COP22 muss Dynamik verstärken
Das Klimaabkommen von Paris (COP21) tritt bereits am 04.11.2016 in Kraft – weniger als ein Jahr nach seiner Verabschiedung. Der vom 07. bis 18.11.2016 stattfindende Klimagipfel COP22 in Marrakesch ist ein guter Anlass, ein Zwischenfazit zu ziehen und zu betrachten, wo die internationale Klimapolitik steht. Ein Hintergrundpapier von Germanwatch zeigt auf, welche Entscheidungen in Marrakesch zu erwarten sind – im Bereich Transparenz, Steigerung des Ehrgeizes, Klimafinanzierung und Anpassung und klimawandelbedingte Schäden.
Leseprobe:
Eine neue Phase der internationalen Klimapolitik
Das Pariser Abkommen kann sich als historisch erweisen, wenn es die notwendige Zugkraft entwickelt. Dafür gibt es erste Zeichen. So hat die notwendige Anzahl von Ländern in Rekordzeit das Abkommen ratifiziert. Es gab die Hoffnung, dass es vor 2020 in Kraft tritt – nun ist es schon kurz vor dem Klimagipfel COP22 in Marrakesch so weit. Diese Dynamik war auch für Germanwatch so nicht absehbar.
In weiteren internationalen Foren gab es nach Jahren des Stillstands Bewegung. Im Bereich des internationalen Flugverkehrs wurde eine jahrzehntealte Blockadepolitik überwunden, um Emissionen der Flugzeuge einzugrenzen. Auch wenn das Ergebnis noch unbefriedigend ist –alle fünf Jahre soll dies nun im Licht der Ziele von Paris nachgebessert werden.
Zugleich ist es ein wichtiges Signal, jetzt auch die Emissionen der internationalen Schifffahrt klimapolitisch zu regulieren. Größer ist der Fortschritt innerhalb des Montreal-Protokolls. Es wurde nun endlich erreicht, einige der klimaschädlichen ‚Supergase‘, die als Ersatzstoffe für das ozonschädigende FCKW eingeführt wurden, schrittweise weitestgehend zu ersetzen. Gegenüber den Worst-Case-Szenarien bringt das ein halbes Grad weniger Temperaturanstieg.
Auch auf nationaler Ebene gibt es neue Bewegung, aber auch viel Gegenwind. So ist es in Deutschland inzwischen sehr wahrscheinlich, dass es zum Ausstieg aus der Kohle kommen wird. Nur wann genau – zwischen 2030 und 2050 – es soweit sein wird, ist noch hoch umstritten. Auch zeichnet sich ab, dass in absehbarer Zeit keine Autos mehr vertrieben werden, die nur mit fossilen Brennstoffen betankt werden können. Aber die – auch von Teilen der Autoindustrie geforderten – klaren Rahmensetzungen im Klimaschutzplan verweigert die Bundesregierung.
Und global sind in den beiden letzten Jahren die fossilen CO2-Emissionen erstmals in Jahren mit solidem Wirtschaftswachstum von mehr als drei Prozent nicht gestiegen, sondern stagnieren. Noch vor zwei, drei Jahren haben die allermeisten Institutionen und BeobachterInnen trotz der global massiven Investitionen in Richtung Erneuerbare Energien es als Traumtänzerei abgetan, dass schon vor 2020 der globale Höhepunkt der Emissionen erreicht sein könnte. Nun wird heftig darüber diskutiert, ob bereits jetzt ein Tableau der Emissionen erreicht sein könnte. Klar – das wäre nur der Einstieg in den Ausstieg aus Kohle, Öl und Erdgas, der bis Mitte des Jahrhunderts folgen muss. Vermutlich müssen dann noch erhebliche Mengen an CO2 aus der Atmosphäre beseitigt werden, um den globalen Temperaturanstieg auf ‚deutlich weniger als 2 °C oder gar 1,5 °C‘ zu begrenzen. Selbst wenn das alles gelingt, wird der Temperaturanstieg noch Jahrzehnte weitergehen.
Selbst wenn die globalen Treibhausgasemissionen ab 2020 jährlich um einige Prozent sinken können, steigt die Konzentration in der Atmosphäre weiter an – und es dauert Jahrzehnte, bis die Meere sich durch erhöhte Temperatur an diesen Anstieg angepasst haben. 2015 war das erste Jahr, in dem die CO2-Konzentration in der Atmosphäre ganzjährig über der Warnschwelle von 400 ppm lag. 2014 war das wärmste Jahr seit Temperaturmessung. 2015 war deutlich wärmer. 2016 wird noch einmal weit wärmer. Diese extremen ‚Rekorde‘ gab es jetzt, weil sich der Klimawandel mit der natürlichen Fluktuation des El Niño überlagerte. So kann der Anstieg nun einige Jahre stagnieren, bevor es einen neuen Schub gibt.
In Paris hat sich die deutsche Regierung rechtlich verbindlich dazu verpflichtet, den Temperaturanstieg auf deutlich weniger als zwei Grad zu begrenzen. Es ist deshalb nicht akzeptabel, dass der Dachverband der deutschen Wirtschaft (BDI) in der Anhörung zum Klimaschutzplan 2050 im Deutschen Bundestag so tut, als könne mit diesen Verpflichtungen und den Naturgesetzen verhandelt werden. Download und weiterlesen…
->Quelle: GERMANWATCH.org