„Kuratives und transformatives Risikomanagement“

Gefährliche Klima-Schäden: Grazer Forscher präsentieren Bewältigung-Strategien

Negative Auswirkungen der Erderwärmung sind selbst mit ehrgeizigen Maßnahmen nicht mehr zu verhindern. Der Pariser COP21-Vertrag enthält daher Überlegungen, wie mit diesen Risiken umgegangen werden soll. Wie diese bemessen werden und welchen Spielraum die Politik hat, ist jedoch sehr vage definiert und wird höchst unterschiedlich ausgelegt. Die Grazer Forscher Thomas Schinko und Reinhard Mechler haben konkrete Vorschläge erarbeitet, um einen politischen Konsens zu erreichen.

Rauch-Wasserdampf-Fahne Kraftwerk Reuter-West und Müllverbrennungsanlage, Berlin - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur ZukunftIndustrienationen müssen auch Verantwortung für Schäden durch den Klimawandel übernehmen. Wie das funktionieren kann, zeigen Wissenschaftler der Uni Graz in einer aktuellen Publikation. Vom Klimawandel besonders betroffene Staaten der Südhemisphäre forderten bei den Pariser Vertragsverhandlungen vor allem Kompensationszahlungen für bereits erlittene Schäden. Die Industrienationen hingegen betonten die Notwendigkeit, das Risikomanagement zu verbessern, damit künftige Einbußen vermieden werden können. Thomas Schinko vom Wegener Center der Uni Graz und Reinhard Mechler, der auch an der Wirtschafts-Universität Wien tätig ist, präsentieren nun zwei Maßnahmenbündel, wie aktuelle und künftige Bedrohungen gemeinschaftlich angegangen werden können, ohne die großen CO?-Emittenten aus der Verantwortung zu entlassen.

Die Wissenschaftler fordern einerseits „kuratives Risikomanagement“, das sind jetzt zu setzende Schritte, um in Zukunft beispielsweise negative Auswirkungen des absehbaren Meeresspiegelanstiegs zu vermeiden. Andererseits sollten Landwirte und Bewohner von gefährdeten Regionen jetzt schon durch so genanntes „transformatives Risikomanagement“ dabei unterstützt werden, sich eine neue Lebensgrundlage zu suchen – etwa durch freiwillige Umsiedlungen oder Jobs im Bereich der Erneuerbaren Energie. Außerdem sehen die beiden Wissenschaftler eine von den Industrienationen finanzierte Versicherung als relevant an, die Klimaschäden in ärmeren Ländern kompensiert und Anpassungsmaßnahmen finanziert.

Die Überlegungen der Studie basieren auf der Risikoforschung sowie sozialwissenschaftlichen, ethischen und juristischen Arbeiten. Mechler und Schinko erarbeiten konkrete Lösungsvorschlägen für politische EntscheidungsträgerInnen, die auch beim nächsten Treffen der United Nations Framework Convention on Climate Change im November in Marokko thematisiert werden. Sie sind in persönlichem Kontakt mit den Verhandlern des Weltklimaabkommens und haben hierzu ein praxisorientiertes „Loss and Damage Network“ ins Leben gerufen, an dem neben zahlreichen internationalen ExpertInnen auch der Philosoph und Klimaethiker Lukas Meyer sowie das Doktoratskolleg Klimawandel der Uni Graz beteiligt sind.

Die Studie ist unter dem Titel „Identifying the policy space for climate loss and damage“ im Fachmagazin Science erschienen. (Dagmar Eklaude)

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