EU-Parlament nimmt Palmöl unter die Lupe

Landbesitzkonflikte, Zwangs- und Kinderarbeit, indirekte Landnutzungsänderungen konkret prüfen

Mit 30 Prozent Marktanteil ist Palmöl vor Sojaöl das meist angebaute Pflanzenöl der Welt. Immer mehr davon wird für Biokraftstoffe gebraucht – aber auch, was weniger bekannt ist, für Make-up, Kerzen und Reinigungsmittel, als Salat-, und Kochöl, für Margarinen oder Fertigpizze – Palmöl steckt in etwa jedem zweiten Produkt in deutschen Supermärkten. Allerdings ist es wegen seiner Umweltfolgen immer heftiger umstritten. „Das EU-Parlament zeigte nun klare Kante für eine nachhaltige Produktion“, schreibt Nicole Sagener auf EURACTIV.de

WWF-Palmöl-Report – Titel © Jürgen Freund, WWF-Canon

Fünf Prozent des Palmöls werden weltweit als Rohstoff für die Strom- und Wärmeproduktion und als Biokraftstoff genutzt – mit steigender Tendenz. Insgesamt verbraucht die Menschheit heute mit 60 Millionen Tonnen mehr als doppelt so viel Palmöl wie vor 15 Jahren (2001 waren es noch 25,6 Mio.t). Damit ist die Entwicklung der Ölpalmenkulturen für 20 Prozent der Entwaldung in den vergangenen Zwanzig Jahren verantwortlich. Die Folgen sind nicht mehr zu übersehen – vor allem für die beiden Hauptproduzenten von Palmöl, Indonesien und Malaysia. Sagener: „Die Artenvielfalt wird vernichtet, Einwohner werden von ihrem Land verdrängt, die tropischen Torfmoorwälder  – als Kohlenstoffdioxid-Speicher essentiell für das Ökosystem – schrumpfen zunehmend. Auch die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen stehen immer wieder in der Kritik.“

Das EU-Parlament fordert nun in einem eben verabschiedeten Bericht, Landbesitzkonflikte, Zwangs- und Kinderarbeit, und die Auswirkungen indirekter Landnutzungsänderungen konkret ebenso zu überprüfen wie die Produktion von Bio-Sprit. Französische Abgeordnete haben schon vor einem Jahr eine zusätzliche Steuer für Palmöl beschlossen. Ausgenommen sind nur nachhaltig produziertes Öl und Importe für Biokraftstoffe.

Weltweit werden derzeit jährlich 60 Millionen Tonnen Palmöl produziert. Der Palmöl-Verbrauch in Deutschland liegt gegenwärtig bei rund 1,8 Mio. t im Jahr. Davon gehen 41 Prozent in Biodiesel und 40 Prozent in Nahrungs- und Futtermittel. Weitere 17 Prozent werden von der Industrie für Reinigungsmittel, Kosmetika und Pharmaprodukte verwendet. Zurzeit verbrennt die EU 46 Prozent der Palmöl-Importe als Pflanzenkraftstoff.

Bisher war Palmöl allen Versuchen der Regulierung durch einen europäischen Rechtsrahmen entkommen. Das muss die Europäische Union ändern, fordert darum der Initiativbericht der GUE/NGL-Berichterstatterin Katerina Kone?ná zum Thema „Palmöl und die Rodung von Regenwäldern“, dem die EU-Parlamentarier am 05.04.2017 mit großer Mehrheit zugestimmt haben.

Ersatzstoffe für Palmöl sind allerdings keineswegs unproblematisch: Für Kokos-, Soja-, Sonnenblumen- und Rapsöl benötigt man wegen des geringen Ertrages viel größere Anbauflächen als für Ölpalmen. Also müsste gerade für Soja- und Kokosöl im tropischen Gürtel weiterer Regenwald gerodet werden. Dadurch würden wiederum zusätzlich große Mengen an CO2 freigesetzt und so der Treibhauseffekt verstärkt werden. Damit würde die Gefährdung von Tier- und Pflanzenarten weiter zunehmen. Besser wäre: Die Verbraucher würden ihr Konsumverhalten ändern.

Umweltorganisationen hätten wiederholt darauf bestanden, so Sagener, dass die Verwendung von landbasierten Biokraftstoffen, die mit Lebensmitteln konkurrierten, nicht dem Klima hälfen und die Ökosysteme gefährdeten. Dem komme der Bericht nun nach. Neben einer einheitlichen  Zertifizierungsregelung für Palmölimporte in die EU solle demnach ab 2020 in der EU verkaufter Biokraftstoff keine Pflanzenöle mehr enthalten, deren Herstellung Entwaldung verursache. Das hätten zwar einige Palmöl-Erzeugerländer verhindern wollen und die Mitglieder des Europäischen Parlaments in einem Brief aufgefordert, gegen den Bericht zu stimmen. Die Mehrheit der Abgeordneten habe sich aber nicht beirren lassen.

Palmöl-Palmen-Pflanzer legen Torfmoore trocken, roden riesige Waldflächen und bereiten so das Feld für Waldbrände und Schwelbrände unter der Erde, mit schweren gesundheitlichen Folgen für die dort lebenden Menschen. Palmöl-Plantagen bedecken laut WWF weltweit inzwischen zwölf Millionen Hektar Fläche – etwa ein Drittel der Bundesrepublik Deutschland. Wie kann es sein, fragt Greenpeace in einem neuen Report, dass Banken skrupellos agierenden Palmölproduzenten weiterhin Mittel bereitstellen? Der Bericht wirft ein Licht auf die Geldvergabe internationaler Banken, allen voran der in London ansässigen HSBC, die mit großzügigen Krediten zur Ausbeutung der indonesischen Regenwälder beitragen.

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