Visionen und Märkte für integrierte Energiewende
Wie schaffen wir es, die vielen dezentralen Komponenten im Energiesystem intelligent miteinander zu verbinden? Über diese Frage diskutierten Vertreter von Unternehmen und Verbänden im Plenum „Integrated Energy: digital trifft dezentral“.
Klaus Mittelbach, Vorsitzender der Geschäftsführung, ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik und Elektronikindustrie e. V., war angetan von der Aufbruchstimmung, die durch das Digitalisierungsgesetz ausgelöst worden sei, zum Beispiel für den Rollout von Smart Metern. Er sah eine deutliche Beschleunigung der Entwicklung kommen, getrieben durch neue Geschäftsmodelle.
Jürgen Fischer, CEO, Danfoss Cooling Segment, strebt eine nahtlose Verzahnung von thermischer und elektrischer Energie an. Zum Beispiel bieten Kühlanlagen in Supermärkten ein großes Speicherpotenzial für die Energiewende. In Deutschland braucht es aber noch mehr Bereitschaft, Sektorgrenzen zu überwinden. Marcus Fendt, Geschäftsführer, The Mobility House, plädierte dafür, eine griffige Vision für integrated Energy zu entwickeln. Mit seinem Unternehmen arbeitet er daran, die Batterien von Elektromobilen mit dem Energiesystem zu verbinden. Nach seiner Einschätzung könnte Elektromobilität in zehn Jahren einen Anteil von 25 Prozent im Verkehr haben und ein integraler Bestandteil des Energiesystems sein. Und Ralf Christian, CEO Energyder Management Division von Siemens, sah bei Warmwasser noch größeres Speicherpotenzial als bei Elektromobilität. Alle Teile müssen im Gesamtzusammenhang gesehen werden. Und um voranzukommen, braucht es einen funktionierenden Wettbewerb. Dafür gilt es, den Rahmen zu schaffen, anstatt Märkte zu regulieren.
dena-Chef Kuhlmann sieht Deutschland auch in Zukunft als Energiewendelabor Nummer eins. Die dena werde sich dafür stark machen und den Dialog fördern, zum Beispiel mit einer neuen Leitstudie zur integrierten Energiewende.
Energiewende als Innovationsmotor
Zu Beginn des zweiten Kongresstags standen Innovationen und neue Geschäftsmodelle im Mittelpunkt. Nach einer Einführung durch BMBF-Staatssekretär Stefan Müller diskutierten Vertreterinnen aus drei Unternehmen. Müller beschrieb die Energiewende als „größtes industriepolitisches Transformationsprojekt unserer Zeit“ und betonte, dass es nur mit Forschung gelingen könne: „Die Forschung ist Motor und Impulsgeber der Energiewende“, sagte Müller. In Deutschland gebe es eine Vielzahl von Akteuren, die im Bereich Energie forschten. Müller verwies insbesondere auf die Kopernikus-Projekte, einen Forschungs-Zusammenschluss aus ca. 90 Institutionen und Organisationen, die unter Federführung Lösungen für den Umbau des Energiesystems erarbeiten.
Aufgabe der Bundesregierung sei es, Referenz- und Leuchtturmprojekte zu schaffen und Erkenntnisse aus der Forschung an die Umsetzung heranzuführen. Dafür erhöhe die Bundesregierung kontinuierlich die Mittel für Energieforschung. Denn: „Die wirtschaftliche Stärke Deutschlands resultiert auch daraus, dass aus Ideen schließlich Produkte, Dienstleistungen und Innovationen werden“, so Müller.
Inken Braunschmidt vom RWE-Tochterunternehmen innogy lobte die bisherige Entwicklung in Deutschland als Erfolgsstory. Der Schwerpunkt liege aber bisher in der Produktionstechnik. Jetzt gehe es um Dinge wie Digitalisierung. Um hier voranzukommen, setzt innogy auf Partnerschaften und Netzwerke. Gerade junge Unternehmen hätten sonst kaum eine Chance, den richtigen Einstieg zu finden. Claudia Rathfux vom Verteilnetzbetreiber Stromnetz Berlin verwies auf den Handlungsbedarf bei den Rahmenbedingungen für Innovationen. Ihr Unternehmen investiere, wie andere auch, in Innovationen und in Partnerschaften mit Gründern. Aber der Markt für Verteilnetze sei streng reguliert. Innovationskosten würden noch nicht angemessen angerechnet. Hanna Wegerich vom Startup smartB sprach sich für mehr Technologieoffenheit aus. Beim Rollout von Smart Metern sei zum Beispiel zu viel festgeschrieben worden. Ihr Unternehmen bietet Lösungen für das Energiemanagement von Gewerbeimmobilien. In diesem Markt sehe sie vor allem zwei Herausforderungen: Einstiegshürden für Energieeffizienz senken und Komplexität reduzieren.