Frankreich und Schweiz müssen an Strombörse viel mehr für Kilowattstunde zahlen als Deutschland und Österreich – je mehr Windkraft, desto niedriger die Preise.
Das Energiewendeland Deutschland mit jetzt einem Drittel Strom aus Erneuerbaren Energien bildet zusammen mit Österreich und Luxemburg eine Preiszone an der europäischen Strombörse, die Atomländer Frankreich und Schweiz jeweils andere Preiszonen für sich. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Börsenstrompreise, so Raimund Kamm, Vorstand im LV Bayern des Bundesverbandes Windenergie (BWE).
Bemerkenswertes zeigt ein Vergleich der Preise an der Strombörse im Dezember 2016:
*in Frankreich sind wegen Sicherheitsproblemen viele der 58 AKW im Winter 16|17 abgeschaltet. Dadurch stehen zwischen 10 und 20 GW von insgesamt 63 GW (netto) Atomkraft nicht zur Verfügung. Wenn es kalt werden sollte, hat Frankreich infolge seiner vielen Elektroheizungen Strommangel.
**Windleistung in Deutschland – Angaben in GW
Vergleich Deutschland/Frankreich der Strombörsenpreise
Bei schwacher Windleistung in Deutschland war der Strompreis in Frankreich 28 % höher. Bei starker Windleistung kostete der Strom dort 2,5-mal so viel, bei sehr starker Windleistung gar 3,7-mal so viel wie in Deutschland. An Heiligabend 2016 sogar 6-mal so viel. Wenn man einzelne Stunden vergleicht, liegen manches Mal die Preise in Frankreich sogar beim 10-fachen.
Österreich ist ein „Nieatomland“ und Deutschland ein Atomausstiegsland. Frankreich und die Schweiz hingegen sind noch hartnäckige Atomländer. Insbesondere der Ausbau der Erneuerbaren Energien führt gegenwärtig an der Strombörse Deutschlands zu großen Kraftwerksüberkapazitäten und sinkenden Preisen. Hiervon profitieren die Strom einkaufenden Großverbraucher und Stadtwerke. Diesen Milliardenersparnissen stehen Milliardenaufwendungen zur Finanzierung der Investitionen in Erneuerbare Energie Anlagen durch das EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) gegenüber.
Ungerecht und ärgerlich ist, dass die Großstromverbraucher seit langem von diesen niedrigen Preisen an der Strombörse profitieren aber weitgehend von der EEG-Umlage und damit auch von der Finanzierung der Investitionen für die Energiewende befreit sind, dass sie auch erheblich weniger Netzentgelt und Ökosteuer zahlen – und dass diese Kosten auf die Privathaushalte und die „normalen“ Betriebe abgewälzt werden.
Fossile für negative Preise verantwortlich
Negative Strompreise wie an Weihnachten sind unerwünscht. Ihre Ursache sind alte Atom- und Kohlekraftwerke, die trotz des Einspeisevorrangs der umweltschonenden PV- und Windkraftanlagen, ihre Leistung nicht flexibel drosseln können. Diese – gleichzeitig auch besonderes umweltschädlichen – Kraftwerke müssen schleunigst still gelegt werden, fordert Kamm.
Ökonomisch unsachverständig sind Aussagen von Unterstützern der Atom- und Kohleindustrie, die sich als Windkraftgegner von Bayern bis Schleswig-Holstein organisieren, und die für die negativen Strompreise an Weihnachten die Erneuerbaren Energien schuldig sprechen. Auch Weihnachten 2016 wurde noch zu jeder Stunde weniger sauberer EE-Strom erzeugt als Strom insgesamt verbraucht..
Wenn wir wieder zügig PV und Windkraft zubauen, können über den Stromverbund noch lange zeitweise überschüssige Strommengen in Länder transportiert werden, in denen dann umweltschädliche und teure Altkraftwerke gedrosselt werden können. Und in einigen Jahren wird dann vorübergehend überschüssiger Strom mittels beispielsweise „power to gas“ gespeichert werden – so Kamm in seinr per Mail verbreiteten Erklärung.
->Quelle: E-Mail