Mehr Regen im Winter, mehr Dürren im Sommer

Auswirkung auf Energieversorgung

Die sinkenden Wasserstände im Sommer wirken sich auch auf die Energieversorgung aus, die große Mengen Flusswasser zur Kühlung benötigt. Wenn nicht genug Kühlwasser zur Verfügung steht, müssen etwa Kernkraftwerke zunächst gedrosselt und dann ganz heruntergefahren werden. Ein weiteres Problem: Auch die Wassertemperaturen in den deutschen Flüssen steigen durch den Klimawandel bis 2100 um durchschnittlich ein bis zwei Grad, was die Kühlung der Kraftwerke erschwert. Weil hohe Wassertemperaturen und niedrige Wasserstände häufiger als bisher gemeinsam auftreten werden, werde sich die Kraftwerksleistung in den Sommermonaten bereits während der kommenden 40 Jahre verringern, schreiben die GERICS-Forscher.

Die Landwirtschaft muss sich ebenfalls auf häufigere, längere und intensivere Trockenzeiten im Sommer einstellen. In Nordrhein-Westfalen verdoppelt sich beispielsweise die Zahl der Tage, an denen Felder bewässert werden müssen, bis zum Jahr 2100 von 30 auf 60. Im Winter steigt nach Angabe der Autoren dagegen die Hochwassergefahr – unter anderem, weil in den Gebirgen weniger Niederschlag als Schnee fällt. Das Regenwasser wird daher in niedrigeren Lagen sofort von den Flüssen abtransportiert und bleibt nicht bis zum Frühjahr liegen. Genauere Prognosen für die Zukunft seien aber schwierig, da die Häufigkeit von Hochwasser nicht nur vom Klima, sondern auch von vielen anderen Faktoren abhängt, etwa von der Landnutzung oder von Talsperren.

Lebensgemeinschaften in Mooren, Sümpfen und Seen unter Stress

Besondere Belastungen sehen die Autoren um Hagemann auf Süßwasser-Ökosysteme zukommen. „Das ökologische Gleichgewicht terrestrischer Wassersysteme wurde durch den Menschen bereits erheblich verändert“, heißt es in dem Bericht. Veränderte Landnutzung, Bevölkerungswachstum und Umweltverschmutzung bedrohen die Lebensgemeinschaften in Mooren, Sümpfen, Seen und Flüssen. Durch den Klimawandel kommen weitere Stressfaktoren hinzu: Sinkende Grundwasserspiegel lassen Seen oder kleine Bäche austrocknen, höhere Wassertemperaturen verschärfen bestehende Probleme mit der Überdüngung und fördern Algenblüten. Auch fremde Arten könnten sich noch stärker ausbreiten als bisher. Das genaue Ausmaß der Folgen sei aber nur schwer zu beurteilen, da Ökosysteme auf Umweltveränderungen oft unvorhersehbar reagieren.

Der Klimawandel wirkt sich auch auf das Grundwasser aus, aus dem der größte Teil des Trinkwassers gewonnen wird. Die deutsche Bevölkerung wird jedoch auch in Zukunft nicht unter Wasserknappheit leiden. Der Studie zufolge wird im ganzen Land genügend Wasser vorhanden sein. Allerdings kann es in einigen Regionen zeitweise zu Engpässen kommen, etwa in Brandenburg oder in Ostbayern, schreiben die Forscher. Außerdem werden die Grundwasserspiegel in Zukunft stärker schwanken – zum einen, weil sich ein Teil der Niederschläge vom Sommer in den Winter verschoben hat, zum anderen, weil im Sommer während trockener Perioden mehr Grundwasser zur Bewässerung entnommen werden muss. Gleichzeitig erwarten die Forscher aber einen Rückgang des Wasserbedarfs, weil die Bevölkerung zurückgeht. Auch effizientere Haushaltsgeräte und die vermehrte Nutzung von Regenwasser führen dazu, dass weniger Trinkwasser verbraucht wird. In jedem Fall sollten sich Wasserversorger mit den Folgen des Klimawandels auseinander setzen, empfehlen die Autoren – etwa, um Bedarfsspitzen an heißen Tagen oder in Trockenperioden decken zu können. (Ute Kehse)

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