Minister Remmel: „Zehn schmutzige Kohlekraftwerke in NRW müssen vom Netz“
In der „Düsseldorfer Erklärung“ haben am 29.04.2017 vier grüne Länderminister aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und NRW die Forderung nach einem Kohleausstiegsgesetz untermauert, das die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen für einen verlässlichen Ausstieg aus der Kohleverstromung schafft, wie der Pressemitteilung des NRW-Umweltministeriums am Tag der Unterzeichnung zu entnehmen ist:
Zu den Kernforderungen zählen
- CO2-Budgets für alle fossilen Kraftwerke, die dynamisch abgesenkt werden,
- ein Verbot für neue Kohlekraftwerke,
- Tagebaue, Enteignungen und Umsiedlungen,
- sowie ein Fonds, in den die Rückstellungen der Unternehmen für die Rekultivierung des Braunkohletagebaues übertragen werden.
- Noch im laufenden Jahr soll auf Bundesebene eine Kohleausstiegskommission eingesetzt werden.
Die vorgeschlagenen CO2-Budgets sollen sich an den Emissionen eines modernen Gaskraftwerks orientieren und dazu führen, dass noch vor 2020 in Deutschland rund 20 besonders klimaschädliche Stein- und Braunkohlekraftwerksblöcke stillgelegt werden, zehn davon aus NRW, erläuterte NRW-Umweltminister Johannes Remmel. Die Auswahl ergebe sich aus einer Abwägung anhand der Faktoren Wirkungsgrad, Wärmeauskopplung, jährliche CO2-Emissionen, Anlagenalter und Systemrelevanz.
„Zehn schmutzige und klimaschädliche Kraftwerke in NRW müssen über die bisherigen Planungen hinaus möglichst schnell und sozialverträglich abgeschaltet werden. Zur Diskussion stehen Blöcke der Braunkohlekraftwerke Weisweiler, Niederaußem und Neurath sowie Steinkohlekraftwerkeblöcke im Ruhrgebiet, zum Beispiel in Gelsenkirchen – ältere, zwischen 1965 und 1975 gebaute Kraftwerke ohne Fernwärme“, forderte Minister Remmel. Seine Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) ging prompt auf Gegenkurs: Das sei eine Wahlkampfposition der Grünen, „nicht die Position der NRW-Landesregierung“.
Beeindruckt zeigte sich der baden-württembergische Umwelt- und Energieminister Franz Untersteller von einem der effizientesten Erdgaskraftwerke der Welt auf der Lausward in Düsseldorf. Als Hauptanteilseigner der EnBW ist das Land Baden-Württemberg auch mehrheitlicher Besitzer der Stadtwerke Düsseldorf.
„Dieses Kraftwerk zeigt, wie effizient und sauber heute Energie und Wärme erzeugt werden können. Daher ist es konsequent, die Emissionswerte solcher Kraftwerke als Basis der von uns geforderten CO2-Budgets zu nutzen. Was technisch möglich ist, muss im Sinne der weltweiten Klimaschutzziele auch Gesetz werden,“ sagte Untersteller.
Hessens Wirtschafts- und Energieminister Tarek Al Wazir erinnerte daran, dass Deutschland drohe, sein eigenes Klimaziel für 2020 zu verpassen.
„Wenn jetzt kein schrittweiser und planvoller Ausstieg aus der Kohleverstromung eingeleitet wird, sind die Klimaziele nicht mehr zu erreichen. Weltweit geht der Zug längst in Richtung Decarbonisierung und nachhaltige Produktion. Deutschlands Wirtschaft darf ihn nicht verpassen und macht zum Teil längst aus Klimaschutz erfolgreiche Geschäftsmodelle.“
Ulrike Höfken, Umwelt- und Energieministerin in Rheinland-Pfalz, erinnerte daran, dass Kohlekraftwerke neben dem klimarelevanten CO2-Ausstoß auch die Probleme der Luftverschmutzung weiter verschärfen. „Erst gestern hat die Bundesregierung auf Druck der Kohlewirtschaft in Brüssel gegen die Verschärfung der Grenzwerte von Stickoxiden und Quecksilber gestimmt. Die Kohle bedroht nicht nur das Klima, sondern auch die Gesundheit der Menschen.“
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