BBEn stellt neuen Bericht „Bürgerenergie – heute und morgen“ vor
Die gemeinschaftliche Nutzung von erneuerbarer Energie dürfte zur tragenden Säule eines zukünftigen Energiesystems werden. Voraussetzung für einen Boom des so genannten „Prosumings“ ist allerdings, dass Bürgerenergie-Akteure ihre Stärken konsequent weiterentwickeln und die Politik regulatorische Hemmnisse abbaut. Dies sind die zwei wichtigsten Erkenntnisse aus dem Bericht „Bürgerenergie – heute und morgen“, den das Bündnis Bürgerenergie am 06.04.2017 in Berlin vorgestellt hat.
Der Bericht zeigt für viele tausend Bürgerenergieprojekte in Deutschland und Europa auf, wie sie zu Vorreitern des gemeinschaftlichen Prosumings – also der Erzeugung, der Speicherung, des Verbrauchs und des Handels von sauberer Energie für Strom, Wärme und Mobilität innerhalb einer Gemeinschaft – werden können. Dabei gilt es vor allem, Hürden abzubauen.
„Die Regulierung auf dem Energiemarkt ist derzeit noch klar zum Nachteil dezentraler Versorgung ausgelegt. Wer bereits heute Energie-Prosumer ist und seinen Bedarf etwa mit einer genossenschaftlich betriebenen PV-Anlage selbst deckt, ist hoffnungslos gegenüber den Stromkonzernen und Netzbetreibern benachteiligt“, so René Mono, Autor des Berichts und Vorstand beim Bündnis Bürgerenergie. „Dieser Zustand muss sich ändern“, so Mono.
Indem sie Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften bildeten, könnten Bürger das zentralistisch angelegte Energiesystem von heute vom Kopf auf die Füße stellen – mit positiven Effekten für Klima, Demokratie, lokale Ökonomie und Akzeptanz.
„Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften sind im Energiebereich zum Schutz unserer Lebensgrundlagen zwingend notwendig. Und ihr Siegeszug wird, befeuert durch die technische und gesellschaftliche Entwicklung, auch durch eine negative Regulierung nicht aufzuhalten sein. Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften werden jedoch durch eine falsche Politik zur Stunde noch unnötigerweise in ihrer Entwicklung massiv behindert“, sagt René Mono. „Es kommt aber auch auf die Akteure der Bürgerenergie an“, so Mono weiter: „Denn für viele ist die Entwicklung von herkömmlichen Bürgerenergiegesellschaften hin zu Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaften noch ein langer Weg. Es gibt einiges zu tun von der Entwicklung von offenen Standards bis hin zu der Erhöhung von Usability, vor allem durch den Einsatz von digitalen Anwendungen. Auch dies zeigt unser Bericht“.
Durch die Analyse von Praxisbeispielen mache der neue Bericht aber auch deutlich: Was heute von erfindungsreichen und engagierten Bürgerenergiegesellschaften erprobt werde, könne zum Mainstream der Energiewelt im Jahr 2030 werden. Dabei spielten vier Schlüsselfaktoren entscheidende Rollen: Partizipation, Wirtschaftlichkeit des Direktverbrauchs, eine einfache Handhabung vor allem für die Anwender sowie der Aufbau der notwendigen Kompetenzen. An diesen Schlüsselfaktoren, so der Schluss der Autoren des Berichts, müssten die Bürgerenergiegesellschaften von heute ansetzen, um die Zukunft des Energiesystems im Sinne des Prosums prägen zu können.
[note Das Bündnis Bürgerenergie (BBEn) e.V. setzt sich für die dezentrale Energiewende in Bürgerhand ein. Mit knapp 200 Mitgliedern vereint es über 500.000 EnergiebürgerInnen aus ganz Deutschland, die sich einzeln als Privatpersonen oder gemeinschaftlich als Genossenschaftsmitglieder oder als Mitglieder in Organisationen für eine Stärkung der Energiewende in Bürgerhand engagieren. Diese Menschen eint die Überzeugung, dass die Energiewende nur mit breiter Verankerung der Bürgerenergie erfolgreich fortgeführt werden kann.]
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