… drei Viertel halten Klimawissenschaft für uneins
Sie unterstützen mit großer Mehrheit Erneuerbare Energien, zeigen sich beim Vertrauen in die Politik gespalten und sagen: „Der Klimawandel ist bereits heute spürbar“ – dies sind zentrale Ergebnisse einer Befragung von Bürgerinnen und Bürgern zur Energie- und Klimapolitik in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Norwegen.
Ergebnisse der ländervergleichenden Studie wurden am 08.03.2017 in einer gemeinsamen Pressekonferenz des Zentrums für interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) der Universität Stuttgart, des Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) Potsdam und der Wissenschaftsplattform klimafakten.de vorgestellt.
Vor den Wahlen: Unsicherheit in Bezug auf die künftige Klima- und Energiepolitik
In einer repräsentativen Befragung äußerten sich jeweils rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, Großbritannien, Norwegen und Frankreich zu den Themen Klimawandel und Energiepolitik. Politische Bedeutung gewinnen die Befunde insbesondere mit Blick auf den Wahlkalender: So stehen in Frankreich, Norwegen und Deutschland Präsidentschafts- bzw. Parlamentswahlen an. In Großbritannien führt der Brexit auch zu Unsicherheit in Bezug auf die künftige Klima- und Energiepolitik.
Eine große Mehrheit der Deutschen (83 %) geht davon aus, dass es einen Klimawandel gibt. Überraschend hoch allerdings ist in Deutschland im Vergleich zu den anderen untersuchten Ländern der Anteil derjenigen, die von der Existenz des Klimawandels nicht überzeugt sind: mit 16 % liegt dieser Wert deutlich höher als in Großbritannien (12 %), Frankreich (6 %) und Norwegen (4%).
Skepsis über wissenschaftlichen Klima-Konsens
Ein Grund dafür könnte sein, dass drei von vier Deutschen den Klimawandel in der Wissenschaft für umstritten halten. Die Befragten sollten angeben, inwieweit sie davon ausgehen, dass sich die Klimawissenschaftler über den menschengemachten Klimawandel einig sind. Nur knapp jeder vierte Befragte (24 %) gab dabei an, dass eine überwiegende Mehrheit der Klimaforscher darin übereinstimmt, dass es einen menschengemachten Klimawandel gibt. Tatsächlich stimmen dem aber mehr als 97 % der Klimaforscher zu, wie mehrere Studien ergeben haben (einen Überblick dazu auf klimafakten.de).
Trotz der Schwierigkeiten, den tatsächlichen Erkenntnisstand einzuschätzen: In allen vier Ländern ist der Klimawandel für die Bürgerinnen und Bürger bereits Realität. So stimmen jeweils 60 bis 61 % der Befragten der Aussage zu, dass die Folgen des Klimawandels bereits spürbar sind.
Energiepolitik: Hohe Zustimmung zu Erneuerbaren Energien, Ablehnung von Kohle und Kernkraft
In der Befragung wurden die Bürgerinnen und Bürger auch zu ihren Einstellungen zu verschiedenen Energieträgern, ihrem Vertrauen in verschiedene Institutionen und ihren Wünschen an die staatliche Energiepolitik befragt. Auf große Zustimmung in allen vier Ländern treffen die Erneuerbaren Energien. Jeweils mehr als 70 % der Bürger sehen Solarenergie, Wind- und Wasserkraft positiv. Auf geringe Zustimmung als Energieträger stoßen in Deutschland hingegen Öl, Kohle und Kernkraft, die nur 28 %, 22 % bzw. 14 % positiv einschätzen.
Nein zu höheren Preisen und Steuern
Klare Präferenzen äußern die Bürgerinnen und Bürger auch bei ihren Erwartungen an die Energiepolitik. Deutlich sprechen sie sich dafür aus, den Verkauf energieverschwendender Haushaltsgeräte zu verbieten – in Deutschland unterstützen 61 % der Befragten ein solches Verbot, 18 % lehnen es ab. Wenn es um höhere Steuern auf fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas geht, drehen sich die Mehrheitsverhältnisse allerdings um: 53 % der Deutschen lehnen dies ab. Und auch eine Erhöhung der Strompreise wird von über zwei Dritteln (67 %) der Deutschen abgelehnt.
Folgt: Deutschland: Großes Vertrauen in Kommunen bei Umsetzung der Energiewende