Fast 7 ct/kWh
Ende der 41. Woche wollten die ÜNB die EEG-Umlage – korrekt „Sonderabgabe zur Förderung erneuerbarer Energien“- für das kommende Jahr und (erstmalig) die EEG-Mittelfristprognose bekannt geben. Doch bereits am Montag, dem 10.10.2016, sickerte durch: Die EEG-Umlage steigt von 6,35 auf 6,88 Cent pro Kilowattstunde – das meldete die FAZ exklusiv unter Berufung auf die vier Netzbetreiber. Der Anstieg von 8,35 Prozent entspricht laut Strom-Report 0,53 ct/kWh. Der neue EEG-Umlagesatz gilt ab 01.01.2017.
Geben die Versorger die Erhöhung in vollem Umfang an ihre Kunden weiter, zahlt eine Familie mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden im kommenden Jahr 22 Euro mehr, wie aktuelle Berechnungen des Informationsdienstes Strom-Report.de ergeben. Die Stromverbraucher zahlen die EEG-Umlage direkt über den Strompreis, der im Durchschnitt aktuell bei 28,69 ct/kWh liegt – inklusive Umlage. Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr steigen die Ökostromkosten damit um gut 18 Euro auf 240 Euro im Jahr. Die jährliche Belastung für einen Single-Haushalt steigt um gute 12 Euro.
Milliarden-Überschuss auf dem EEG-Konto
Für die Netzbetreiber – die Verwalter der Einnahmen – verlief dieses Jahr überaus zufriedenstellend. Das EEG-Konto war das ganze Jahr über im Plus. Bis Ende September wuchs der Überschuss auf 2,96 Milliarden Euro an – 18 Prozent höher als im Vorjahr (2,5 Mrd. Euro). Der Kontostand ist Teil der Gebührenkalkulation.
Diskussion Energiewendekosten
Die Höhe der EEG-Umlage errechnet sich aus der Differenz zwischen dem Marktpreis an der Strombörse und dem Vergütungspreis für den Strom, den die Anlagenbetreiber erhalten. Einer der größten Preistreiber der Umlage für Haushalts- und Gewerbekunden sind die gewährten Industrierabatte in Milliardenhöhe. Die EEG-Umlage wird oft als Schlüsselwert für die Kosten der Energiewende verwendet und hat in den letzten Jahren für viel Diskussion über die Bezahlbarkeit des Stroms in Deutschland gesorgt. Sie ist von 0,19 ct/kWh im Jahr 2000 auf mittlerweile 6,35 ct/kWh für 2016 geklettert. 2017 wird die Umlage mit 6,88 Cent pro Kilowattstunde 36-mal so hoch sein wie zu ihrer Einführung im Jahr 2000 (0,19 ct) und 3,4-mal so hoch wie im Jahr 2010 (2,05 ct).
EEG-Umlage zu Unrecht Sündenbock – Das EEG ist die Grundlage der Energiewende in Deutschland. Über die EEG-Umlage wird der Energieumbau finanziert. Zum Sündenbock für den inzwischen starken Anstieg der Umlage erklären interessierte Kreise (siehe INSM-Studie auf: solarify.eu/insm-studie-zum-eeg-und-den-energiewendekosten-falk-unserioes) die Anlagenbetreiber und die steigende Produktion von Ökostrom, dabei treiben Fremdkosten die Umlage in die Höhe.
Von 2010 bis 2015 hat der Ökostromanteil am deutschen Strommix um 50% zugelegt. Im selben Zeitraum hat sich die EEG-Umlage aber verdreifacht, denn die Förderung der erneuerbaren Energien macht nur noch einen kleinen Teil der EEG-Umlage aus. Vor allem Fremdkosten, wie die gefallenen Großhandelspreise an der Strombörse und die Befreiung vieler Industrieunternehmen von der Umlage treiben die Kosten nach oben.
Laut BEE hat die reine Ökostromförderung nur noch einen Anteil von 42% (2,61 von 6,24 Cent) an der EEG-Umlage. Der gefallene Börsenpreis verursacht 23% (1,45 Cent) und die Industrieprivilegien noch einmal 20% (1,25 Cent) Zusatzkosten. Damit steht die eigentliche Förderung der erneuerbaren Energien und der Zuwachs bei der EEG-Umlage in einem Missverhältnis.
2010 lag der Großhandelspreis für Strom an der Börse noch bei 5,82 ct/kWh. Fünf Jahre später, bei nur noch 4,21 ct/kWh. Der Ausgleich dieses Preisrückgang verursacht inzwischen 23% der Umlagekosten – Tendenz steigend, denn der Börsenpreis fällt weiter. Auch die Privilegien, die die Industrie genießt, haben sich seit 2010 fast verdreifacht und machen bereits ein Fünftel der Umlagekosten aus. Nach aktuellen Angaben des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle [BAFA] wurden in diesem Jahr 2.154 Unternehmen von der Umlage befreit.
Die nicht befreiten Stromverbraucher entlasteten die Unternehmen im Jahr 2014 mit 4,8 Milliarden Euro und subventionierten so die großen Industriebetriebe mit 1,25 Cent pro Kilowattstunde. Die Durchschnittsfamilie mit einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden zahlte 2014 knapp 220 Euro Ökostrom-Umlage, davon entfielen rund 44 Euro auf Industrie-Rabatte.
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