US-Klimaexperten beruhigen Ängste
Von Nicole Sagener auf EURACTIV.de
Das Konzept der globalen Erwärmung ist von und für die Chinesen erfunden worden. So sah es Donald Trump bereits 2012 – und auch damals bekundete er seine Meinung schon gern via Twitter. Viereinhalb Jahre später bereitet der Mann, an dessen Präsidentschaft damals kaum jemand ernsthaft glaubte, vielen Menschen in den USA wie auch in Europa Kopfzerbrechen. Doch das Wachstum der Erneuerbaren Energien könne er nicht stoppen, meinen Experten. Denn Trump habe Wirtschaft, Staaten und Städte gegen sich.
„Das Konzept der globalen Erwärmung wurde von und für die Chinesen geschaffen, um die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Wirtschaft zu schädigen.“ (Donald J. Trump (@realDonaldTrump) November 6, 2012
Groß ist die Furcht, dass die kommende Trump-Regierung das Pariser Klimaabkommen verlassen könnte, auf das sich erst Ende 2015 195 Staaten geeinigt hatten, um den globalen Temperaturanstieg infolge des Treibhauseffekts auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Frankreichs Ex-Premier Manuel Valls drohte Trump Mitte Januar gar mit einer europäischen Energiesteuer auf amerikanische Einfuhren, sollte er das Pariser Klimaabkommen in Frage stellen.
Anlasslos sind diese Ängste keinesfalls. Der von Barack Obama geförderte Clean Power Plan zur Senkung der US-Treibhausgasemissionen wurde inzwischen faktisch beerdigt, der Bau der umstrittenen Öl-Pipelines Dakota Access und KeystoneXL zugelassen. Trump hat die Klimawandelskeptiker Rick Perry und Scott Pruitt zum Leiter des Energieministeriums sowie zum Chef der nationalen Umweltbehörde EPA erkoren. Deren Mitarbeiter wurden laut Reuters Ende Januar von der neuen Regierung angewiesen, Informationen über den Klimawandel von der Website zu entfernen, Links zu wissenschaftlichen Artikeln über die Erderwärmung zu löschen und Presseanfragen genauer zu prüfen.
We’re going to strike a balance between protecting our water, air, and natural resources and building our economy. https://t.co/xqxaKs5OIy — EPA-Administrator Scott Pruitt (@EPAScottPruitt) March 1, 2017
Dennoch warnen US-amerikanische Energieexperten wie Heidi VanGenderen, ehemalige Direktorin für Außenbeziehungen im US-Energieministerium, vor zu großem Pessimismus.
Trumps großes Ziel: Abbau fossiler Brennstoffe auf öffentlichem Land
„Trump“, so meint VanGenderen, „kann die Energiewende und den Kampf gegen den Klimawandel zwar verlangsamen, aufhalten kann er den Ruck aber nicht – auch wenn der Abbau fossiler Brennstoffe auf öffentlichem Land sein großes Ziel ist.“ Die Entwicklung hin zu grüner Energie auch in den USA hat teilweise schlicht wirtschaftliche Gründe.
„Die Preise für Solarenergie sind in den USA in den vergangenen fünf Jahren um 62 Prozent gesunken“, weiß Rolf Nordstrom, Präsident der NGO Great Plains Institute aus Minneapolis. Egal wer im Weißen Haus sitzt – ein Umlenken der Wirtschaft hin zu den Erneuerbaren Energien ist sowieso nicht mehr zu stoppen“, sagte Nordstrom bei einem Besuch in Berlin.
Das bestätigen die Zahlen: Schon jetzt gibt es in den Vereinigten Staaten mehr Arbeitsplätze in den Erneuerbaren Energien als im Kohlesektor. 2016 arbeiten 86.000 Menschen in den USA für die Kohleindustrie – 24 Prozent weniger als im Vorjahr. 370.000 Jobs gab es dagegen 2016 allein im Bereich der Solarenergie. „Im Westen der USA“, so Nordstrom, „belaufen sich die Kosten für den Betrieb von Kohlekraftwerken auf durchschnittlich 30 US-Dollar pro Megawattstunde.“ Der Strom neuer Windparks an gut gelegenen Standorten aber koste nur 15-25 $/MWh. Diese große Einsparungen sind neben billigem Fracking-Gas laut Nordstorm der Hauptgrund, warum immer US-Kohlekraftwerke eingehen.