Kick-Off für groß angelegte Klimaschutz-Initiative mit starkem Echo
170 Mitarbeiter aus den 17 beteiligten Unternehmen waren der Einladung von thyssenkrupp zum Kickoff des Carbon2Chem-Projekts in die Essener Zentrale gefolgt. Markus Oles, Abteilungsleiter Innovation Strategy & Projects bei thyssenkrupp, führte durch den Nachmittag; einer der Höhepunkte war die Präsentation der Carbon2Chem-Inhalte durch Görge Deerberg, Vizechef des Oberhausener Fraunhofer UMSICHT.
[note Das Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion (MPI CEC) hatte gemeinsam mit dem BMBF, dem Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT, der thyssenkrupp AG und 14 weiteren Partnern am 27.06.2016 im Rahmen einer Pressekonferenz und mit einer aufwändigen Präsentation im Landschaftspark Duisburg-Nord das Projekt Carbon2Chem vorgestellt, das einen entscheidenden Schritt von der umstrittenen CCS (Carbon Capture and Storage) hin zur CCU (Carbon Capture and Utilization/Use) unternimmt. Inzwischen ist aus Carbon2Chem® bereits ein Markenzeichen geworden]
Huthmacher: „Wirtschaft hat Verantwortung für Klimaschutz“
Lange hätten wir geglaubt, dass wir erst bei Erschöpfung der fossilen Energieträger etwas ändern müssten, gab Karl Eugen Huthmacher vom fördernden BMBF aus Berlin in seiner Keynote zu bedenken – „es ist anders gekommen“. COP22 in Marrakesch stehe vor der Tür – spätestens bis 2050 müssten wir Treibhausgas-Neutralität erreichen, wenn wir die Vorgaben von Paris erfüllen wollten. Dabei gehe es um „ökonomisch verträgliche Lösungen“. Huthmacher zitierte kritisch wertend die FAZ, die kürzlich betont habe, dass energieintensive Firmen mehr abschreiben würden, als sie investierten – schuldig daran seien Klimaschutz und Energiewende. Er bejahte indes, dass die Wirtschaft klare Perspektiven brauche, „das ist aber nicht gleichzusetzen damit, dass alles so bleiben kann, wie es ist. Die Wirtschaft hat eine Verantwortung für den Klimaschutz.“
Wir bräuchten Zeit und Geld für den Umstieg, neue Lösungen müssten erarbeitet und finanziert werden. Eben erst seien die Kosten für die Energiewende auf 370 Mrd. Euro neu beziffert worden. Huthmacher forderte eine Revision des ETS-Handels, die Zertifikate sollten reduziert werden. Befreiungen für die energie-intensiven Unternehmen „wird es auf Dauer so nicht mehr geben. Carbon Leakage muss aber vermieden werden“.
Wir bräuchten faktenbasierte Klimaschutzziele, einen viel offeneren Dialog im Viereck zwischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Vor kurzem habe es in Berlin eine Anhörung zum Klimaschutzplan der Bundesregierung gegeben, aber zum Austausch sei es nicht gekommen. Dabei komme „der Wissenschaft eine Rolle als Wegbereiter zu, sie muss einschätzen, wie eine evidenzbasierte Klimapolitik aussehen soll“. Dazu sei „Forschung in alle Richtungen nötig. Carbon2Chem ist darauf eine richtige Antwort“. Wir schafften damit auch eine Option für ein neues Geschäftsmodell: Zusammenschluss aus weltmarkt-führenden Unternehmen und exzellenten Forschungseinrichtungen.
Dynamische Zielsetzung von Carbon2Chem
Die Stahl- und Chemiebranche bekämen durch Carbon2Chem Ansatzpunkte mit sehr hohem Einsparpotenzial. Daher habe das Projekt besonderen Stellenwert für das BMBF „und steht in einer Reihe mit den vier Kopernikus-Projekten“. Huthmacher erklärte, sein Ministerium sei dazu bereit, eine dynamische Zielsetzung des Projekts zuzulassen und bestärkte die Anwesenden in der gleichen Bereitschaft – nach dem Motto: „Wir kennen das Ziel, aber nicht den Weg“ – ein neuer und begrüßenswerter Ansatz in der Förderpolitik.
„Solide Strukturen – wir unterstützen die Gründung einer projekteigenen GmbH – wollen eingebunden werden – wir verstehen uns als Mitgestalter nicht nur Finanzier. Und wir brauchen die Gründung eines Beirats zur Stabilisierung des Projekts“. Der Klimaschutz habe enormes Potenzial, das Deutschland voranbringe. „Aber so wie die Automobilbranche versucht hat, es zu lösen, sollten wir es nicht tun. Gemeinsam können wir solche Fehler vermeiden Im Viereck Politik-Wirtschaft-Wissenschaft-Gesellschaft werden wir gemeinsam nachhaltige Lösungen erarbeiten“.
[note Ziel der Initiative Carbon2Chem ist es, Hüttengase aus der Stahlproduktion als Ausgangsstoff für chemische Produkte zu nutzen – einschließlich des darin enthaltenen CO2. Dabei soll Überschussstrom aus Erneuerbaren Energien als Energiequelle genutzt werden. So soll ein essentieller Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende geleistet werden. Bis die neue Technologie industriell anwendbar ist, wird es etwa 15 Jahre dauern. (nach: thyssenkrupp.com/de/carbon2chem)]
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