Trotz Divestment-Bemühungen bleibt dickes Finanzpolster für fossile Konzerne
Wie die Presseabteilung der Agentur für Erneuerbare Energien am 07.04.2017 mitteilt, werden die weltweiten Investitionen in Erneuerbare Energien von den Geldflüssen in klimaschädliche, fossile Energien immer noch weit in den Schatten gestellt. Darüber könne auch die zunehmende Attraktivität der Energiewende in der Finanzwelt nicht hinwegtäuschen.
Laut Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) lägen allein die jährlichen Investitionen in fossile Erdöl- und Gasförderung mehr als doppelt so hoch wie die Investitionen in Erneuerbare Energien.
„Das Umlenken von Geldströmen von fossilen in die Erneuerbare Energien muss rasch an Fahrt gewinnen, wenn wir die globalen Klimaschutzziele erreichen wollen“, mahnt der Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), Philipp Vohrer.
Weltweit suchten Investoren nach Anlagen und immer noch sind dies häufig Ölfirmen. Das zeige eine AEE-Auswertung zu den sechs großen Mineralölfirmen Shell, Exxon Mobile, BP, Chevron, Total und Conoco. Im Zuge des Ölpreisverfalls seien die Gewinne dieser Unternehmen deutlich gesunken. So sei der kumulierte Vorsteuergewinn der sechs Ölmultis von knapp 200 Mrd. $ im Jahr 2013 auf 18,5 Mrd. $ im Jahr 2015 gefallen, um sich 2016 auf 10,8 Mrd. $ zu verringern. Trotzdem verfügten die Unternehmen aktuell an der Börse Frankfurt immer noch über eine Marktkapitalisierung von mehr als 990 Mrd Euro.
Zum Vergleich: 2016 seien die Investitionen in Erneuerbare Energien-Anlagen auf knapp 242 Mrd. $ gesunken. Das habe an Kostensenkungen, aber auch an einer Verlangsamung des Ausbautempos in einigen wichtigen Staaten gelegen, wie aus einem Bericht des UNEP und Bloomberg New Energy Finance hervorgeht. Hingegen hätten die Investitionen in die Erschließung von Öl- und Gasvorkommen 2015 mehr als 580 Mrd. $ erreicht. „Die Relationen zeigen, dass der Ausstieg aus fossilen Investments, das Divestment, intensiviert werden muss“, fordert Vohrer.
Die Europäische Union habe hierzu mit ihrer 2017 in Kraft getretenen überarbeiteten Richtlinie zu Pensionsfonds (IOPR II) einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan.
Marktsignale erforderlich
Laut Berechnungen der IEA seien bis 2050 weltweit Investitionen in Höhe von 3.500 Milliarden US-Dollar pro Jahr notwendig, um mit hoher Wahrscheinlichkeit die Erderhitzung auf weniger als 2°C zu begrenzen. Ansätze von Unternehmen der traditionellen Energiewirtschaft, aus klimaschädlichen Aktivitäten aus- und auf Erneuerbare Energien umzusteigen, seien ermutigend, aber nicht ausreichend, kritisiert Vohrer.
So habe der EU-Verband der Stromwirtschaft Eurelectric diese Woche bekannt, seine Mitglieder wollten ab 2020 nicht mehr in Kohlekraftwerke investieren. Dass die polnischen und griechischen Unternehmen dieser Absichtserklärung ausdrücklich nicht folgten, zeige die Problematik solch freiwilliger Vereinbarungen.
„Damit Unternehmen aus der Öl- und Kohlewirtschaft endlich ihr Geschäftsmodell nachhaltig ändern, brauchen wir ein ehrliches Preisschild auf die Umwelt- und Klimaschäden der fossilen Energiewirtschaft. Dazu benötigen wir eine CO2-Bepreisung, die Marktsignale setzt“, fordert Vohrer.
->Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien