dena-Kongress 2016 ermutigte zur Energiewende

Von Angebotsorientierung zur Nachfrageorientierung

Zu Beginn des diesjährigen dena-Kongresses skizzierten Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, und Energie-Staatssekretär Rainer Baake, am 22.11.2016 die anstehenden Herausforderungen: „Wenn es um die Zukunft der Energiewende geht, sind alle gefragt“, betonte Andreas Kuhlmann zum Auftakt im Berlin Congress-Center (bcc). Der Kongress bot mit 67 Referenten und mehr als 700 Teilnehmern ein Forum, in dem sich alle Akteure, Branchen und Sektoren einbringen konnten (dena-Medienmitteilung).

In der bisherigen Debatte über die Herausforderungen in der kommenden Legislaturperiode fehlt es Kuhlmann noch an Substanz. Den bevorstehenden Paradigmenwechsel in der Energiewende beschrieb er vor allem als einen von Angebotsorientierung zu Nachfrageorientierung. Es gehe jetzt darum, innovative Geschäftsmodelle zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse der Energiekunden zugeschnitten sind.

Baake: Energiewende als Modernisierungsstrategie gestalten

 

„Dekarbonisierung heißt nicht Deindustrialisierung, Dekarbonisierung heißt Modernisierung“, sagte Rainer Baake in seiner Eröffnungsrede. In der aktuellen Debatte über das Erreichen der Klimaschutzziele gehe es nicht darum, Verbote für einzelne Technologien aufzustellen, sondern frühzeitig und gemeinsam einen Fahrplan zu erarbeiten und Fehlinvestitionen zu vermeiden. „Die Energiewende ist eine Chance, Deutschland zukunftsfähig zu machen“, so Baake.

Mit Blick auf die bisherigen Weichenstellungen meinte Baake, der wettbewerbliche Ansatz habe erfolgreich gestärkt werden können. Zum Beispiel hätten sich durch das Ausschreibungsverfahren für Wind- und Solaranlagen die Preise erstaunlich entwickelt. Ein Preis von unter 7 ct/kWh sei vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen. „Da war offensichtlich Speck im System“, kommentierte Baake.

In einer politischen Paneldiskussion stellten sich anschließend Fraktionsvertreter von DIE LINKE, CDU/CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen den Fragen von Impulsgebern aus der Wirtschaft zur Zukunft der Energiewende.

„Mehr Mut zur Energiewende!“

„Energiewende muss sozial und ökologisch sein. Wir brauchen einen Strukturwandel, der sozial abgefedert ist“, sagte Eva Bulling-Schröter. In puncto Klimaschutzplan sei es wichtig, dass keine Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen. Außerdem plädierte sie dafür, Bürger und Kommunen stärker in den Dialog einzubinden: „Partizipative Prozesse sind der Dreh- und Angelpunkt, wenn wir die Energiewende schaffen wollen.“

Michael Fuchs, stellvertretender Unionsfraktionsvorsitzender, legte Wert auf den Erhalt von Arbeitsplätzen: „Wir dürfen durch den Klimaschutz und die Energiewende keinen einzigen Arbeitsplatz in Deutschland verlieren“, forderte Michael Fuchs. Dieser Aspekt stehe an oberster Stelle. Deutschland müsse ein Industrieland bleiben. Für neue Technologien in der Industrie sei mehr Forschung notwendig, diese benötige aber Zeit: „Man kann Innovationen nicht befehlen, aber fördern.

Hubertus Heil, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender nannte die Energiewende einen „Innovationprozess“. Vor allem die Industrie dürfe den Anschluss nicht verpassen, sei es bei der Digitalisierung oder bei alternativen Antrieben in der Automobilindustrie. Wenn es um Innovationen gehe, sei Deutschland gut darin, Bestehendes zu verbessern, aber nicht darin, radikal neu zu denken. Es sei wichtig, nicht nur Ziele zu setzen, sondern auch Schritte zu gehen: „Die Energiewende ist kein einfacher Prozess. Aber die Chancen überstrahlen alle Risiken. Mehr Mut zur Energiewende!“

Der grüne stellvertretende Fraktionsvorsitzende Oliver Krischer rügte die Passivität „im Bereich Energieeffizienz“. Viele Ziele würden noch nicht umgesetzt: „Wir brauchen eine systematisch ausgerichtete Effizienzpolitik. Wir müssen jetzt Entscheidungen treffen.“ Bestimmte Entwicklungen wie die Digitalisierung oder die Elektromobilität würden die Energiewelt komplett verändern. Neben absoluter Offenheit gegenüber Veränderungen plädierte Krischer dafür, einen regulatorischen Rahmen dafür zu schaffen. „Wir müssen an der Spitze der Bewegung stehen“, so Krischer.

Folgt:  Visionen und Märkte für integrierte Energiewende