Neue Studie: Nullemissionswirtschaft nötig, um Pariser Abkommen zu erreichen
„Die aktuellen Klimaziele Deutschlands sind viel zu schwach, um das Pariser Klimaabkommen zu erfüllen. Und selbst diese schwachen Ziele droht die Bundesregierung zu verfehlen“, so lautet das Ergebnis einer 27seitigen Studie der Energy Watch Group (EWG) und ASPO Deutschland (Association for the Study of Peak Oil and Gas) „Deutsche Klimapolitik – vom Vorreiter zum Bremser“, die am 04.11.2016 – dem Tag des Inkrafttretens des Pariser Klimaabkommens – in Berlin veröffentlicht wurde.
Der ehemalige Klimavorreiter Deutschland fahre zur Weltklimakonferenz COP22 in Marrakesch „ohne einen Klimaschutzplan – und wird immer mehr zum Klimasünder“, so das Fazit einer Medienmitteilung. „Mit dem heutigen Inkrafttreten des Pariser Abkommens müsste die Bundesregierung ihr ‚Energiekonzept und ihre Klimaziele‘ völlig neu schreiben. Eine Minderung der nationalen Treibhausgas-Emissionen um 80-95 % bis 2050 im Vergleich zu 1990 ist komplett ungeeignet, um die Pariser Ziele zu erreichen“, so Hans-Josef Fell, Ko-Autor der Studie, Präsident der Energy Watch Group und Bundestagsabgeordneter 1998 – 2013.
Nicht x°-Grenze sondern Abkühlung
„Die momentanen Klimaschutz-Maßnahmen der Bundesregierung führen nicht einmal mehr zu nennenswerten Emissionsminderungen. Die globale mittlere Erdoberflächentemperatur steigt derzeit sprunghaft wie nie zuvor. Da schon heute immense Auswirkungen beobachtet und dokumentiert sind, sollten jedwede weitere Temperaturanstiege – ob 1,5 °C oder weniger – inakzeptabel sein. Viel mehr sollte eine Abkühlung auf das vorindustrielle Niveau zum Ziel gemacht werden“, so Fell.
Tatsächlich weist die Studie nach, dass der von der Bundesregierung vorgegebene, nationale Emissionsminderungspfad seit 2010 in jedem Jahr überschritten wurde. Besonders die Sektoren Straßenverkehr, Elektroenergie und Landwirtschaft sind an der Überschreitung beteiligt. Gemäß den Projektionen der Bundesregierung wird zum Beispiel der Verkehr im anspruchsvollsten Minderungsszenario den vorgeschriebenen Zielpfad 2035 um 91 % überschreiten.
„Der Emissionsminderungspfad von 2010 ist schon in den ersten Jahren verfehlt worden. In Kombination mit den deutlich ambitionierteren Zielen des Pariser Abkommens sind nun zusätzliche Maßnahmen in erheblichem Umfang nötig, deren Ziel eine Nullemissions-Wirtschaft bis 2030 sein sollte“, so Jörn Schwarz, Autor der Studie und Vorsitzender der ASPO Deutschland.
100 % Erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft
Eine weltweite Nullemissionswirtschaft müsse an eine Agenda zur Schaffung wirksamer Kohlenstoffsenken gekoppelt sein. Zur Umsetzung werden diverse nötige Schritte aufgeführt. So sind auf der technischen Seite 100 % Erneuerbare Energien und eine vollständige Kreislaufwirtschaft erforderlich. Politisch betrachtet sei es notwendig, Klimaschutz in die Verfassung aufzunehmen, Anreizinstrumente für Klimaschutzinvestitionen der privaten Wirtschaft zu schaffen und Forschung und Bildung im Bereich Klimaschutz gezielt zu stärken, so die Autoren der Studie.
„Diese Studie zeigt deutlich, dass es mit der aktuellen Energiepolitik keine Chance gibt, die Pariser Klimaschutzziele einzuhalten. Im Vergleich zu den ambitionierten Maßnahmen anderer Länder gerät damit Deutschland beim Klimaschutz immer mehr ins Hintertreffen. Damit gefährdet die Bundesregierung nicht nur die Lebensgrundlagen künftiger Generationen, sondern auch die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland“, so Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin und Gutachter der Studie.
Die Energy Watch Group (EWG) ist ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern. Die EWG beauftragt die Wissenschaftler mit der Erstellung von Studien und Analysen zur realen Verfügbarkeit fossiler und atomarer Energieressourcen und zu Ausbaumöglichkeiten erneuerbarer Energiequellen weltweit.
ASPO wurde 2002 vom britischen Geologen Dr. Colin Campbell als Association for the Study of Peak Oil and Gas, gegründet und stand Pate bei der Gründung des eingetragenen Vereins ASPO Deutschland, am 13. Juli 2006 in Ottobrunn, der in Deutschland die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das Thema der künftigen Verfügbarkeit von Erdöl und Erdgas lenken will.
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