Gefängnisstrafe für VW-Mitarbeiter in Südkorea
Der VW-Dieselgate-Skandal kostet die ersten Führungskräfte ihre persönliche Freiheit: In Südkorea ist ein VW-Vorständler namens Yun zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Wegen Urkundenfälschung, er hatte Zulassungsdokumente für Importfahrzeuge manipuliert, erhielt er 18 Monate Gefängnis – wie zahlreiche Medien (Reuters, NZZ, etc.) meldeten. Ein 52-jähriger Mann dieses Namens war im Juli des vergangenen Jahres in Seoul verhaftet worden.
Das Bezirksgericht von Seoul hatte es als erwiesen angesehen, dass der VW-Mann gegen Umweltrecht verstoßen hatte, indem er Angaben über Schadstoffemissionen und Lärmentwicklung gefälscht hatte – und es erklärte: „Volkswagen hat seine Glaubwürdigkeit als globale Marke infolge dieses Verbrechens untergraben, das gravierende soziale und wirtschaftliche Schäden verursacht hat.“.
Das Seouler Urteil ist nach Darstellung mancher Medien (die Nachrichtenagentur Reuters zog diese Klassifikation inzwischen wieder zurück) weltweit das erste, mit dem eine Führungskraft des Autokonzerns im Dieselskandal persönlich für Abgasmanipulationen zur Verantwortung gezogen wird – Experten sagen, nicht das letzte. Denn die südkoreanischen Strafverfolger ermitteln auch gegen den Geschäftsführer von Audi und Volkswagen, Johannes Thammer. Im vergangenen Jahr hat Südkoreas Umweltministerium Anklage gegen Thammer erhoben. Diese scheint noch anhängig zu sein; die VW-Audi-Landesvertretung erklärte zu dem Urteil, sie habe mit den Behörden kooperiert und sehe weiteren Verfahren mit Zuversicht entgegen.
Wenn Thammer ins Ausland reisen wolle, schreibt das US-Magazin Forbes, müsse seine Frau „nach Darstellung von Deutschlands Manager Magazin zurückbleiben und damit Thammers Rückkehr nach Seoul sicherstellen“. Der VW-Landeschef bat bei seiner Vernehmung um Entschuldigung: „Zuerst möchte ich mich für die Situation entschuldigen“, sagte Thammer laut der Nachrichtenagentur Yonhap nach seiner Ankunft im August 2016 bei der Bezirksstaatsanwaltschaft Seoul. Er wolle mit den Behörden zusammenarbeiten.
In den USA hat sich der VW-Ingenieur James R. Liang inzwischen vor dem Bezirksgericht Detroit des Überweisungsbetrugs und der Verletzung der US-Gesetze zur Luftreinhaltung für schuldig bekannt – ein Urteil steht noch aus; ihm drohen fünf Jahre Haft. Liang schloss einen Deal mit Staatsanwälten, und verwandelte sich in einen kooperatives Zeugen. Um „mehr Zeit für die Zusammenarbeit der Verteidiger zuzulassen,“ wurde die Urteilsverkündung von Liang, die ursprünglich für den 1. Februar geplant war, vor ein paar Tagen auf den 3. Mai verschoben.
Südkorea verhängte gegen VW ein Rekord-Bußgeld von umgerechnet fast 30 Millionen Euro wegen des Vorwurfs der irreführenden Werbung. VW habe fälschlicherweise von umweltfreundlichen Autos gesprochen, die verschärfte Abgasnormen erfüllten. 120.000 Fahrzeuge seien auf dies Art zwischen 2008 und 2015 beworben wurdenVW hatte zugegeben, bei rund elf Millionen Diesel-Autos weltweit die Abgaswerte manipuliert zu haben.
Volkswagen-Manager, die sich Sorgen darüber machen, dass ihre Karriere hinter Gittern enden, verursachen laut Forbes-Autor Bertel Schmitt „bereits große Kopfschmerzen im weitgespannten globalen Geschäft des Unternehmens. Manager, die ins Ausland geschickt worden waren, wollen so schnell wie möglich nach Hause kommen, und viele zögern, einen Auslandsposten anzunehmen“, sagte ihm ein Volkswagenmitarbeiter, der nicht genannt werden wollte. „Zum ersten Mal wird der Volkswagen-Vorstand von CEO Matthias Mueller abwärts die Detroit Auto Show sausen lassen, die am Sonntag ihre Türen öffnen wird. Volkswagen offerierte Reuters die eher kleinlaute Entschuldigung an, da es dieses Mal keine Volkswagen Group Night gebe, brauche der Vorstand auch nicht zu reisen. „Es geht nicht darum, nicht zu reisen, es geht darum, nicht zurückzukehren“, habe Schmitts Wolfsburg-Kontaktmann gewitzelt.
Die EU und Südkorea haben 2011 ein Handelsabkommen aufgenommen und anstatt, dass die EU mit noch mehr koreanischen Autos überschwemmt worden wäre, passierte das Gegenteil. Zuvor ein geschlossener Markt, entwickelte Südkorea „einen gefräßigen Appetit für importierte Autos“, wie Reuters es ausdrückte. Besonders nachgefragt wurden deutsche Spitzen-Autos. Diese Nachfrage erhielt aber einen Dämpfer. Der Absatz der Importe in Südkorea ging im vergangenen Jahr um 6,5% zurück, was vor allem auf den Verkaufsstopp von 80 Volkswagen-Modellen im August 2016 zurückzuführen ist.
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