Was ist aus den zurückliegenden zwölf Monaten in Erinnerung geblieben?
Welche Themen haben die PV-Branche in Deutschland, aber auch weltweit beschäftigt? pv magazine hat – verdienstvollerweise – die wichtigsten Ereignisse und Nachrichten in einem kleinen Rücklick zusammengetragen. Das pv magazine-Team bedankt sich damit bei allen Lesern für das Interesse und rege Feedback. Ein Resümee von Sandra Eckhardt.
Januar 2016 – Am Anfang des Jahres 2016 steht das Ringen um die Förderung von Batteriespeichern für kleine PV-Anlagen im Fokus. Zum Jahresende ist die KfW-Speicherförderung ausgelaufen, die Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) ursprünglich nicht verlängert wollte, dann vom Bundestag doch dazu gezwungen wird. Nun wird über die Details gerungen. Dies hält Daimler aber nicht ab, ins Geschäft für stationäre PV-Speicher einzusteigen. Der Autokonzern präsentiert seinen ersten PV-Heimspeicher. In der zweiten Monatshälfte tritt dann wieder Gabriel auf den Plan. Im Rahmen der Handelsblatt-Jahrestagung in Berlin verkündet er, dass es künftig keinen Welpenschutz für erneuerbare Energien mehr geben wird. Was er damit meint, wird wenige Tage später klar, als der Referentenentwurf für die geplante EEG-Reform bekannt wird. Die Bundesregierung nimmt die großflächige Umstellung der Förderung von PV, Windkraft und Biomasse von Einspeisevergütungen auf Ausschreibungen in Angriff.
Februar 2016 – Zu Beginn des Monats präsentiert die Bundesnetzagentur die PV-Zubauzahlen für 2015. Nun ist klar, die neu installierte Leistung ist weiter rückläufig und liegt für das vergangene Jahr bei weniger als 1500 Megawatt. Allerdings werden immer mehr neue PV-Anlagen direkt mit einem Speichersystem gebaut. Tesla-Chef Elon Musk hatte mit seiner Ankündigung des PV-Heimspeichers „Powerwall“ einen riesigen Hype ausgelöst. Eigentlich sollte es ihn schon im Herbst 2015 geben, doch das Versprechen konnte er nicht halten. Im Februar treffen die ersten „Powerwalls“ endlich in Deutschland ein und werden installiert. Musk kündigt zugleich die verbesserte „Powerwall 2.0“ an. Zugleich verkündet das BMWi, dass die KfW-Förderung für PV-Heimspeicher ab 1. März fortgesetzt wird. Die Bedingungen für die Zuschüsse werden allerdings etwas verschärft und auch eine periodische Absenkung wird festgelegt.
März 2016 – Im März geht das Ringen um die EEG-Reform weiter. Das BMWi leitet die Ressortabstimmung ein. Im Fokus steht dabei die Bagatellgrenze, die für PV-Anlagen bei einem Megawatt liegt. Erst ab dieser Leistung sollen sich die Betreiber an Ausschreibungen beteiligen müssen. Einigen Vertreter aus der Union und dem BDEW ist dies zu hoch. Wie ein schlechtes Klischee wirkt eine Polizeimeldung aus dem März. Die Beamten nehmen eine polnische Diebesbande fest, der 22 Raubzüge durch Solarparks in Brandenburg, Bayern und Hessen zur Last gelegt werden. Im Fokus der Räuber stehen dabei Solarmodule, doch auch vor Wechselrichtern machen sie nicht halt. Der Schaden geht in die Millionen.
