Meist werden Leugner des Klimawandels zitiert, um sie zu widerlegen
Fast ein Fünftel der Berichterstattung erwähnte oder zitierte Positionen, die den menschengemachten Klimawandel in Zweifel ziehen. Diese waren also zwar in der klaren Minderheit, aber gegenüber ihrer Bedeutung in der Wissenschaft noch immer vielfach überrepräsentiert. Eine genaue Betrachtung jedoch relativierte das Bild: Am meisten zitiert wurden Leugner klimawissenschaftlicher Erkenntnisse in Texten, die sich kritisch mit diesen Positionen auseinandersetzten. „Journalisten zitieren Gegner des Forscherkonsens‘ häufig, um sie zu entlarven“, so die Studie. „Diese Strategie könnte man als ‚ablehnendes Zitieren‘ [dismissive quotation]bezeichnen.“ Das einstige Phänomen einer irreführenden Balance bei Berichten zum Klimawandel sei einer „aktiven Kontextualisierung und Überprüfung gegnerischer Stimmen gewichen, zum Beispiel durch Hinweise auf deren fehlende Fachkompetenz“.
Als ein Hauptergebnis formulieren die beiden Autoren daher: „Die gute Nachricht dieser Studie ist, dass die ‚kontextualisierte Berichterstattung‘ dem näherkommt, was allgemein als Konsens über Grundfragen des Klimawandels bezeichnet wird.“ Anders als zu Zeiten der Balance-Berichterstattung könne also „dem Journalismus weniger vorgeworfen werden, die Öffentlichkeit zu verwirren„.
„Nischen des Leugnertums“ in konservativen, angelsächsischen Medien – „beschützerische Auslassung“
Vereinzelt aber, so ein weiteres Ergebnis der Studie, gebe es noch „Nischen des Leugnertums“ – also Medien, die häufig Beiträge veröffentlichten, die gut abgesicherte Ergenisse der Klimaforschung bestritten. Doch ausgerechnet in solchen Texten, so Brüggemann und Engesser, fänden sich selten Zitate von Leugnern. Journalisten, die diese randständigen Positionen unterstützen, vermeiden offenkundig Zitate. Als „beschützerische Auslassung“ (protective omission) bezeichnen die beiden Studienautoren diese Arbeitsweise.
Am häufigsten kam die Ablehnung der Klimaforschung in britischen Medien vor und dort vor allem im Daily Telegraph, wo der Kolumnist Christopher Booker regelmäßig den menschengemachten Klimawandels bestreitet (und Trump bejubelt – der Daily Telegraph wird auch als „Torygraph“ verspottet – S_Y). Auch der dänische Ökonom Björn Lomborg und der ehemalige RWE-Manager Fritz Vahrenholt fielen bei der Medienanalyse als Personen auf, die konsequent einzelne Aspekte des Forscherkonsenses bezweifeln.
Das Ziel: „Ein gleichgesinntes, rechtslastiges Publikum bedienen“
Bemerkenswert sei zudem gewesen, dass es ausschließlich politisch konservative Medien waren, in denen sich bei mehr als zehn Prozent der untersuchten Texte eine Ablehnung der Wissenschaft gefunden habe – neben dem erwähnten Daily Telegraph seien dies das Wall Street Journal (USA), die Berner Zeitung (Schweiz) sowie die Boulevardblätter Sun (Großbritannien) und Bild gewesen. Dass leugnerische Positionen besonders häufig in eher rechtsgerichteten Medien Raum bekämen, decke sich mit früheren Studien (beispielsweise Feldman et al. 2011, Elsasser/Dunlap 2012).
„Rechtslastige Zeitungen bestreiten den Klimawandel signifikant häufiger“, schreiben Brüggemann und Engesser. Offenbar gehe es darum, so Brüggemann und Engesser mit besonderem Blick auf den Telegraph-Autoren Booker, „dass ein prominenter Kolumnist ein geschätztes Publikum von ähnlich denkenden, rechtslastigen Lesern bedienen“ dürfe und solle. (nach: Toralf Staud auf klimafakten.de)
In diesem Zusammenhang: Laut Urteil eines Obergerichts darf das Umweltbundesamt Journalisten namentlich wegen ihrer Haltung zur Erderwärmung „Klimawandelskeptiker“ nennen – so der Tenor eines Beschlusses des OVG Sachsen-Anhalt (Az 3 L 44/ 16) vom 02.02.2017. (Siehe: solarify.eu/klimaskeptiker-duerfen-so-genannt-werden-endgueltig)
->Quellen: