Mobilfunkbranche alles andere als nachhaltig
Seit der Erfindung des Mobiltelefons 1973 und seiner flächendeckenden Einführung vor 25 Jahren wurden Milliarden Handies produziert, 2015 gab es erstmals 7,3 Milliarden Verträge – so viel wie gegenwärtig Menschen auf der Welt. Viele der Mobiles sind schon längst Elektroschrott. Dabei landet rund ein Zehntel des Eiffelturmgewichts – etwa 1.000 Tonnen – an wertvollne Rohstoffen aus diesen Mobiltelefonen allein in Deutschland jährlich im Müll. Green Wiwo aus Anlass der weltgrößten Mobilfunkmesse in Barcelona.
Für den Greenpeace-Elektronik- und Chemie-Experten Manfred Santen Anlass zu harter Kritik: „„Hersteller wie Apple und Samsung verursachen mit kurzlebigen Elektrogeräten und unnötig schnellen Produktzyklen massive Umweltschäden und katastrophale Arbeitsbedingungen“Er appelliert an Samsung, Apple, Huawei und Co, Produkte künftig so zu bauen, dass Schäden leichter behoben und Module besser ausgetauscht werden können. Denn: „Jedes reparierte Smartphone schont Ressourcen.“
Denn für die Herstellung werden wertvolle Edelmetalle und sogenannte Seltene Erden benötigt, die laut Greenpeace vielfach mittels gesundheitsschädigender Chemikalien gefördert werden. Auch füge die Jagd nach immer größeren Rohstoffmengen der Natur massiven Schaden zu und könne dazu führen, dass manche Ressourcen schon bald erschöpft seien. Denn 20 Tonnen Kobalt, mehrere Tonnen Zinn, Wolfram und Silber gingen laut einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie des Freiburger Öko-Instituts im Schrott verloren. Bei der Gewinnung von Edelmetallen werden beispielsweise giftige Chemikalien verwendet. Gold wird zudem unter riesigem Energieaufwand gefördert: Für 100 Kilogramm müssen 100.000 Tonnen Gestein abgebaut werden. Dzu kommt das Problem der MenschenrechtsVerletzungen: Die UN berichten von Warlords,die mit den Gewinnen aus den Minen ihre Söldner und somit Bürgerkriege, z. B. den Ostkongo-Konflikt finanzieren. Zudem tragen die Produktion und Montage der Geräte häufig ausbeuterische Züge.
Außerdem verschlingt die Handy-Produktion massiv Energie: In den vergangenen zehn Jahren verschlang die Smartphone-Produktion laut Greenpeace weltweit 968 Terawattstunden Strom, so viel braucht Indien in einem Jahr. „Angesichts dessen sollte man sich wirklich Gedanken darüber machen, ob man einen Vertrag braucht, der einem jedes Jahr ein neues Handy beschert“, meint Santen.
[note Ein Mobiltelefon besteht zu 56 % aus Kunststoff, zu 25 % aus Metall und zu 16 % aus Glas und Keramik, darunter:
- Tantal: Coltan, das Ausgangsmaterial für Tantal reicht noch 150 Jahre, aber die Produktion ist begrenzt.
- Gallium: Es ist Nebenprodukt der Aluminium- und Zinkherstellung. Die Reserven sind nicht knapp.
- Indium: Pro Jahr werden 600 t raffiniert. Die Gewinnung ist an die Förderung von Zink gebunden. Für Flachbildschirme, Displays und Leuchtdioden ist es bislang unersetzlich.
- Lithium: Lithium ist kein selten vorkommendes Element (häufiger als beispielsweise Blei); seine Gewinnung ist jedoch durch die stärkere Verteilung schwierig.
- Palladium: Die begrenzte Rohstoffmenge wird von der Nachfrage aus der Automobilindustrie bedrängt.
- Platin
- Kupfer (Leiterplattenherstellung)
- Gold und Silber (korrosionsbeständige Kontaktoberflächen, Bond-Verbindungen)
- Zinn und Blei (Lötverbindungen) – Blei wird aufgrund von RoHS bei neuen Mobiltelefonen allerdings kaum mehr eine Rolle spielen
- Beryllium (legierbarer Stoff in Leiterplatten)
- Antimon (Bestandteil von bleifreien Loten und in Kunststoffgehäusen und der Tastatur als Flammhemmer)]
Folgt: Recycling tut not