Agora zieht gemischte Bilanz der Energiewende 2016 – Tempo reicht jedoch nicht, um die Klima- und Effizienzziele 2020 zu erreichen
2016 hat für die Energiewende sowohl gute als auch schlechte Nachrichten gebracht – zeigt die Jahresauswertung 2016 von Agora Energiewende: Einerseits sei das Stromsystem das dritte Jahr in Folge klimafreundlicher geworden, hätten sich Gaskraftwerke Marktanteile von Kohlekraftwerken zurückerobert, sei der Atomausstieg nach Plan verlaufen, hätten Erneuerbare-Energien-Anlagen so viel Strom wie nie zuvor geliefert und seien Stromverbrauch und Zustimmung der Bevölkerung zur Energiewende auf sehr hohem Niveau weiterhin gewachsen. Andererseits seien die Gesamt-Klimagasemissionen Deutschlands abermals gestiegen, würden die Haushalts-Strompreise 2017 erstmals die Marke von 30 ct/kWh überspringen, und die Fortschritte so langsam erfolgen, dass die für 2020 gesetzten Klimaschutz- und Effizienzziele nur noch mit einer großen zusätzlichen Kraftanstrengung zu erreichen sind.
[note Ergebnisse auf einen Blick
Gas ist der Gewinner 2016 und bringt den Kohleausstieg auf leisen Pfoten. Dank sinkender Erdgaspreise ist die Stromproduktion aus Gas deutlich gestiegen. Demgegenüber ist zum dritten Jahr in Folge die Kohleverstromung zurückgegangen, auch für 2017 ist di e Stilllegung etliche Kohlekraftwerke geplant. Schriebe man den 2016er Trend linear fort, wäre 2038 Schluss mit der Kohlestromnutzung in Deutschland.
Erneuerbare Stromproduktion und Energieeffizienz verbessern sich nur leicht. 2016 als schlechtes Wind – und Sonnenjahr hat dazu geführt, dass die Stromproduktion aus Solaranlagen und Windanlagen an Land zurückging. Dies wurde überkompensiert durch einen deutlichen Zuwachs bei Offshore – Windkraft. Beim Strom – verbrauch gab es nur einen sehr leichten Rückgang, das Effizienzziel für 2020 wird immer schwerer zu erreichen.
Die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen steigen weiter. Hauptursachen hierfür waren die gute Konjunktur und der etwas kältere Winter 2016. Dabei war das Bild uneinheitlich: Während im Industrie – , Wärme – und Verkehrssektor die Emissionen stiegen, sind sie im Stromsektor aufgrund des Rückgangs der Kohleverstromung im dritten Jahr in Folge leicht gesunken.
Energie aller Art ist billig – außer Haushaltsstrom. Nicht nur die Preise für Kohle, Öl, Gas sind 2016 deutlich gesunken, sondern auch die Strombörsenpreise. Sie lagen mit 26,6 Euro pro Megawattstunde auf einem 10-Jahres-Tief. Zugleich hat die letzte PV-Auktion gezeigt, wie günstig Solarstrom sein kann: 5,38 Cent pro Kilowattstunde. Doch während Börsenstrom, Erdgas, Heizöl, Benzin und Diesel günstig sind, gilt dies aufgrund der Abgaben und Umlagen nicht für den Haushaltsstrompreis. Er steigt 2017 auf mehr als 3 0 Cent pro Kilowattstunde.]