Kohlekraft in Bedrängnis
Mehr Solarstrom im Netz ist in Indien aber gar nicht so einfach zu realisieren. Denn dort muss sich der Ökostrom die Leitungen mit dem Strom aus Kohlekraftwerken teilen. Deren Anteil an der Stromproduktion liegt immer noch bei satten 59,8 Prozent. Es wird immer enger in den indischen Netzen. Seit 2015 verfolgt die Regierung eine stringente Elektrifizierungs-Politik mit dem Ziel, mindestens 12.000 der 18.452 Ortschaften ans Netz anzuschließen, die bisher noch keinen Zugang zur regelmäßigen Stromversorgung haben.
Doch sinkt die Nachfrage nach Kohlestrom stetig, weil die Elektrifizierung nicht ausschließlich durch den Anschluss an ein zentrales Netz, sondern nicht selten mit Inselsystemen realisiert wird. Zudem ist der Strom aus Solar- und Windkraftanlagen inzwischen viel preiswerter als der Kohlestrom. Damit kommt der Kohlesektor immer mehr in Bedrängnis. Die Betreiber der indischen Kohlebergwerke mussten im vergangenen halben Jahr einen Absatzrückgang in Höhe von 22 Prozent hinnehmen. Der Nachfragerückgang geht auch an den Kraftwerksbetreibern nicht vorbei. Aufgrund der nur teilweisen Auslastung der Kohlemeiler sinkt der Nutzungsgrad. Dieser liegt inzwischen durchschnittlich bei mageren 60 Prozent, was den Kohlestrom zusätzlich verteuert. Das alles schreckt die Investoren in neue Kohlestromkapazitäten ab.
[note Der internationale Flughafen von Kochi (früher Cochin) im südindischen Bundesstaat Kerala setzt als weltweit erster Airport ausschließlich auf Sonnenenergie. Eine im August 2015 ans Netz gegangene 12-MW-PV-Anlage, versorgt nun zusätzlich zu den bisherigen Solarstromanlagen den jetzt energie-autarken Flughafen mit ausschließlich erneuerbarer Energie. Das berichtet die Webseite Indien Aktuell.]
Neue Jobs sollen entstehen
Auf diese Weise wird die Kohlekraft immer mehr in den Hintergrund gedrängt, weil sie wirtschaftlich nicht mehr konkurrenzfähig ist. Mit der Förderung großer Solarparks setzt die Regierung zudem ein deutliches Signal hin zur steigenden Versorgung mit Ökostrom. Zudem verspricht sich Neu-Delhi einen Beschäftigungseffekt nicht nur in der einheimischen Solarindustrie, sondern auch in den vorgelagerten Teilen der Wertschöpfungskette wie die Metall- und Glasindustrie. Die Solarparks sollen vorwiegend auf Land errichtet werden, das bisher nicht anderweitig genutzt wird.“
[note Der Autor Sven Ullrich studierte Politologie an der FU Berlin, zunächst mit Schwerpunkt auf der Analyse politischen Systeme Südosteuropas und Deutschlands, und ist seit mehreren Jahren als freier Autor tätig. Seit 2013 ist er Redakteur für Solarenergie bei Erneuerbare Energien.]
->Quellen: