Wenn es ehrlich zuginge…
Die EEG-Umlage steigt wieder („Rekord!“ rufen die, welche schon immer dagegen waren und auch mit dem Klima nichts oder nicht so schnell etwas am Hut haben) – sie erklimmt neue Höhen, obwohl Puntila Gabriel und sein Knecht Matti Baake des Gegenteil versprochen hatten – ganz fest. Nachdem nicht anzunehmen ist, dass sie die Bürger bösartig hinters Licht geführt haben, gibt es nur eine Erklärung für das nicht eingehaltene Versprechen: Beide müssen an den falschen Stellschrauben gedreht haben.Vielleicht, weil sie – den Blick stur auf die Arbeitsplätze (=Wählerstimmern? Wir haben Vor-Wahljahr!) in der Kohle oder den energieintensiven Firmen gerichtet – noch immer nicht gemerkt haben, oder darauf hören wollten, was Experten schon lange von den PV-Dächern pfeifen: Die tatsächlichen Kosten der Erneuerbaren Energien haben sich von den Zahlungen der Verbraucher entkoppelt.
Nach dem sogenannten EEG-Paradoxon steigt die Umlage, wenn die Börsenstrompreise – aufgrund der Erneuerbaren! – sinken. Letzere kannibalisieren sich also im aktuellen Strommarktsystem schlicht selbst. Die private Stromkundschaft bezahlt deshalb immer mehr, je günstiger Wind- und Sonnenstrom werden. Ein Drittel profitiert allerdings – und das gleich doppelt: Vielverbraucher zahlen kaum Umlage und sparen durch direkten Stromeinkauf.
- Wenn es ehrlich zuginge (und Matti Baake legt immer ganz viel Wert auf Gerechtigkeit), müssten Stromkunden pro kWh 10,8 ct mehr für die versteckten, externalisierten Kosten der Fossilen bezahlen.
- Wenn es ehrlich zuginge, würden die Stromerzeuger publik (anderes Wort für transparent) machen, dass sich die dafür gezahlten staatlichen Subventionen und gesellschaftlichen Folgekosten 2017 voraussichtlich auf 38 Milliarden Euro summieren. Etwa eineinhalb mal so viel wie die transparente EEG-Förderung – die noch dazu keine, wie oft von Uneinsichtigen wider besseres Wissen behauptet, staatliche Subvention darstellt, sondern eine verbrauchsabhängige Umlage. Anders bei Kohle und Atom: Die noch dazu schmutzigen oder strahlenden Energieträger werden mit intransparenten staatlichen Finanzhilfen, Förderungen und Steuervergünstigungen aus dem Haushalt gepäppelt, weil sie längst nicht mehr überlebens-, sprich konkurrenzfähig sind.
- Wenn es ehrlich zuginge, müssten die Energiekonzerne für die externen Kosten der Fossilen und deren indirekte Folgen aufkommen.
- Wenn es ehrlich zuginge, würden Energie-Puntila und Strom-Matti endlich an den richtigen Stellschrauben drehen: Da der EE-Ausbau nichts mit der gestiegenen EEG-Umlage zu tun hat, muss dieser wieder deutlich zunehmen – schon aus Gründen des Klimawandels. 2016 haben wir 1,2 Grad erreicht. Bis 1,5 (COP21!) sind es gerade mal drei Zehntel Grad. Aber auch wegen der Arbeitsplatzverluste bei den Erneuerbaren – auch das sind Wählerstimmen.
- Wenn es ehrlich zuginge, würde eine Kohlenstoffsteuer in Höhe von 80 bis 100 Euro pro Tonne [[CO2]] schmutzige und ineffiziente Überkapazitäten verdrängen – 2015 hätte sie die Ausgaben für die Erneuerbaren Energien völlig gedeckt. Die EEG-Umlage wäre gar auf null gesunken.
- Wenn es ehrlich zuginge, würde jede nicht regenerativ erzeugte Kilowattstunde aufsteigend mit einer Abgabe belegt – jeder Strom-Schmutzfink wüsste dann, woran er ist.
- Wenn es ehrlich zuginge, würden Stromhändler und Vielverbraucher die gesunkenen Börsen- (-4 ct) und Einkaufspreise weitergeben – dann läge die Umlage bei weit unter 5 ct.
Aber leider geht es nicht ehrlich zu. So verlässt auch Matti am Ende Puntila, weil er die Zustände (die er mit verursacht hat) nicht mehr aushält – und Puntila bleibt allein.
-Gerhard Hofmann-