Treffen der G20-Finanzminister am Rande der Weltbanktagung: WWF fordert nach Debakel von Baden-Baden klares Bekenntnis zum Klimaschutz
Nach der klimapolitisch unzulänglichen Abschlusserklärung von Baden-Baden fordert der WWF die G20-Finanzminister in einer Presseerklärung vom 20.04.2017 auf, sich auf ihrem nächsten Treffen deutlich zum Klimaschutz zu bekennen. Die Minister und Zentralbankchefs kommen am Rande der Weltbanktagung am 20. und 21.04.2017 in Washington zusammen.
„Die Finanzwelt existiert nicht im luftleeren Raum. Vollziehen Länder unter anderem mit der Abkehr von Kohle, Öl und Gas die für den Klimaschutz dringend nötige Wende, muss auch der Finanzmarkt entsprechend reagieren, sonst drohen immense Wertverluste“, sagt Matthias Kopp, Leiter Sustainable Finance beim WWF Deutschland.
Bei dem Treffen der G20-Finanzminister in Baden-Baden im März war das Bekenntnis zum Klimaschutz aus der Abschlusserklärung verschwunden. „Es ist nahezu fahrlässig, auf dem Finanzmarkt Klimaschutz und Umweltrisiken auszublenden. Die G20-Staaten haben sich mit der Unterzeichnung des Pariser Klimaschutzabkommens dazu verpflichtet, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten wird sich die Weltwirtschaft entsprechend neu ausrichten“, sagt Kopp. „Ignoriert die Finanzwelt diesen Wandel, baut sich die nächste weltweite Finanzkrise auf, die nicht mehr durch Steuergelder gelöst werden kann.“ Sogenannte Stranded Assets könnten für Millionen Menschen schwerwiegende Folgen haben, wenn etwa ihre Altersvorsorge in Pensionsfonds durch Investitionen in fossile Energieträger von Wertverlusten betroffen sei.
Der WWF fordere deshalb, dass bei Finanzierungsentscheidungen künftig auch Umweltrisiken ausreichend erfasst und berücksichtigt würden. „Mit der Arbeitsgruppe zur Transparenz finanzieller Klimarisiken (TCFD) haben wir bereits ein Gremium, das fundierte Empfehlungen gegeben hat: Diese müssen aber auch implementiert werden und hier haben die G20 eine wichtige Rolle“, so Kopp.
Ähnlich verhalte es sich mit der Forschungsgruppe zur sogenannten Green Finance: Um ihr Know-how richtig zu nutzen, sollte sie eine feste G20-Arbeitsgruppe werden. Sinnvoll sei darüber hinaus, das Finanzsystem zum Beispiel mit Stresstests auf Klima- und Kohlenstoffrisiken zu prüfen und für diese Analysen Szenarien einer „Deutlich- unter-zwei-Grad-Welt“ hinzuzuziehen.
Was jetzt schon klar sein sollte: Klima-und umweltschädliche Subventionen seien mit einer solchen Welt nicht kompatibel. „Es ist eine Blamage, dass öffentliche Gelder noch immer in Produkte und Unternehmen fließen, die unsere Lebensgrundlage zerstören“, kritisiert Kristin Reißig, Referentin für internationale Klimapolitik beim WWF.
Die G20-Staaten hätten eigentlich schon 2009 zugesagt, fossile Energien nicht länger subventionieren zu wollen. Aber noch immer fehle ein konkretes Enddatum. „Spätestens 2020 muss nun wirklich Schluss sein mit dieser destruktiven Subventionspolitik.“
Zum Umlenken der weltweiten Finanzströme müsse außerdem gehören, die vom Klimawandel am stärksten betroffenen Länder zu unterstützen: „Wirtschaftlich schwächere Länder brauchen dringend bessere finanzielle Unterstützung, damit auch sie ihre Entwicklung nachhaltig gestalten können. Die G20 tragen dabei als größte Wirtschaftsnationen eine besondere Verantwortung: Es gilt, den Zusagen aus dem Pariser Abkommen und den UN-Zielen zur nachhaltigen Entwicklung auch Taten folgen zu lassen“, sagt Reißig.
Bei dem Treffen in Washington werde kein offizielles Kommuniqué erwartet. Der WWF fordere die G20-Finanzminister dennoch auf, sich schon jetzt für die Verankerung des Klimaschutzes im Finanzmarkt stark zu machen, um den Staatschefs beim G20-Gipfeltreffen im Juli den Weg zu ebnen. „Deutschland mit seiner aktuellen Präsidentschaftsrolle innerhalb der G20 muss dabei weiterhin besonderen Einsatz zeigen – auch oder gerade dann, wenn andere Länder auf die Bremse treten sollten“, so Reißig.
->Quelle: WWF