Das Scheitern der Atomkraft

Von der Begeisterung über die Katastrophe(n) zum Ausstieg

Janzing erzählt von der anfänglichen absurd unkritischen allgemeinen Begeisterung für die Atomkraft in den 50ern. Im Westen zählt Franz-Josef Strauß zu ihren großen Fürsprechern: Deutschland müsse in der Atomwirtschaft „konkurrenzfähig“ bleiben, um nicht deklassiert zu werden. In den sechziger Jahren beginnen die ersten Widerstände, es folgten Demos und Besetzungen in den 70ern und 80ern. Während dessen gibt sich die Atomwirtschaft (noch) arrogant. Doch der leichtfertige Umgang führt zu Störfällen bis hin zu den Katastrophen von Tschernobyl und Fukushima. Der Autor beschreibt, wie Deutschland in Ost und West mit dem GAU von Tschernobyl umgeht: In der DDR wird er verschleiert, im Westen werden einen Sommer lang Becquerel-Tabellen veröffentlicht.

akw-neckarwestheim-foto-gerhard-hofmann-agentur-zukunft-fuer-solarify-20150505Nicole Weinhold: „Das ist die Zeit, in der im Schwarzwald-Dorf Schönau Michael und Ursula Sladek die Idee haben, ein Bürger-Elektrizitätswerk zu gründen. Bis zur Gründung der Elektrizitätswerke Schönau (EWS) 1997 müssen sie viele Hürden nehmen. Die beiden gehören damit zu den ersten Atomkraftgegnern, die eine demokratische Alternative aufzeigen wollten. Seither werden sie mit zahlreichen Gründerpreisen überhäuft und EWS hat heute 160.000 Kunden.

In den nächsten 30 Jahren kämpft die Anti-Atomkraft-Bewegung standhaft weiter, den Durchbruch bringt das Fukushima-Unglück – jetzt steht ein Großteil der Bevölkerung hinter der Anti-Atom-Bewegung. Die Kanzlerin reagiert: In Deutschland folgt der Ausstieg aus der Atomkraft. Am Ende entsteht für den Leser das Bild einer der größten sozialen Bewegungen in Europa. Engagierte Bürger aller Klassen und Schichten waren es, die Alternativen zur Atomkraft aufzeigten. Die Bewegung entwickelte ihre Kraft aus der Mitte der Gesellschaft und konnte somit erfolgreich sein.“ (Nicole Weinhold in erneuerbare energien)

Toni Rütti von ee-news.ch: „‚Vision für die Tonne‘ ist die journalistisch aufgearbeitete Historie einer sozialen Bewegung, die wie keine andere die mitteleuropäische Nachkriegsgeschichte geprägt hat. Die Epoche wurde beherrscht von Beharrlichkeit und Kreativität. Man suchte – und fand – Alternativen, die stets einen Querschnitt der Meinung der damaligen Gesellschaft repräsentierten. All dies machte die Bewegung erfolgreich, wenn auch erst relativ spät, wie der deutsche Energiejournalist Bernward Janzing in seinem neuesten Werk ‚Vision für die Tonne‘ konstatiert: Wie man dies von ihm nicht anders erwartet, stützte er sich auch bei der Aufarbeitung der atomgeschichtlichen Vergangenheit immer wieder auf seinen naturwissenschaftlichen Hintergrund.“

Die gebundene Ausgabe von Bernward Janzings Vision für die Tonne ist im Picea Verlag Freiburg/D erschienen. 272 Seiten, durchgehend vierfarbig; 29 Euro; ISBN 978-3981426519. Die Grafiken aus Vision für die Tonne sind in unveränderter Form freigegeben für Vorträge und Präsentationen.

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