Projekt der Universität Bonn: Erhebliches Einsparpotenzial für umweltschädliches Kohlendioxid
Wenn man bisher nicht genutztes Restholz zur Energieerzeugung verwendet, spart man nicht nur Geld, sondern erweist auch dem Klima einen guten Dienst. Das haben Forscher des Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn im Rahmen des Projekts bio innovation park Rheinland herausgefunden. Ein 7,5-Tonner-Lkw verursacht bei 75 Fahrten um die Erde etwa so viel CO2, wie durch die Nutzung des Restholzes eingespart werden könnte.
Es waren Pilotforschungen, die das Team der Universität Bonn eineinhalb Jahre lang betrieben hat: Obst- und Baumschulbetriebe in Meckenheim und Rheinbach wurden befragt, Flächennutzungskarten analysiert und Daten ausgewertet. Ihr Ziel war es herauszufinden, wie viel Holz durch Schnitt und Rodung von Bäumen anfällt und bisher nicht genutzt wird. Denn dieses eigentliche Abfallprodukt der Obst- und Baumschulbetriebe, aber auch der Landschaftspflege kann zur Energieerzeugung sinnvoll verwendet werden. Das Vorgehen der Forscher war Neuland und kann Vorbild für den Klimaschutz in anderen Regionen sein. Nun sind erste Ergebnisse da: Meckenheim und Rheinbach kommen theoretisch auf insgesamt 2.941 Tonnen trockene Biomasse jährlich.
„Leider können wir nicht das komplette Holz zur Energieerzeugung nutzen“, erklärt Felix Winzer, der im Projekt „bio innovation park Rheinland“ seine Doktorarbeit schreibt. „Denn es muss getrocknet und aufbereitet werden.“ Außerdem ist nicht jedes Holz gleich gut für die Energieerzeugung geeignet: Aus Miscanthus (Chinaschilf), das auch auf dem Campus Klein-Altendorf angebaut wird, lässt sich beispielsweise auf Grund des niedrigeren Wassergehalts besser Energie erzeugen als aus Obsthölzern. Aus dem gesammelten Holz in Meckenheim und Rheinbach könnte eine Biomasseanlage bis zu vier Megawattstunden jährlich erzeugen. Damit wiederum könnten acht Prozent der Haushalte in Meckenheim mit Wärme versorgt werden.
Beitrag zum Klimaschutz
„Dies ist ein erster Schritt, ungenutztes Restholz zur Energieerzeugung zu verwenden und damit sinnvoll zum Klimaschutz beizutragen“, sagt Prof. Dr. Ralf Pude, Leiter des Campus Klein-Altendorf. Und natürlich geht es dem Forscher um mehr: Gesucht sind weitere Nutzungen für nachwachsende Rohstoffe, um im Sinne einer Kaskade die Verbrennung erst ganz ans Ende der Verwertungskette zu stellen. „Die Zukunft liegt im effizienten Umgang mit unseren Ressourcen“, so Pude.
Ziel des Projekts „bio innovation park Rheinland“ ist es, in Meckenheim und Rheinbach einen klimaneutralen Wissenschafts- und Gewerbepark zu etablieren. Das von der Nationalen Klimaschutzinitiative geförderte, dreijährige Projekt läuft noch bis Ende 2017. Bis dahin sollen Umsetzungsszenarien der Forschungsergebnisse erarbeitet werden. So sind die Wissenschaftler der Universität Bonn unter anderem mit Organisationen im Gespräch, die die Biomasse zur Energieerzeugung abnehmen würden. Darüber hinaus prüfen sie die Möglichkeiten, aus dem Restholz Kälte zu gewinnen, mit der die Obstlager gekühlt werden können. Denn der Bedarf an der Kühlung von Äpfeln ist in der Region groß. Im übertragenen Sinne könnten sich so die Äpfel mit ihrem eigenen Holz selbst kühlen.
Vorbild für andere Regionen
In der zweiten Hälfte des Projekts „bio innovation park Rheinland“ widmen sich die Forscher zudem verstärkt der Frage, wie die Flächen in einem klimaneutralen Wissenschafts- und Gewerbepark am ressourcensparsamsten genutzt werden können. Das Team von Prof. Theo Kötter vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn wird dafür Kriterien entwickeln und erfolgreiche Beispiele aus anderen Städten analysieren. Die neuen Gewerbegebiete in Meckenheim und Rheinbach sollen ein Aushängeschild für den bio innovation park werden, wie es der Campus Klein-Altendorf bereits ist: Hier versorgt seit 2012 eine Holzhackschnitzel-Heizung die Gewächshäuser mit Energie, selbstverständlich klimaneutral.
Prof. Brigitte Scholz, Projektmanagerin des „bio innovation park Rheinland“: „Wir möchten mit unserem Projekt und unseren Ansätzen Vorbild für andere Regionen sein. Ich bin mir sicher, dass wir auch in der zweiten Hälfte des Projekts spannende Lösungsmöglichkeiten für andere Städten und Gemeinden für den Klimaschutz und das Flächenmanagement liefern können. Unsere Ideen dürfen gerne kopiert werden.“