer Verschlechterung. Allerdings lägen für vier Kenngrößen (CO2e-Ausstoß, Stromausfall, EEG-Umlage, Arbeitsplätze in erneuerbaren Energien) bislang keine neuen Daten gegenüber den im März veröffentlichten Zahlen zum Energiewende-Index vor. Signifikante Verbesserungen seien aber auch nicht zu erwarten, insbesondere nicht bei zentralen Indikatoren wie dem CO2e-Ausstoß und der EEG-Umlage, über deren Höhe jährlich jeweils zum Stichtag 15. Oktober neu entschieden werde.
[note Das IASS sieht den Ansatz des Indexes kritisch: „Alle sprechen von Preisen, dabei geht es genau genommen um Preise und Mengen. Verbesserungen im Bereich der Energieeffizienz leisten einen wichtigen Beitrag zur Senkung des Verbrauchs und tragen so zur Eindämmung der Kosten bei. Es sind also die absoluten Verbrauchskosten – nicht der Strompreis pro kWh – die als relevanter Indikator für die soziale Bilanzierung angesehen werden sollten. Insofern sind Wirtschaftlichkeitsindikatoren wie die Abweichung der Haushalts- und Industriestrompreise vom EU-Durchschnitt, wie sie etwa der McKinsey-Energiewendeindex 2020 verwendet, kritisch zu sehen; diese berücksichtigen nicht die langfristigen Effekte auf z.B. Energieeinsparungen (siehe www.mckinsey.de/energiewende-index und die Erläuterungen in Vahlenkamp & Gohl 2012: 23)“.]
Widersprüchlich
Die Welt meint dazu: „Die Bundesregierung verfolgt mit der Energiewende offenbar Ziele, die sich widersprechen. Die politischen Vorgaben in Bezug auf Klimaschutz, Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit lassen sich mit der gegenwärtigen Politik jedenfalls nicht parallel erreichen.“ Denn die Schere zwischen einerseits nicht mehr erreichbaren und andererseits übererfüllten Zielen werde immer größer, heiße es im aktuellen Bericht: „Zentrale Indikatoren driften auseinander und steuern auf gegenläufige Extreme zu.“
Laut dem Portal consulting.de hat Deutschland in Sachen Energiewende noch Nachholbedarf. Ein Beispiel hierfür sei laut der Offshore-Wind-Ausbau: Bis 2020 sollen Windparks mit 6,5 Gigawatt (GW) Leistung gebaut werden. Davon sind zurzeit 3,3 GW erreicht, was einem Erfüllungsgrad von knapp 170 Prozent des derzeitigen Zielwerts entspricht. Damit liegt Deutschland innerhalb des Indikators weit über dem Plan. Noch deutlicher fällt die Übererfüllung im Bereich der Kapazitätsreserven in den deutschen Kraftwerken aus: Diese stiegen innerhalb eines halben Jahres von bereits übererfüllten 238 Prozent noch einmal auf nun 292 Prozent. Die Energieversorgung ist damit zumindest auf nationaler Ebene nach wie vor gewährleistet.
Außerdem hätten haben sich die Kosten für Netzeingriffe, die das Stromnetz stabilisieren sollen, auf zuletzt 403 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Nach Erkenntnissen des Beratungshauses resultiert die wachsende Zahl der Netzeingriffe fast vollständig aus Engpässen auf den Nord-Süd-Trassen in den Regelzonen der Übertragungsnetzbetreiber.
Schließlich liege das Preisniveau für Haushaltsstrom in Deutschland derzeit 42,1 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Beim Industriestrom sehe es mit rund 20 Prozent zwar noch etwas besser aus, allerdings zeigten die Strompreise auch in diesem Sektor eine steigende Tendenz. Darüber hinaus verfehle die Bundesrepublik derzeit auch einige weitere Ziele der Energiewende: So ist der Primärenergieverbrauch im Analysezeitraum konjunkturbedingt um 2,3 Prozent angestiegen, während der Stromverbrauch nur leicht gesunken ist. Zudem stiegen die Emissionen: Mit zuletzt 925 Mt ist der CO2e-Ausstoß von der für 2020 anvisierten Zielmarke von 750 Mt noch weit entfernt
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