April 2016 – Das BMWi legt endlich den Entwurf für das neue EEG vor. Die Verbände üben massive Kritik an den Plänen der Regierung und fordern erhebliche Nachbesserungen. Die KfW veröffentlicht im April zudem neue Details zu den technischen Mindestanforderungen für die Förderung der PV-Speicher. Die deutschen Anbieter der Systeme beschränken sich aber nicht mehr nur auf den Verkauf der Batteriespeicher, sondern setzen auf neue Konzepte. So geht Sonnen im April mit seiner Sonnen-Community an den Start und tritt in Konkurrenz zu anderen Stromversorgern. Vom Speicherboom in Deutschland profitieren auch die Installateure. Einer spricht davon, dass die „4. Phase der PV in Privathaushalten beginnt“. Doch nicht nur dort. IKEA geht ebenfalls in die Offensive und kündigt an, der größte Einzelhändler für private Dachanlagen werden zu wollen.
Mai 2016 – Am 8. Mai schaffen die Erneuerbaren Historisches. Sie decken zwar nicht wie zunächst überschwänglich gemeldet 100 Prozent des Strombedarfs in Deutschland, doch nach Korrekturen sind es immer noch bis zu 95 Prozent gewesen. Es war ein in weiten Teilen Deutschlands sonniger Tag mit zugleich einer steifen Brise. Die Regierungskoalition in Berlin scheint dies eher kalt zu lassen. Sie ringt weiter um eine Einigung bei der EEG-Novelle. Auch die Verhandlungen mit den Ländern gestalten sich zäh. In diese Zeit platzt die Nachricht, dass das Bundesfinanzministerium die Erhebung der Stromsteuer auf PV-Eigenverbrauch plant. Es kursiert ein entsprechender Entwurf, der allerdings bis zum Jahresende den Weg ins Kabinett nicht findet. Die RWTH Aachen legt ihren Monitoringbericht zur ersten Phase der PV-Speicherförderung vor. Dabei zeigt sich ein rasanter Preisverfall gerade bei Lithium-basierten Heimspeicher, die die Bleikonkurrenz immer mehr aus dem Feld schlagen.
Juni 2016 – Das Koalition hat sich im Juni endlich auf einen gemeinsamen EEG-Entwurf geeinigt und diesen auch weitgehend mit den Ländern abgestimmt. Das Kabinett verabschiedet den Gesetzentwurf, der nun bis zur Sommerpause durch Bundestag und Bundesrat gebracht werden soll. Doch es ist nicht das einzige Gesetz, dass in diesen Tagen die Betreiber von PV-Anlagen umtreibt. Gleichzeitig wird noch über das Digitalisierungsgesetz beraten, dass eine Smart-Meter-Pflicht auch für kleinere PV-Anlagen vorschreibt. E3/DC legt eine Marktanalyse für Speicher vor. Dabei zeigt sich, dass ein rasantes Marktwachstum zu erwarten ist, wenn die PV-Anlagen in großer Zahl aus der EEG-Förderung fallen. Das wird allerdings noch ein paar Jahre dauern.
Juli 2016 – Der Juli steht ganz im Zeichen der Verabschiedung der EEG-Novelle in Bundestag und Bundesrat. In letzter Sekunde werden noch einige Nachbesserungen, etwa für PV-Mieterstrommodelle und Bürgerenergie in den Gesetzentwurf aufgenommen. In der letzten Sitzung vor der Sommerpause verabschieden die Abgeordneten aus Bund und Ländern am selben Tag den Gesetzentwurf. Die Reaktionen auf die Novelle sind verhalten. Sie wird eher als verpasste Chance, denn als großer Wurf bewertet. Die Bundesnetzagentur veröffentlicht zugleich einen Leitfaden für den Eigenverbrauch, der mit der Verabschiedung der Novelle allerdings schon fast wieder obsolet ist. Ende des Monats gibt es dann noch unerfreuliche Nachrichten für Solarworld aus den USA. Ein US-Gericht verdonnert eine Solarworld-Tochter wegen Vertragsbruchs zur Zahlung von insgesamt 793 Millionen US-Dollar Schadenersatz samt Zinsen. Der Chef des Bonner Solarkonzerns, Frank Asbeck, gibt sich danach optimistisch, dass das erstinstanzliche Urteil einem deutschen Anerkennungsverfahren nicht standhalten wird. Solarworld geht in Berufung.
