London genehmigt Hinkley Point C

Scharfer Protest von Greenpace Energy – Klagen hinfällig?

Es habe sich, so Tangermann, „nicht energiewirtschaftliche Vernunft durchgesetzt, sondern die Interessen der Atomlobby und der beteiligten Investoren. Diese wollen ihr riskantes AKW-Projekt mit aller Macht durchdrücken. Gewaltig war der politische Druck aus Frankreich und China in den vergangenen Wochen auf Theresa May. Dabei wurden die Argumente der Atom-Befürworter immer schwächer: Angeblich würde nur Atomkraft eine hohe Versorgungssicherheit gewährleisten, doch die immer stabilere Netzsituation im Atomausstiegsland Deutschland entkräftet diese Behauptung. Und auch der Verweis auf neue Arbeitsplätze hinkt: In der Erneuerbaren-Branche ist im Vergleich zur Atomindustrie ein Vielfaches an Jobs entstanden.“

Mit seiner leichtsinnigen Projekt-Zusage habe Großbritannien Hinkley Point C einen Blankoscheck ausgestellt, so Tangermann: „Mehr als 100 Milliarden Euro steuerfinanzierte Subventionen, garantiert für 35 Jahre – und das, obwohl Erneuerbare Energien deutlich günstiger wären. Und die Ergänzungen im Subventionsvertrag, die die britische Regierung jetzt noch nachverhandeln möchte, legen sogar noch eine stärkere Einbindung des Staates in künftige Atomprojekte nahe. Noch ist nicht klar, ob die EDF dem überarbeiteten Beihilfepaket zustimmen wird. Möglich auch, dass Hinkley Point C trotz der exorbitanten Subventionen  niemals Strom liefert, sondern zum größten Milliardengrab aller Zeiten wird. Denn juristische, wirtschaftliche und technische Hürden – wie etwa Probleme am geplanten Reaktorgehäuse – sind noch immer nicht ausgeräumt.“

Auch bei der EDF hatte die Investitionsplanung Turbulenzen verursacht: Im März 2016 war Finanzchef Thomas Piquemal zurückgetreten, weil er zweifelte, ob die EDF das Projekt überhaupt stemmen könnte. Kurz vor der Entscheidung über den Bau war Gérard Magnin, Mitglied des Verwaltungsrats, zurückgetreten. Der Schwerpunkt des Konzerns verschiebe sich noch mehr in Richtung Kernkraft, kritisierte er in seinem Rücktrittsschreiben, so die Wirtschaftszeitung „Les Échos“. 2015 musste die EDF schwere Gewinneinbußen verkraften. Jetzt sollen daher bis 2018 fünf Prozent der Arbeitsplätze in Frankreich wegfallen.

Hans-Josef Fell: „Hinkley Point wird finanzielles Desaster verursachen“

Für den Energy Watch Group-Präsidenten ist die Genehmigung „ein Irrsinn, wenn man die Faktenlage betrachtet: Eine nicht veröffentlichte Regierungsstudie des National Audit Office besagt, dass Wind und Sonne im Vergleich zu dem geplanten AKW Hinkley Point halb so teuer Strom erzeugen können.“

Allerdings sei das keineswegs das einzige Argument, das gegen HPC spreche: „Das Hauptargument gegen die Anlage ist laut Experten, dass der Strom, den sie irgendwann einmal liefern wird, gar nicht mehr benötigt werde, wenn das Projekt einmal fertig gestellt sein wird“. Paul Dorfman, Forschungsbeauftragter am Institut für Energien am University College London, sei jedenfalls davon überzeugt, dass HPC nur die ohnehin knappen Geldressourcen verbrauche. Diese würden viel dringender für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, den Netzausbau und Investitionen in die Energieeffizienz benötigt.

Fell: „Die völlig aberwitzigen Kosten von HPC belegen, dass der Neubau von AKW ökonomisch nicht mehr mit Erneuerbaren Energien konkurrieren kann. Damit wird völlig klar, dass die britische Regierung ein finanzielles Desaster für den britischen Steuerzahler verursacht und mit großer Sicherheit nie Atomstrom aus dem neuen HPC geliefert werden wird.“

Warum die britische Regierung dennoch am Neubau festhalte, lasse sich rational nicht erklären: „Vielleicht kommen wir einer Antwort näher, wenn man bedenkt, dass die britische Regierung mit dem Beschluss zur Modernisierung der britischen Atomwaffen möglicherweise Synergien mit dem Neubau des AKW sieht. Denn schon immer war die angeblich friedliche Nutzung der Atomenergie meist mit dem Wunsch zur Erlangung von Atomwaffenmaterial verbunden. Es spricht manches dafür, dass dies auch für Hinkley Point gilt.“

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