…Aber noch nicht genug für Zwei-Grad-Grenze oder darunter
Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) werden Erneuerbare Energien die großen Gewinner der kommenden Jahre. Die IEA hat mit ihrem jährlichen World Energy Outlook einen Ausblick auf den weltweiten Energiebedarf bis 2040 versucht. Demnach werden vor allem Wind- und Solarenergie die führende Energieträgerin der vergangenen 25 Jahre, die Kohle, ersetzen. Aber auch Erdgas wird boomen. Indes: Reicht das für die Pariser Klimaziele?
„Für die kommenden 25 Jahre sehen wir Erdgas, aber besonders auch Wind und Solar als die neuen Champions, die die Kohle von der bisherigen Spitzenstellung verdrängen werden“, sagte Fatih Birol, Direktor der Internationalen Energieagentur IEA. Bis 2040 werden neue Kraftwerke zu mehr als 80 Prozent Erneuerbare nutzen, aber auch Erdgas, das bei der Stromerzeugung im Vergleich zur Kohle nur halb so viel [[CO2]] freisetzt. Dadurch werde im gleichen Zeitraum der Anteil von Kohle an der globalen Energieversorgung merklich sinken.
Die globale Energielandschaft werde sich in den nächsten 25 Jahren insgesamt gravierend verändern, die installierte EE-Leistung könnte sich verdoppeln. Hierfür seien jedoch entsprechende Förderprogramme der Regierungen und Kostensenkungen im EE-Sektor notwendig. Dennoch sei die Ära der fossilen Brennstoffe noch nicht zu Ende. Die Nachfrage nach Erdöl bleibe ungebremst hoch und werde sogar wachsen. Warum, erläutert der Brite Tim Gould, einer der Hauptautoren des neuen Reports: „Bei Treibstoffen für Schiffe, Lastkraftwagen und Flugzeugen sowie bei Plastik und anderen petrochemischen Produkten sind kaum Alternativen zum Erdöl verfügbar.“
Dessen ungeachtet werde Erdöl das Wirtschaftswachstum immer geringer beeinflussen – von einem Mangel an Erdöl mit stark steigenden Preisen ist denn auch keine Rede mehr. „Dafür treten wir in eine Ära stärker schwankender Ölpreise ein“, so Birol. Doch nur, wenn die Preise steigen, werden relativ teure Techniken wie die Schieferölgewinnung in den USA wieder attraktiv. Steigender Bedarf könnte dadurch zwar schnell gedeckt werden, aber dann würden die Ölpreise auch wieder schnell fallen.
Für die IEA ist das Klimaabkommen von Paris ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die globale Erderwärmung. Das Abkommen erfordere mehr Tempo zur sogenannten Dekarbonisierung der Energiewirtschaft, zur effizienteren Nutzung von Energie und eine Energieversorgung mit weniger [[CO2]]-Ausstoß.
Aktuell: 2,7 Grad Anstieg bis 2100
Zwar sind laut IEA die einzelnen Staaten mit den festgelegten Klimazielen auf dem richtigen Weg, diese reichten jedoch nicht annähernd aus, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden. Mit den angekündigten Maßnahmen würde – so die IEA – die globale Durchschnittstemperatur bis 2100 um etwa 2,7 Grad steigen.
Jan Oliver Löfken schreibt auf Wissenschaft Aktuell: „Optimistischer als die IEA-Vertreter sieht Adnan Amin, Direktor der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien IRENA in die Zukunft. ‚Weltweit sind die Kosten der grünen Technologien drastisch gefallen‘, sagt Amin. Allein die Solarstromerzeugung über Photovoltaik sei heute 80 Prozent günstiger als noch vor sieben Jahren. Preise für Windstrom fielen im gleichen Zeitraum von einem bereits niedrigen Niveau um ein weiteres Drittel. ‚Schon in vielen Ländern ist Strom aus erneuerbaren Quellen bereits der günstigste, der ins Stromnetz eingespeist wird‘, sagt der IRENA-Direktor.
Mehrere aktuelle Ausschreibungen von Wind- und Solarkraftwerken geben Amin recht. So entsteht etwa in Sweihan in Abu Dhabi ein 350-Megawatt-Solarkraftwerk, für das ein asiatisches Konsortium nur noch mit 2,18 Eurocent pro Kilowattstunde kalkuliert. Auch im weniger von der Sonne verwöhnten Norden sinken die Preise. So wird vor der dänischen Küste im Areal Kriegers Flak ein Offshore-Windpark mit 600 Megawatt Leistung geplant, für das das Energieunternehmen Vattenfall nur noch knapp fünf Eurocent pro Kilowattstunde veranschlagt. Selbst teurere Solarthermiekraftwerke, die den Vorteil einer mehrstündigen Speicherfähigkeit aufweisen, werden wie etwa im marokkanischen Solarkomplex Noor in Ouarzazate immer günstiger betrieben und erreichen ein Preisniveau von nur noch 13 Eurocent/kWh.“