Wachsendes, jedoch noch schwaches gesellschaftliches Problembewusstsein
Das Pariser Klimaabkommen erfäher laut KAS-Studie Zustimmung. Zugleich ständen beim Umgang mit Emissionen ökonomische Aspekte im Vordergrund. Geopolitische Interessen und das Streben nach internationalem Einfluss wirkten sich, außer (noch) in Indien, förderlich auf Emissionsreduzierungen aus. Allgemein sei in den untersuchten Ländern ein wachsendes, jedoch noch schwaches gesellschaftliches Problembewusstsein feststellbar. Insgesamt seien die Unterschiede der Einschätzungen zwischen den Ländern ausgeprägter als zwischen den befragten Zielgruppen (Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, Thinktanks/NGOs):
„China: Wirtschaftliche Chancen, Wettbewerbsfähigkeit und internationales Image sind zentrale Motivatoren für Emissionsreduzierung, nachgelagert auch gesundheitliche Aspekte (Smog etc.). Hemmnisse für Emissionsreduzierung sind vor allem der Zielkonflikt Wachstum-Emissionsreduzierung sowie die Durchsetzbarkeit auf Provinzebene. Deutschland wird als Kooperationspartner und Investor gesehen.
Indien: Armutsbekämpfung bzw. der Zielkonflikt Wachstum-Emissionsreduzierung stehen im Vordergrund. Klimawandelfolgen sind spürund Entwicklungsrisiken erkennbar, dennoch wird Emissionsreduzierung nachgeordnet behandelt und internationale Unterstützung erwartet. Trägheit bzw. Unfähigkeit von Politik und Verwaltung wirken hemmend. Deutschland wird als finanzieller Unterstützer und Investor gesehen.
Russland: Die wirtschaftlichen Auswirkungen stehen im Vordergrund. Der menschengemachte Klimawandel und damit auch der Sinn von Emissionsreduzierungen werden teilweise infrage gestellt. Deutschland wird in erster Linie als Investor, aber auch als Kooperationspartner, insbesondere in der Wissenschaft, gesehen.
USA: Bei Investitionen in emissionsreduzierende Maßnahmen dominiert der Fokus auf die Profitabilität. Ökonomisches Kalkül ist zugleich Motivator wie auch Hemmnis für Emissionsreduzierungen. Deutschland wird als wirtschaftlicher Partner, aber auch als Konkurrent bei der Vermarktung neuer Technologien und Geschäftsmodelle gesehen.
Die Rolle Deutschlands: Technologisch und administrativ gilt Deutschland als vorbildlich und daher als willkommener Partner. Die Energie- wende wird aufgrund der mit ihr verbundenen Kosten auch kritisch gesehen. Eine konsequente Orientierung an den spezifischen Motivatoren und Hemmnissen der einzelnen Länder bietet zusätzliche Kooperationschancen.“
Mihm: „Die Forscher empfehlen der deutschen Regierung, die Reputation Deutschlands in der Klimapolitik zu nutzen, die Wirkung der Energiewende aber zu prüfen. Mit Wissens- und Techniktransfers, Beratungen zur Energie- und Ressourceneffizienz oder Verwaltungsprozessen könne Deutschland Impulse für den Klimaschutz geben. Die Energiewende könne Vorbild sein, wenn sie ein ökonomisches Erfolgsmodell sei. Im ungünstigsten Fall könne sie aber abschreckend wirken.“
Die aktuelle Entwicklung der Indikatoren des Energiewende-Indexes von McKinsey läute eine neue Phase in der deutschen Energiewende ein – so das Beratungsunternehmen: Die Kosten der Netzeingriffe explodierten und Engpässe bremsten den Ausbau der Erneuerbaren. Eine verstärkte Systemintegration sei erforderlich, „wenn Deutschland seine Rolle als Vorreiter der Energiewende nicht an andere Weltregionen verlieren will. Denn dort boomen die Erneuerbaren mittlerweile.“
Auch der McKinsey-Energiewende-Index sieht Deutschlands Energiewende-Renommee schwinden: „Zentrale Indikatoren driften auseinander und steuern auf gegenläufige Extreme zu: Die Schere zwischen unrealistischer Zielerreichung und Übererfüllung wird größer. Während sich beispielsweise die Kosten für Netzeingriffe und die Strompreise immer weiter von den ursprünglich gesteckten Zielen entfernen, erreichen andere Kennzahlen Spitzenwerte weit über den geforderten Grenzmarken, allen voran der Offshore-Wind-Ausbau.“ (siehe: (solarify.eu/deutschland-bei-energiewende-kein-vorbild-mehr)
->Quellen: