50Hertz: Axel bricht Rekord

Bestmarke nach wenigen Tagen getoppt – erstmals mehr als 14 GW Windstrom eingespeist – Braunkohle abgeregelt – keine Negativpreise

Windturbine im Bau plus Rapsfeld am Bf. Großkorbetha, S-Anh - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft 20160502

Windturbine im Bau plus Rapsfeld – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Ins Netz des Betreibers 50Hertz sind am 04.01.2017 erstmals mehr als 14.000 MW Strom aus Windkraftanlagen eingespeist worden. Der neue Maximalwert von 14.093 MW wurde von der Systemführung zwischen 8:45 Uhr und 9 Uhr verzeichnet. Der Rekord liegt um weitere 600 MW über dem gerade erst (am 27.12.2016) erreichten Wert von 13.400 MW Windstrom.

Am 03.01.2017 speisten deutsche Windkraftanlagen zwischen 21 und 22 Uhr laut Daten der EEX Strom 35.723 MW Leistung ins Netz ein (davon Offshore ca. 3,2 GW) – mehr als das Dreifache der Gesamtleistung aller deutschen Atomkraftwerke. Die Wintermonate liegen erfahrungsgemäß in der Windstromproduktion vorn: So war der Dezember 2015  (11,7 GWh) der bislang windstärkste Monat aller Zeiten, gefolgt vom November 2015 (10,6 GWh) – nur kurz darunter der Dezember 2016 (9,3 GWh).

„Übertragungsnetz sicher gefahren“

„Wir schaffen es, unser Übertragungsnetz auch bei solchen Wetterextremen wie Tief ‚Axel‘ sicher zu fahren“, konstatiert Dr. Dirk Biermann, Geschäftsführer Märkte und Systembetrieb. Dabei helfe unter anderem die Südwest-Kuppelleitung von Thüringen nach Bayern, die seit Dezember 2015 in Betrieb ist. Über diese und die Leitung Remptendorf-Redwitz seien große Strommengen von Thüringen nach Bayern übertragen worden. Biermann weiter: „Es gelingt uns zunehmend besser, die Windkraft zu integrieren – obwohl in unserer Regelzone weitere Windkraftanlagen errichtet worden sind.“

[note Das Portal energate berichtete: „Während ‚Axel‘ an den deutschen Küsten Sturmflutwarnungen auslöste, drückte das Sturmtief im Stromhandel die Preise. So fiel der Preis für den Day-Ahead für Mittwoch mit 27,05 Euro/MWh unter das Niveau vom Neujahrs-Feiertag (29,38 Euro/MWh). Auch im Stundenhandel sank der Preis in den Abendstunden deutlich. Für die Stunde 21-22 notierte der Preis bei 24,56 Euro/MWh. Zum Vergleich: Am Vorabend kostete die MWh 40,25 Euro, am Folgetag 34,55 Euro. Negative Preise wie zuletzt an Weihnachten 2016 (energate berichtete) wurden am Markt hingegen nicht erreicht.“]

1,5 GW abgeregelt

Zwischen Januar 2016 und Januar 2017 sind im 50Hertz-Netzgebiet Windkraftanlagen mit einer Leistung von rund 1.500 MW ans Netz gegangen. Insgesamt sind mittlerweile in den neuen Bundesländern, Berlin und Hamburg Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 17.544 MW installiert. Die Systemführung von 50Hertz hielt das Netz durch Eingriffe bei der Erzeugung stabil. So wurden in der Nacht zum Mittwoch Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 1.500 MW abgeregelt. Das Redispatch-Volumen – also das gezielte Drosseln und Hochfahren von Kraftwerksleistung dies- und jenseits von Netzengpässen – belief sich auf bis zu 5.200 MW.

[note Die Lausitzer LEAG-Braunkohle-Kraftwerke AG (Lausitz Energie Bergbau AG, mit der „MS Braunkohle Lausitz“ Nachfolgerin von Vattenfall in Ostdeutschland) teilte unterdessen mit, dass sie zeitweise ihre Leistung auf 35 Prozent gedrosselt habe. Ursache sei die hohe Einspeisung von Windenergie ins Netz bei gleichzeitig geringerer Stromabnahme von Verbrauchern, vor allem während des Sturmtiefs „Axel“. Die LEAG betreibt in Brandenburg in Jänschwalde und Schwarze Pumpe Standorte. Dazu kommt das Kraftwerk Boxberg sowie die 50-Prozent-Beteiligung der LEAG in Lippendorf (beide Sachsen). Wie die LEAG mitteilte, hätten die Braunkohle-Blöcke so flexibel gefahren werden müssen, dass die maximale Gesamtleistung der Braunkohlekraftwerke von 9 GW zeitweise auf ein Minimum von 3,2 GW gedrückt worden sei. Trotz dieser maximal möglichen Lasteinsenkung durch den Kraftwerkspark habe die LEAG die Fernwärme- und Warmwasserversorgung für mehrere ostdeutsche Städte sowie die Prozessdampfversorgung für das Industriegebiet Schwarze Pumpe gesichert. Darüber hinaus waren durch den Netzbetreiber 500 MW Regelleistung vorab gebunden worden, hieß es weiter.]

Über 50Hertz

Strommast in Wiesbaden - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft50Hertz sorgt mit mehr als 950 Mitarbeitern für den Betrieb und den Ausbau des Übertragungsnetzes. Darüber hinaus ist das Unternehmen für die Führung des elektrischen Gesamtsystems in den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verantwortlich. Als Übertragungsnetzbetreiber im Herzen Europas steht 50Hertz für die sichere Integration der erneuerbaren Energien, die Entwicklung des europäischen Strommarktes und den Erhalt eines hohen Versorgungssicherheitsstandards. Anteilseigner sind seit 2010 der belgische Netzbetreiber Elia (60 Prozent) sowie der australische Infrastrukturfonds IFM Investors (40 Prozent). Als europäischer Übertragungsnetzbetreiber ist 50Hertz Teil der Elia Gruppe und Mitglied im europäischen Verband ENTSO-E. (seg)

Solarify logo[note Solarify weist darauf hin, dass in manchen Veröffentlichungen das Sturmtief „Axel“ in „Alex“ umgetauft wurde.]

->Quellen: