In Europa „FIT- Party“ zu Ende
Kann der Markt anspringen, weil sich Förderungen ändern? Sicher wird es in China im Jahr 2017 mit der massiven Förderung von neuen PV-Anlagen weitergehen. Allerdings zeigt China keine Neigung, unnötig hohe Einspeisetarife zu zahlen und wird eher weiter auf die Effizienz- und Kostentube drücken. Indien kündigt seit langem viel an, tendiert aber zu beinhartem Protektionismus und ist somit ziemlich unkalkulierbar für Unternehmen aus dem Ausland. Bei gleichzeitig sehr niedrigen Preisen für Solarstrom als Resultat von Ausschreibungen, herrscht mithin ein brutaler Wettbewerb im Markt.
In der EU ist die „FIT- Party“ zu Ende, die Neigung der EU-Regierungen neue Förderprogramme mit hohen Tarifen aufzulegen, dürfte auch in Großbritannien zu Ende sein. So wird es in der EU nur bei mit dem Stand der Entwicklung zusammen passenden Preisen wieder aufwärts gehen. Das sind Modulpreise, die weit unter dem ohnehin vollkommen obsoleten Mindestpreis von 56 €Cent/Wp liegen. Auf dem Weltmarkt liegen sie schon jetzt bei ca. 35 €Cent/Wp für große Abnahmemengen von „nutzbaren“ polykristallinen Modulen, in dem Bereich liegen die Preise in der EU noch immer darüber. Erst wenn daraus die Motivation für mehr EU-weiten Vertrieb in allen Marktsegmenten entsteht, die Margen für Vertrieb und Installation aufgrund der Materialpreise also steigen, wird der Markt in der EU massiv wachsen. Dazu gehört auch das klare Bekenntnis aller Spieler im Markt an die Politik: „PV ist billig und in Südeuropa fast geschenkt“.
Denn namhafte Anbieter sagen bereits heute, dass es in Südeuropa keiner Ausschreibungen oder Förderungen mehr bedarf, denn mit dem neuen Preislevel lassen sich dort Anlagen schon ab 4 €Cent/kWh Stromkosten errichten. Richtige Rahmensetzungen in den lokalen EU-Märkten sind also von Nöten und keine Fördermittel, wo diese Werte bereits heute erreicht werden können. Ein Markt jenseits der Ausschreibungen.
Also lasst uns jetzt der Früchte unserer Vorreiterrolle bis 2011 endlich ernten! Das hat dann viel weniger mit Geld zu tun als früher. Vielmehr mit dem ersatzlosen Abbau von Zöllen auf Zellen, Glas und Module und der Schaffung von klaren rechtlichen und sicheren Investitionsbedingungen. Im Bereich Ausschreibungen und noch möglichen Installationen von Großanlagen kann der niedrigere Preis dabei direkt eine Wirkung entfalten, da hier die Vertriebsstrukturen ganz anders als bei privaten oder gewerblichen Dächern sind.
Wiederholt sich die (EU-) Marktgeschichte?
Allerdings erscheint die derzeitige Situation eher wie die Marktlage im ersten Halbjahr 2009 und 2011 bzw. 2012. Anfang 2009 ging der damals viel kleinere Weltmarkt auf massive Talfahrt, nachdem der Boom in Spanien zu Ende war. Binnen 12 Monaten sanken Modulpreise von 2,20 – 3,40 Euro/Wp auf 1,40 – 1,90 Euro/Wp. Durch den massiven Preisverfall sprang Ende 2009 der Markt in Deutschland mit Wucht an. Nach einem simultanen Boom in Tschechien, Italien und Deutschland in 2010 mit Preissteigerungen stand der Markt im 1 HJ 2011 fast still und die Preise fielen im Sommer erstmals in breiter Front deutlich unter die Marke von 1 Euro/Wp. Wieder zog der Markt massiv an, um im Jahr 2012 nochmals zu fallen. Ende 2012 gab es Solarmodule ab 42 €Cent/Wp und wieder kam es zu einer Marktrallye, die abrupt ihr Ende fand, als die EU im März 2013 mit der Registrierung von Importmodulen aus China begann und diese ab August einem Mindestpreis von 56 €Cent/Wp unterwarf. Der binnen weniger Monate daraus resultierende Preisschock schickte die Märkte in der EU mit Ausnahme des sehr hoch geförderten britischen Markts auf Talfahrt.
In der Tat besteht bei dem neuen Preisniveau (und noch mehr nach Abschaffung der ohnehin sinnentstellten Zölle gegen Produkte aus China), die Chance, dass der deutsche und EU-Markt 2017ff massiv wächst.
Neuer Boom in der EU?
Neben den Preisen und damit sehr lukrativen Angebotsmöglichkeiten für Solarstrom steht eine vorher nicht vorhandene Möglichkeit zur Finanzierung der Anlagen. Durch die Politik der EZB sind Kredite extrem günstig und für Solarstromanlagen in fast allen EU-Ländern auch günstig verfügbar. Gerade in Deutschland sind die Zinsen sehr niedrig, selbst bei Laufzeiten von 18 Jahren. Weiterhin haben viele vermögende Anleger in der gesamten EU – oder auch Investoren, die in der EU anlegen wollen – viel Geld für Investments, die nun auch durchaus zu 100% aus Eigenmitteln bestritten werden. Neben den privaten Anlegern müssen Versicherungen und Fonds mittel- und langfristig mit Perspektiven anlegen. Geld ist vorhanden, in manchen EU-Ländern zudem Steuervorteile und so dürfte kaum eine Region der Welt eine derart einfache Finanzierung der Anlagen sehen wie in der EU.
Folgt: Bürgerproteste gegen Solarstromanlagen nahezu unbekanntes Phänomen