Zum neunten Mal: BIO-raffiniert IX
Auf Kohlenstoff und seinen Verbindungen basiert die Mehrzahl der Produkte, Verfahren und Dienstleistungen der modernen Industriegesellschaft. Doch die fossilen Lagerstätten sind endlich – die aktuelle Wirtschaftsweise stößt an ihre Grenzen. Am 13. und 14.02.2017 trafen sich mehr als 100 Experten bei Fraunhofer UMSICHT in Oberhausen, um im Rahmen des neunten Kongresses „BIO-raffiniert IX“ über eine biobasierte Industrie und den Wandel der Rohstoffbasis zu diskutieren.
Prof. Goerge Deerberg, stellv. Institutsleiter Fraunhofer UMSICHT, begrüßte die Teilnehmenden der neunten Ausgabe von BIO-raffiniert mit einem Blick auf den Trend zur Biologisierung von Gesellschaft und Wirtschaft. Auch Svenja Schulze, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, war vor Ort. Sie betonte den hohen Stellenwert des Themas Bioökonomie und somit nachhaltigen Wirtschaftens für die Landesregierung. „Der Klimawandel ist eine Chance für uns“, so Ministerin Schulze. „Allein 2000 Forschende beschäftigen sich in Nordrhein-Westfalen mit dem Thema erneuerbare Energien.“ Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz pflichtete dem bei und hob einmal mehr die Bedeutung der Forschungsinstitution Fraunhofer UMSICHT für die Stadt Oberhausen hervor.
Betonte den hohen Stellenwert nachhaltigen Wirtschaftens: Svenja Schulze, Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (Foto re.)
Strombasierte Produkte
BIO-raffiniert bietet traditionell einen interessanten Mix aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Die Kernfrage des Kongresses „Welche Rolle spielt der Kohlenstoff?“ wurde entsprechend von unterschiedlichen Seiten beleuchtet. Immer wieder zur Sprache kam das Thema Strom. „Wir haben insbesondere in den Einführungsvorträgen gesehen, dass strombasierten Produkten eine große Bedeutung beigemessen wird“, sagt Frank Köster, Leiter Netzwerk Kraftstoffe und Antriebe der Zukunft, Energieinfrastruktur und Systemtransformation des Veranstaltungspartners EnergieAgentur.NRW.
Prof. Schlögl, Direktor des Max-Planck-Instituts für chemische Energiekonversion, betrachtete die nachhaltige Kohlenstoffnutzung systemisch: Es gehe nicht um die Dekarbonisierung, wie oft zu hören sei, sondern um die „De-Fossilisierung“ der Wirtschaft, um den Kreislauf des vom Menschen genutzten Kohlenstoffs zu schließen. Reinhold Achatz, Technologiechef der thyssenkrupp AG, zeigte auf, wie in Zukunft Hüttengase als Rohstoff nachhaltig verwertet werden können. Im mit ca. 60 Mio. € vom BMBF geförderten Projekt Carbon2Chem® (siehe solarify.eu/co2-als-rohstoff-carbon2chem) arbeiten aktuell Industrie und Forschung – federführend Fraunhofer UMSICHT, das Max-Plack-Institut für chemische Energiekonversion und die thyssenkrupp AG – gemeinsam an der nachhaltigen Verwertung des in Hüttengasen enthaltenen Kohlenstoffs. Ziel ist die Herstellung von Chemikalien. „Wir müssen an branchenübergreifenden Lösungen arbeiten und in Kreisläufen denken. Unsere Vision 2030 sieht vor, dass wir die Bereiche Energie, Stahl und Chemie zusammenbringen“, so Achatz.
Der Vizepräsident des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH, Prof. Manfred Fischedick, thematisierte ebenfalls die Ressourcen der sogenannten „Green Economy“. Der Schwerpunkt seines Vortrags lag auf der zukünftigen Bedeutung des Wasserstoffs.
Kohlenstoff weiterhin sehr wichtig
„BIO-raffiniert IX hat gezeigt, dass Dekarbonisierung nicht das richtige Stichwort ist, über das wir sprechen. Denn Kohlenstoff wird weiterhin eine sehr wichtige Rolle spielen“, erklärte Dennis Herzberg, Geschäftsstellenleiter von CLIB2021, ebenfalls Partner der Veranstaltung. Die vielfältigen Blickrichtungen der Teilnehmenden auf das Thema Kohlenstoff seien ein echter Mehrwert gewesen. Herzberg: „Die verschiedenen Technologien und Lösungsansätze werden sich künftig weiter verschränken.“
Für die nächste Ausgabe von BIO-raffiniert in zwei Jahren, dann als Jubiläumsveranstaltung zum zehnten Mal, bleibt es spannend. Das Schließen von Kohlenstoffkreisläufen wird weiterhin oben auf der Tagesordnung stehen. „Wir werden mehr über die laufenden Projekte erfahren“, fügte Prof. Deerberg hinzu. Und sicher werde ausführlich über den enormen Strombedarf und potenzielle Lösungen hierfür zu sprechen sein.
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