Bilanz von „ernüchternd“ über „Ladenhüter“ bis „Flop“
Die Bilanz nach einem knappen halben Jahr Umweltbonus für Elektromobilität sei „ernüchternd“, diagnostiziert der „FOCUS„: Seit dem 02.07.2016 seien beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) ganze 7.370 Anträge auf Zuschuss zum Kauf eines E-Autos oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeugs gestellt worden. In der Rheinischen Post waren es noch weniger: „Von insgesamt 600 Millionen Euro an Fördermitteln ist nur ein einstelliger Millionenbetrag abgerufen worden. Das zuständige Bundesamt zählt bisher weniger als 4.000 Förderfälle für reine Elektrowagen.“ Die Kaufprämie für Elektroautos erweise sich „als Ladenhüter“: Bis Mitte Oktober hätten lediglich 3.665 Käufer von reinen Elektroautos vom Bafa die Prämie von 4.000 Euro bewilligt bekommen.
Branche zögert immer noch
Einen „Flop“ nennt der MDR – auf Bafa-Zehlen gestützt – die Prämie: „Inzwischen zeigt sich: Man muss kein Windhund sein, um die Kaufprämie zu bekommen. Eine Schnecke ist auch schnell genug. Bis Anfang Dezember haben gerade mal 4.173 Elektro-Autokäufer das Geld abgerufen. Dazu kommen nochmal 3.195 Anträge für Hybrid-Fahrzeuge.“ Und die ZEIT textet gewohnt sarkastisch: „Deutschland fährt weiter hinterher. Stagnierende Marktanteile und geringes Interesse an der Kaufprämie: Für die Elektromobilität in Deutschland war 2016 erneut ein eher trauriges Jahr.“
Aber nicht nur die Prämie will zur Enttäuschung der zuständigen Minister kaum einer haben, auch die neuen Zulassungszahlen verharren im Statistik-Keller, der Ausbau der Ladesäulen kommt nicht in Fahrt, und „auch die Hersteller wirken trotz drohender [[CO2]]-Strafzahlungen weiterhin so gehemmt wie ihre potenzielle Kundschaft: Werbung für Elektroautos machen sie kaum, attraktive Sonderaktionen gibt es wenig. Wohl auch, weil man die Zeit für den wahren Elektroauto-Boom noch nicht gekommen sieht.“ (ZEIT)
Die Gründe
- Die Reichweite reicht noch nicht aus, und wenn im Winter zusätzliche Verbraucher wie die Heizung angeschaltet werden, reduziert das die Reichweite weiter.
- Den Hauptgrund für die geringe Nachfrage sehen Fachleute allerdings im mangelnden Angebot an wettbewerbsfähigen E-Autos.
Industrie hat geschlafen
Bafa-Chef Arnold Wallraff sagte der Rheinischen Post schon im Oktober, die Anträge für den E-Auto-Umweltbonus nähmen zwar zu, „aber auf sehr niedrigem Niveau, wir haben gerade die Marke von 5.000 Förderfällen für E-Autos und Hybride zusammen geknackt, haben aber Geld für 100.000 Autos pro Jahr zur Verfügung.“ Der Bafa-Chef warf der Industrie vor, sie habe mit der Entwicklung nicht Schritt gehalten. „Die deutsche Industrie sieht E-Autos immer noch als Nischenmodelle. Sie hängt weiter dem Diesel-Traum nach, dabei ist völlig klar, dass nicht der Diesel die Zukunft ist, sondern das E-Auto“.
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen warnte in der ZEIT davor, dass „für die zukünftigen Gewinne der Branche das schwache Abschneiden der deutschen Autobauer bei Elektroautos ein hohes Risiko“ bedeuten könne: „Strafzahlungen in der EU, schlechtes Image wegen [[CO2]]-Verfehlungen sowie Strafzahlungen und Gegenwind in China, dem wichtigsten Markt der Welt, könnten die Konsequenzen sein.“
Selbst die eine halbe Million bis 2020 ist fraglich
Deutschland ist noch weit vom Ziel der Bundesregierung entfernt, die Zahl der Elektroautos auf wenigstens eine halbe Million bis 2020 zu steigern. Ursprünglich hatte Berlin eine Million E-Autos bis 2020 angestrebt, dieses Ziel jedoch revidiert. Deutschland liegt weiterhin selbst in Europa unter dem Schnitt: Gerade einmal 0,7 Prozent der Neuzulassungen zwischen Januar und November entfielen auf Autos mit elektrischem Antrieb.
In anderen Ländern war der Anreiz aber auch deutlich höher: In Norwegen zum Beispiel bekommt man beim Kauf eines Elektroautos 11.000 Euro und nicht nur 4.000 wie in Deutschland
[note Solarify mahnt gebetsmühlenhaft: Solange der Strom nur zu einem Teil aus Erneuerbaren Energien stammt, verlagert die E-Mobilität den Auspuff aus dem Auto nur ins fossile (Kohle-) oder (Atom-)Kraftwerk, und nichts ist gewonnen, außer Steuergeld verschleudert. Paradox, wie weit andere dem selbsternannten Energieende-Vorbild voraus sind.]
->Quellen (Auswahl):