Karl-Heinz Remmers bloggt – November 2016
– mit freundlicher Genehmigung –
In Europa treffen wir von Seiten der Solarpraxis noch immer auch in Fachkreisen auf die Vorstellung „Solarenergie ist zu teuer“ oder „ohne Förderung funktioniert Solartechnik doch gar nicht“. Ein 176 MWp-Projekt von BayWa r.e. Spanien wird dies einmal mehr entkräften.
Ohne Ausschreibung und ohne EEG- Vergütung soll das Projekt 2017 mit einem Stromliefervertrag (PPA) realisiert werden. Und in Deutschland wird der PV- Markt im Jahr 2017 um mindestens 30% wachsen.
Offenkundig stecken zu viele noch immer einer Art mentalem „Feed-in-tarif-jet-lag“ aus den Anfangsjahren der Solarenergie, während weltweit immer neue Niedrigpreisrekorde für Solarstrom aufgestellt werden. So hat mich dann das möglicherweise bereits 2017 in die Realisierung gehende Projekt der BayWa r.e. in Spanien elektrisiert. Keine Träumerei, sondern zeitnahe Realität mit viel Potenzial und dem Beginn der Zeit nach der Markteinführung.
BayWa r.e. hat mit der Vorstellung des neuen Projektes für einiges an Aufsehen im politischen Raum gesorgt. Stehen doch mit dem angebotenen Strompreis von 3,8 ct/kWh und dem ausdrücklichen „Nichtverlangen“ einer Einspeisevergütung viele scheinbare Gewissheiten im Energiemarkt auf dem Prüfstand.
Ein weiterer Paradigmenwechsel findet statt
Solarstrom ist an den jeweils besten Standorten nun billiger als Windstrom. Auswertungen der großen globalen Ausschreibungen der vergangenen Jahre zeigen eindrucksvoll die schnelle Kostensenkung der Photovoltaik – allerdings konnten die niedrigsten Werte nur in Regionen erzielt werden, denen keine Zollbestimmungen die Technologie unnötig verteuern. Mit Preisen ab 2,4 US-ct/kWh ist der Solarstrom dabei noch inmitten seiner Lernkurve – es ist absehbar, dass Solarstrom mittelfristig noch günstiger und global verfügbar sein wird.
Vergleicht man die Ausschreibungsergebnisse von Solar- und Windkraftanlagen mit dem ohne Ausschreibung staatlich festgelegten 35 Jahre gültigen Vergütungen für das Atomkraftwerk Hinkely Point in Großbritannien, wird klar, dass es keinerlei ökonomische Rechtfertigung für Atomkraft mehr gibt. Dabei ist genügend preislicher Spielraum, um mit Speichertechnologien auch flexible Kapazitäten bereitzustellen. Drastische Strom-Kostensenkungen in Spanien und Südeuropa sind sofort machbar Das PV-Projekt von BayWa r.e. in Cadiz (Spanien) in Kürze:
- Größe: 176 MWp, fest installierte Anlage
- Einstrahlung vor Ort: 1.670 kWh/kWp
- Komplette Errichtungskosten (CAPEX): 700 Euro/kWp
- Betriebskosten (OPEX): 18 Eur/kWp.a.
Ein Stromlieferpreis von 3,8 ct/kWh ergibt eine angemessene Rendite von 6,5 % IRR über 25 Jahre.
Offenkundig stecken zu viele noch immer Benötigt wird für die Umsetzung der Anlage ein Stromabnahmevertrag (Mindestlaufzeit 10 Jahre) mit den jeweiligen Energieunternehmen des Landes und vor allem eine klare gesetzliche Weichenstellung zum Strommarktdesign, verbunden gerade in Spanien mit eindeutigen und nicht zu widerrufenden gesetzlichen Regelungen. Ein neuer Einspeisetarif über eine Umlage auf den Strompreis oder aus Haushaltsmitteln (wie im Spanienboom 2008) wird nicht benötigt. Ebenso wären nur dann Ausschreibungen sinnvoll, wenn der solare Zubau in Spanien begrenzt werden soll. Doch warum sollte man das tun, wenn der Strom – geeignete Kuppelstellen nach Frankreich vorausgesetzt – in andere Länder im europäischen Verbundnetz geliefert und dort verkauft werden könnte? In Spanien bieten diese niedrigen Preisstellungen eine Chance für eine kostengünstige und gleichzeitig umweltfreundliche Stromerzeugung, bei der die Wertschöpfung zu über 75 % (Errichtung und Import von Modulen eingeschlossen) im Inland bleibt. Exportchancen kommen hinzu.