„Nichts geschieht, was frei von Sinn wäre“
Im Schweizer Magazin „Spuren“ schreibt Martin Frischknecht über „How soon is now?“: „Der Band zählt gut 400 Seiten und enthält eine Fülle an Informationen über Missstände und Lösungsansätze, eine Tour de Force wider den Zeitgeist, ein Plädoyer gegen das Verdrängen“. Es spreche aber weniger ein besorgter als ein gelassener Mensch. Frischknecht meint einen, „der in geistigen Höhenflügen sehen durfte, dass nichts geschieht, was frei von Sinn wäre, dass sich alles zur rechten Zeit ereignet, und dass jedes Geschehen einem übergeordneten Plan entspricht, den zu erkennen wir bloß selten in der Lage sind. Die Krise, die wir derzeit durchlaufen, die rasante Verschlimmerung unserer Öko-Bilanz, die Unfähigkeit der Völker und deren politischer Führung, das Steuer herumzureißen und die Fahrt in den Abgrund aufzuhalten, läuft nach Pinchbecks Dafürhalten auf einen immensen Lernschritt unserer Evolution hinaus. Als Menschheit stehen wir vor einer Art von Lektion, wie wir sie – falls überhaupt – nur aus dem individuellen Leben kennen: eine Initiation.“
Menschheit im Geburtskanal
Laut Frischbeck/Pinchbeck „komme es darauf an, die missliche Lage auszuhalten und darauf zu warten, dass sich etwas Unvorhersehbares ereigne. Verzweifeln mag Daniel Pinchbeck darüber nicht. Im Gegenteil“. Er glaubt, diese Entwicklung sei derart perfekt terminiert und laufe sinnvoll ab wie ein Vorgang in der Evolutionsbiologie: „Wir folgen dabei vielleicht einem Programm oder einer Abfolge, so ähnlich wie bei der Entwicklung des Fötus, bei der die Mutter ihrem Kind in genauen Intervallen chemische Signale sendet bis hin zur Geburt. Was wir verstehen und artikulieren können, ist Teil des Programms, das der Code ausführt, während er sich selbst schreibt. Ich bin der Meinung, dass wir uns im Moment gerade im Geburtskanal befinden, auf dem Weg zur nächsten Schwelle unseres Erwachens, der nächsten Phase unseres Lebens als Spezies.“
[note Vorwort von Sting (Gordon Matthew Thomas Sumner – zum Namen s. https://de.wikipedia.org/wiki/Sting)
„Unsere entfernten Vorfahren hätten wohl nie das Meer verlassen, wenn es vor gut 400 Millionen Jahren keine ökologische Krise gegeben hätte, die sie im Lauf von Generationen zwang, an Land zu gehen. Beim Blick auf die Geschichte unserer Spezies wird deutlich, dass wir uns nur durch Krisen weiterentwickeln. Wir machen auf individueller wie kollektiver Ebene nur dann Fortschritte, wenn wir uns außerhalb unserer Komfortzone befinden. Die Chronik der Entwicklung des Lebens auf Erden ist voll von kurzlebigen Arten, die sich den Veränderungen nicht anpassen konnten.
Und wir Menschen sind durch unseren zerstörerischen Einfluss auf den Planeten auf dem besten Wege, zu einer weiteren Spezies auf dieser Liste zu werden. Vielleicht braucht die Erde mal eine Pause von ihren krank machenden Gästen.
Daniel Pinchbecks Buch How soon is Now? befasst sich mit der enormen Diskrepanz zwischen den Auswirkungen unseres Tuns und der ökologischen Tragfähigkeit unserer Erde. Insgeheim wissen wir alle, dass der aktuelle Zustand nicht mehr lange aufrechterhalten werden kann, gibt es doch bereits zahlreiche Anzeichen des Zerfalls.
Während ich dies schreibe, befindet sich Großbritannien noch im Schockzustand nach dem „Brexit“, Der EU-Austritt des Vereinigten Königreichs kommt zu einer Zeit, in der die ganze Welt Einheit bräuchte, in der ein Angst schürender, die Klimaveränderung leugnender Milliardär der nächste Präsident der Vereinigten Staaten wird und in Alaska der Sommer früher kam als je zuvor. Was auch immer am Ende die Folgen dieser Ereignisse sein werden, sie zeigen uns, dass wir nicht länger so weitermachen können wie bisher. Was uns heute als ‚normal‘ erscheint, wird keinen Bestand mehr haben. Und wir werden uns nicht mehr auf unsere zusammenbrechenden Institutionen verlassen können.
Viele Wissenschaftler, die sich mit der globalen Erwärmung beschäftigen, sind davon überzeugt, dass wir kurz vor dem Punkt stehen, an dem es kein Zurück mehr gibt. Obwohl die meisten von uns das Offensichtliche nicht wahrhaben wollen, brauchen wir jetzt den Mut, der Realität ins Auge zu blicken – nicht nur um unserer selbst willen, sondern auch für unsere Kinder und Enkel, die ebenfalls von der Klimaveränderung betroffen sein werden.
Was ich an diesem Buch sehr schätze, ist, dass es nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommt, was strategisch viel effektiver sein könnte als das übliche Benennen von Schuldigen. Auch wenn wir die Verursacher der schlimmsten Schäden nicht ungeschoren davonkommen lassen können, ist der wichtigste ‚Punkt doch der, dass wir alle Teil desselben Systems sind – eines Systems, das neu gestaltet werden muss.
In How soon is Now? zeigt Daniel, dass trotz aller realen Gefahren auch große Potenziale und Chancen in der heutigen Zeit liegen. Wir können diese Chancen jedoch nur dann nutzen, wenn wir den Mut haben, uns den Bedrohungen zu stellen, die unsere Existenz auf diesem Planeten gefährden, und gemeinsam dagegen vorgehen.“]
Daniel Pinchbeck ist Philosoph, Futurist und Bestsellerautor von 2012. Die Rückkehr der gefiederten Schlange sowie Herausgeber des führenden Internetmagazins für spirituelle Transformation Reality Sandwich. Mit seiner Non-Profit-Organisation Center for Planetary Culture widmet er sich der Entwicklung alternativer Lösungsansätze für die drängendsten ökologischen, sozialen und politischen Probleme unserer Zeit. Pinchbecks Beiträge sind u.a. im New York Times Magazine, dem Rolling Stone, in The Village Voice und Esquire erschienen (www.pinchbeck.io).
->Quelle: scorpio-verlag.de/How-soon-is-Now.html