Die Werkstätten – „Kreuzung“, „Küche“, „Bank“, „Fabrik“, „Baustelle“
Die Zukunft der Mobilität werde nicht in Deutschland, sondern weltweit entschieden. Besonders China werde schneller aus dem fossilen Verbrennungsmotor aussteigen, als wir es uns heute vorstellten. Darauf müsse die Industrie im eigenen Interesse reagieren. Das war die deutliche Botschaft aus der Werkstatt „Kreuzung“.
Das Auto stehe für ein Mobilitätsversprechen, es sei bequem und spontan nutzbar. Diese Vorteile müsse der ÖPNV auch leisten. Die Nutzer entschieden nach: Zeitbedarf, Kosten und Bequemlichkeit. Deshalb mache ein MobilPass Sinn, der deutschlandweit Planung und Buchung unkompliziert ermögliche, so Stephan Kühn. Er ist Sprecher für Verkehrspolitik der grünen Fraktion.
Die neue Berliner Wirtschaftssenatorin Ramona Pop plädierte dafür, dass Politik und Industrie beim Mobilitätswandel nicht länger einander die Verantwortung und damit auch die Kosten zum Beispiel für die Ladeinfrastruktur zuschieben, sondern an einem Strang ziehen.
Die Werkstatt „Küche“ wurde von Nicole Maisch moderiert. Sie ist Sprecherin für Verbraucherpolitik der grünen Bundestagsfraktion. Kontrovers diskutiert wurde, ob „Discount-Bio“ die Qualität und Innovationskraft der Bio-Vorreiter kaputtmacht, oder ob wir genau diese Schritte in der Masse brauchen.
Ob Pflanzenfleisch die Zukunft gehört, war eine weitere heftig umstrittene Frage. Weitgehend einig waren sich die Teilnehmer, dass Preise die ökologische Wahrheit sagen müssen. Hier muss die Politik tätig werden, denn der Markt kann das nicht leisten.
Die zeitgleich in Baden-Baden tagenden G-20-Finanzminister waren bei der Werkstatt „Bank“ gefühlt mit im Raum. Das Problem, das zur Diskussion stand: Die G-20-Regulierung bevorteilt Großbanken, kleine, innovative Institute haben das Nachsehen. Kein Wunder also, dass der Marktanteil nachhaltiger Banken in Deutschland mit 0,4 Prozent verschwindend gering ist, obwohl – zumindest in diesem Werkstattgespräch – sich alle Anwesenden mehr nachhaltige Finanzangebote wünschen. Dabei war klar, dass man mit nachhaltigen Geldanlagen zwar Positives anstoßen, nicht aber Negatives verhindern könne. Das bleibe Aufgabe der Politik.
Gerhard Schick ist Sprecher für Finanzpolitik der grünen Bundestagsfraktion. Er wies darauf hin, dass auch hier die Bundesregierung Öko erst von Peking lernen müsse – im konkreten Fall Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Denn es war China, das die nachhaltigen Finanzmärkte als Thema in die G20 eingeführt hat.
Ökologischere Produkte, die langlebig sind und energieeffizient, haben häufig einen vergleichsweise höheren Kaufpreis als herkömmliche Produkte. Das hält so manchen vom Kauf ab. Aus der Werkstatt „Fabrik“ kam daher die Empfehlung, auf eine Lebenszyklusbetrachtung umzusteigen, denn nachhaltige Produkte halten länger, der Kaufpreis ist nur ein Teil der Lebenszykluskosten.
Mit unseren Gästen diskutierte hierüber die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Kerstin Andreae. Spannend war die betriebliche Perspektive auf die Effekte von Nachhaltigkeitsabteilungen, wie sie große Unternehmen oft eingerichtet haben. Ihnen wird wenig Kraft bei der Transformation zugetraut, weil sie keinen Zugriff auf die Produktion selbst haben. Das aber wäre zentral, um das Vertrauen derer zu gewinnen, die damit verfahren sollen.
Wie komplex die Transformation gedacht und angegangen werden muss, zeigen die längst vorhandenen biologisch abbaubaren Kunststoffe. Ohne entsprechende Verfahren zur Müllentsorgung nutzen diese wenig. Die gesamte Kreislaufkette muss mitgedacht werden. Der Ansatz der grünen Bundestagsfraktion zur Regulierung sieht politische Ziele und Leitplanken vor. Konkrete Instrumente und Maßnahmen seien aber den AkteurInnen in der Wirtschaft zu überlassen. Dies fand breite Zustimmung, hielt Moderator Dieter Janecek fest. Er ist in der grünen Bundestagsfraktion Sprecher für Wirtschaftspolitik.
Hinter der Debatte in der Werkstatt „Baustelle“, die Chris Kühn, Sprecher für Baupolitik moderierte, steckte die ganz grundsätzliche Frage, ob ein ökologisches Verhalten auch einen Verzicht auf Lebensqualität bedeuten muss. Die gute Nachricht: Eindeutig nicht. Statt zu verzichten geht es darum, das einfache Leben gut zu machen, Bestehendes zu pflegen und besser zu nutzen, denn mit wenig können wir gut auskommen.
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