Frankfurt – San Francisco hin und zurück: fünf Quadratmeter Meereis weniger
„Bisher hat sich der Klimawandel immer irgendwie abstrakt angefühlt“, sagt Stroeve. „Unsere Ergebnisse stellen dieses Gefühl fundamental in Frage. Wir können jetzt zum Beispiel direkt ausrechnen, dass die CO2-Emissionen auf einem Hin- und Rückflug von Frankfurt nach San Francisco pro Sitz etwa fünf Quadratmeter Meereis in der Arktis abschmelzen lassen.“ Klimamodelle berechnen zwar ebenfalls einen solchen linearen Zusammenhang zwischen Meereisfläche und Kohlendioxid-Ausstoß, aber sie simulieren häufig einen deutlich geringeren Eisverlust pro ausgestoßener Tonne CO2 als in Messungen zu beobachten ist. Die Science-Studie zeigt nun, dass dies vermutlich daran liegt, dass die Modelle die Zunahme der Wärmestrahlung in der Arktis unterschätzen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Eis in den Modellen vor allem deswegen zu langsam schmilzt, weil sich in diesen die Arktis zu wenig erwärmt, und nicht, weil die Eismodelle fundamental falsch sind“, so Stroeve.
Weitere 1.000 Gt CO2 – und im September ist das Meereis weg
Was die zukünftige Entwicklung angeht, so reicht das international beschlossene Ziel, die durchschnittliche Erderwärmung auf 2 ° zu begrenzen, nach den neuen Ergebnissen nicht aus, um das Packeis der Arktis im Sommer vor dem Verschwinden zu retten. Aus den Beobachtungsdaten ergibt sich, dass das Eis im September komplett abgeschmolzen sein wird, sobald noch etwa weitere 1.000 Gigatonnen CO2 ausgestoßen worden sind. Diese Emissionsgrenze wird häufig auch als realistische Abschätzung für die Zwei-Grad-Erwärmungsgrenze angenommen. Nur für deutlich geringere Emissionen, die die globale Erwärmung wie im Klimaabkommen von Paris gefordert auf 1,5 Grad Celsius begrenzen, würde das Arktische Meereis auch im Sommer noch erhalten bleiben, schließen Dirk Notz und Julienne Stroeve. (MPI-Met)
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