Müssen Piëch und Winterkorn zahlen?
Ex-VW-Aufsichtsratschef Piëch hat im Abgasskandal seinen früheren CEO Winterkorn belastet – und sich selbst gleich mit; schließlich werden möglicherweise beide zur Kasse gebeten. VW-Aufsichtsrat und IG-Metallchef Jörg Hofmann will Ansprüche gegen den ehemaligen Aufsichtsratschef prüfen lassen. Dass sagte Hofmann am 05.02.2015 der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Piech hatte (laut SPIEGEL)vor der Staatsanwaltschaft Braunschweig ausgesagt, er habe Winterkorn früher über die Diesel-Manipulationen unterrichtet, als der bisher zugegeben habe.
Wenn das stimme, stelle sich die Frage, „ob Professor Piëch seine Pflichten als damaliger Aufsichtsratsvorsitzender erfüllt hat“, sagte Hofmann und drohte, dann seien „mögliche Haftungsansprüche zu prüfen“. Das heißt: Piech müsste von Volkswagen auf Schadenersatz verklagt werden. Für Martin Winterkorn gelte dasselbe: War der ehemalige Vorstandsvorsitzende tatsächlich früher in die kriminellen Machenschaften seiner Ingenieure eingeweiht, wie von Piech insinuiert, dann „werden wir das in die laufende Prüfung möglicher Haftungsansprüche gegen Organmitglieder einbeziehen“.
Was wusste die VW-Spitze – und wann?
Die Braunschweiger Staatsanwaltschaft hatte erst jüngst die Ermittlungen wegen Betrugsverdacht gegen Winterkorn ausgeweitet. Laut den Strafverfolgern hätten sich „zureichende tatsächliche Anhaltspunkte“ ergeben, der ehemalige Konzernchef habe früher von der Betrugssoftware gewusst, als er stets behauptet habe. Piëch soll Medienberichten zufolge bereits im Februar 2015 von Problemen mit Abgas-Manipulationen in den USA erfahren haben. Ein mysteriöser Tippgeber habe den VW-Patriarchen im Vier-Augen-Gespräch über mögliche Probleme in den USA informiert.
Allerdings will Piëch nach SPIEGEL-Informationen der Staatsanwaltschaft nicht nur gesagt haben, er habe Winterkorn auf „ein großes Problem in den USA“ angesprochen habe. Auch soll der damalige VW-Chef ihm versichert haben, dass „ein solches Papier aus den USA“ nicht existiere. Die Aufarbeitung des Skandals kostet den Wolfsburger Konzern allein in Nordamerika umgerechnet bis zu 22 Milliarden Euro.
„Deutsche See“ verklagt VW
Der deutsche Marktführer für Frischfisch und Meeresfrüchte ist der erste Großkunde, der sich die Abgas-Manipulationen nicht gefallen lässt und nun Volkswagen auf 11,9 Millionen Euro Schadenersatz verklagt. Die „Deutsche See“ hat eine entsprechende Klage gegen VW und seine Leasingtochter beim Landgericht Braunschweig eingereicht. Das Unternehmen liefert mit rund 500 VW-Leasingfahrzeugen Fisch an die Kunden aus. Firmenchef Egbert Miebach hatte die Flotte im Jahr 2010 auf Fahrzeuge mit „BlueMotion“-Dieseltechnologie von VW umgestellt, um die Auslieferung umweltfreundlicher zu machen. Jetzt fühlt er sich „arglistig getäuscht“, so die Deutsche Welle.
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