August 2016 – Im August rücken die PV-Ausschreibungen wieder mehr in den Fokus. In der 5. Pilotrunde ist der Zuschlagswert weiter gesunken und liegt zunächst bei 7,23 Cent pro Kilowattstunde. Erstmals wird allerdings nicht von allen erfolgreichen Bietern die Zweitsicherheit hinterlegt. Somit erhöht dich der durchschnittliche Zuschlagswert noch etwas. Ein Nachrückverfahren gibt es allerdings nicht. Die Realisierungsquote der bezuschlagten PV-Projekte aus den Vorrunden ist bis zum Sommer äußerst gering. Erst 19 von 122 Freiflächenanlagen aus den ersten vier Runden sind realisiert. Für erfolgreiche Bieter, die auf fallende Modulpreise gesetzt haben, wird sich dies aufzahlen, wie die nahe Zukunft zeigt. Eine gute Nachricht kommt aus dem BMWi. Gabriel hat sich mit der EU-Wettbewerbskommissarin darauf verständig, dass der Eigenverbrauch aus EEG-Bestandsanlagen auch künftig von der EEG-Umlagezahlung befreit bleibt.
September 2016 – Dunkle Wolken und erste Herbststürme ziehen im September über die PV-Hersteller auf. Analysten sehen sie vor dem Beginn eines neuen Abschwungs. Der Grund dafür ist der gigantische Zubau im ersten Halbjahr in China, der allerdings mit der Förderkürzung zur Jahresmitte massiv eingebrochen ist. Die chinesischen Modulhersteller lösen einen neuerlichen Preiskampf auf den Weltmärkten aus. Trotz Mindestpreisvereinbarung sinken auch in Europa mit Beginn des zweiten Halbjahres die Modulpreise massiv und setzen die Hersteller in Deutschland stark unter Druck. Viele große chinesische Hersteller ziehen sich aus der Mindestimportpreis-Vereinbarung zurück und wollen den europäischen Markt aus den Fabriken beliefern, die sie mittlerweile außerhalb ihres Heimatlandes aufgebaut haben. Weltweit werden immer neue Rekordgebote bei Ausschreibungen abgegeben. Ein Beispiel sind die 2,42 US-Dollarcent in Abu Dhabi, die ein Konsortium um Jinko Solar und Marubeni für den Bau eines Großprojekts in dem Emirat bietet.
Oktober 2016 – Die Speicheranbieter stehen im Oktober im Blickpunkt. So geht Fenecon mit seinem Energy Pool in die Offensive und will künftig Primärregelenergie vermarkten. Konkurrent Sonnen war zuvor mit seiner neuen Flat auf den Markt gekommen, das einen ähnlichen Ansatz verfolgt. Zudem sammelt das Allgäuer Unternehmen in der zweiten Finanzierungsrunde weitere 76 Millionen Euro an Eigenkapital ein. Die KfW muss wegen der hohen Nachfrage einen vorzeitigen Stopp der Speicherförderung verkünden. Die Mittel für den Tilgungszuschuss des Bundes sind für das laufende Jahr so gut wie ausgeschöpft. Die deutschen Speicherhersteller reagieren gelassen auf diese Ankündigung. 2017 wird die KfW die PV-Speicherförderung dann wieder fortsetzen. Nordrhein-Westfalen legt zudem im Oktober ein eigenes Förderprogramm für stationäre Batteriespeicher in Kombination mit PV-Anlagen größer 30 Kilowatt auf.
November 2016 – Nachdem die Modulpreise in den vorangegangenen vier Monaten weltweit durchschnittlich um mehr als 20 Prozent gefallen sind, stellt sich nun die Frage: Ist der Preissturz nachhaltig? Hier lohnt ein Blick auf die PV-Lernkurve. Entsetzen löst die EU-Kommission aus, als erste Berichte laut werden, dass sie den Einspeisevorrang für Erneuerbare kippen will. Die Gerüchte erhärten sich im Laufe des Monats. Ende November präsentiert die EU-Kommission ihr sogenanntes Winterpaket, in dem der Einspeisevorrang in Frage gestellt wird. Die Verbände reagieren mit massiver Kritik und selbst Bundeswirtschaftsminister Gabriel zeigt sich wenig angetan von den Plänen aus Brüssel. Bei der ersten grenzüberschreitenden PV-Ausschreibung von Deutschland und Dänemark gingen alle fünf Zuschläge in das Nachbarland. Vorteil der dänischen Projektierer – sie dürfen die PV-Anlagen auf Ackerland errichten, was sich auch in dem Zuschlagswert von 5,38 Cent pro Kilowattstunde dokumentiert und die deutschen Bieter chancenlos ließ. Das Ereignis ist jedoch die Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA. Obwohl er erst im Januar 2017 sein Amt antreten wird, überschlagen sich die Horrormeldungen aus Übersee. Die europäischen PV-Vertreter geben sich dagegen gelassen.
Dezember 2017 – Mit dem Jahresende rückt auch die Bundestagswahl im Herbst 2017 immer näher. Der Wahlkampf nimmt langsam Fahrt auf. Der CDU-Wirtschaftsflügel forderte schon mal, eine rasche EEG-Abschaffung ins Programm aufzunehmen. Der zuständige Bundeswirtschaftsminister Gabriel erteilte solchen Wünschen eine klare Absage. Große Hoffnungen setzen PV-Vertreter auf das zum Januar 2017 in Kraft tretende EEG. Nach der Verabschiedung des notwendigen Änderungsgesetzes gehen sie nun von einem spürbaren Nachfragewachstum für PV-Anlagen für das kommende Jahr aus. Auch bei der Speicherförderung wird mit einem wahren Ansturm gerechnet, wenn die KfW das Programm im Januar weiterführt. Zum 1. Februar 2017 könnten zudem erstmals die Einspeisetarife für PV-Anlagen steigen, die sich zuvor seit September 2015 nicht mehr verändert haben. Kurz vorm Fest gab es dann noch Neuigkeiten aus Brüssel. Die EU-Kommission hat sich bei ihrer vorläufigen Entscheidung zur Auslaufprüfung des Undertakings für eine Verlängerung der geltenden Anti-Dumping- und Anti-Subventionsmaßnahmen gegen die chinesischen Hersteller um zwei Jahre ausgesprochen.
Trend des Jahres 2016 (von Michael Fuhs)
Blockchain entwickelt sich immer mehr zu dem Modetrend 2016. Die Technologie kommt aus der Verbindung von IT und Finanzwirtschaft und ist die Basis für die Kryptowährung Bitcoin. Inzwischen dürfte es kaum ein größeres Energieunternehmen geben, das nicht Experten hat, die die Entwicklung genau beobachten. Blockchain erlaubt, im Internet Transaktionen abzusichern und vertrauenswürdig und anonym zu vollziehen, ohne dass eine zentrale Instanz oder ein zentraler Betreiber einer Plattform aufpasst und die Kontrolle hat. Durch den Start der „Ethereum“-Blockchain lassen sich mit „smart contracts“ Energiedienstleistungen im Prinzip direkt mit Geldüberweisungen koppeln. Damit ließe sich zum Beispiel Solarstrom direkt von Erzeuger zu Verbraucher verkaufen. Im Prinzip, denn regulatorisch ist diese Anwendung nicht ohne weiteres möglich. Doch die Energiewirtschaft hat noch etliche weitere Ideen, was mit Blockchain alles geht.
->Quelle: pv-magazine.de/schlaglichter-die-photovoltaik-highlights-des-jahres-2016